Hustendes Kind hält Teetasse.
Seit Jahren waren nicht mehr so viele Kinder und Erwachsene in Sachsen an Keuchhusten erkrankt wie 2024 (Symbolfoto). Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Infektionen 15 Mal mehr Erkrankungen: Keuchhusten-Welle in Sachsen 2024

22. Januar 2025, 03:02 Uhr

Im vorigen Jahr meldeten Ärzte 15 Mal mehr Keuchhustenfälle als im Jahr davor. Untypischerweise erkrankten in Sachsen auch Schüler und junge Erwachsene, nicht nur Kleinkinder und ältere Menschen. Experten wissen: Das liegt nicht nur an Nachholeffekten nach Corona, sondern auch an Schludrigkeit, Unwissen oder Impfskepsis.

Im vergangenen Jahr haben die Behörden in Sachsen deutlich mehr Fälle von Keuchhusten gezählt als 2023. Die vorläufige Statistik der Landesuntersuchungsanstalt weist für 2024 insgesamt 1.764 übermittelte Erkrankungen aus. Betroffen waren vor allem Kinder, Teenager und junge Erwachsene.

Die Erkrankungszahlen im Vergleich

  • 2025: In den drei ersten Wochen wurden 56 Fälle übermittelt
  • 2024: 1.764 Keuchhusten-Fälle - 1.648 Erkrankungen mehr als im Vorjahr
  • 2023: 116 Fälle
  • 2022: 73
  • 2021: 22
  • 2020: 113

Die Grafik zeigt die Zahl der Erkankungsfälle in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Wählen Sie oben links das Bundesland per Mausklick aus).

Gründe für hohe Infektionszahlen

Nach Angaben der Landesuntersuchungsanstalt ist ein Jahr mit erhöhten Fallzahlen nach Jahren mit geringer Krankheitslast nicht ungewöhnlich, weil Infektionskrankheiten in Wellen auftreten. Keuchhusten sei typischerweise alle vier bis sechs Jahre stärker.

Die Entwicklung 2024 begründeten die Behörden mit einem Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie, mit abnehmender Immunität nach Infektion und Impfung und mit Impflücken. Denn es erkrankten viele Schüler und junge Erwachsene, weniger die ansonsten deutlich häufiger betroffenen Kleinkinder, hieß es.

Eine Ärztin schaut einem Mädchen in den Rachen. 1 min
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Das raten Ärzte Eltern und Erwachsenen

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Grundimmunisierung im ersten Lebensjahr sowie Auffrischungen im Grundschulalter und später als Erwachsene. Nach Angaben des sächsischen Sozialministeriums nehmen die Impfraten der Kinder, deren Impfausweise bei der Schuleingangs-Untersuchung vorgelegt wurden, stetig ab, ebenso die der Vierjährigen in Kitas.

Auch der Impfstatus von Sechstklässlern, der seit jeher nicht gut sei, habe sich 2023/2024 noch deutlich verschlechtert. 2022 waren noch 91,5 Prozent der Schulanfänger gegen Keuchhusten geimpft, so lag die Quote beim nächsten Jahrgang um einen Prozentpunkt niedriger - und bei den Sechstklässlern 2022/2023 bei 41,5 Prozent.

Sachsen unter Bundesniveau bei Impfung gegen Keuchhusten

Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) weisen eine bundesweite Impfquote von 77 Prozent aus. Sachsen liegt mit 72,1 Prozent deutlich darunter. Als Gründe nannte die Landesuntersuchungsanstalt: simples Versäumen der Impfung, Angst vor Nebenwirkungen oder Impfschäden, Unwissenheit, Fehl- und Falschinformationen sowie generelle Impfskepsis.

"Es gibt eine gute und sichere Impfung gegen Keuchhusten", sagte Sozialministerin Petra Köpping (SPD). Vor allem Säuglinge und ältere Menschen seien gefährdet, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden. "Deshalb ist es auch wichtig, dass deren Kontaktpersonen geimpft sind."

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MDR (kk)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 21. Januar 2025 | 20:00 Uhr

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