Geplante Einsparungen So kämpft Nordsachsen gegen Kürzung der S4
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22. Januar 2025, 05:00 Uhr
Die Nachricht von der geplanten Kürzung der S-Bahn-Linie 4 sorgte Anfang Oktober für großen Unmut in Nordsachsen. Zum Jahresbeginn 2026 soll die Strecke nicht mehr von Leipzig bis nach Falkenberg in Brandenburg durchfahren, sondern vorzeitig enden. Für Pendler bedeutet dies den Verlust des Ein-Stunden-Takts und den Umstieg auf weniger komfortable Alternativen wie Busse. Kommunalpolitiker wollen das nicht hinnehmen und setzen sich gemeinsam für den Erhalt der Verbindung ein.
Am vergangenen Freitag haben sich die Bürgermeister von Beilrode, Arzberg und Torgau mit ihren Kollegen aus Brandenburg getroffen. Gemeinsam mit zahlreichen Unterstützern protestierten sie im Zug ab Torgau gegen die geplante Kürzung der S-Bahn-Linie 4.
Torgaus Oberbürgermeister Henrik Simon betonte die Bedeutung der Linie: "Die Anbindung über die Ländergrenze ist ganz wichtig, weil die Region auch miteinander zusammengewachsen ist, wir über die Landesgrenze hinaus sehr gut miteinander zusammenarbeiten." Die Kürzungspläne wären ein "wesentlicher Einschnitt in die Beweglichkeit der Menschen im ländlichen Raum."
Drei Haltestellen von Streichung betroffen
Der Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig plant nach eigenen Angaben, drei Haltestellen der S4 zu streichen, darunter den nordsächsischen Bahnhof in Beilrode. Ohne die schnelle S-Bahn-Verbindung bliebe dort ab 2026 nur ein Regionalexpress - und das im Zwei-Stunden-Takt statt wie bisher stündlich.
Laut Industrie- und Handelskammer Leipzig wäre das einen klarer Nachteil für den Standort. Auch der Bürgermeister von Beilrode, René Vetter, sieht die Zukunft der Region in Gefahr: "Dieser S-Bahn-Halt gerade in Beilrode ist der größte Standortvorteil im ländlichen Raum, den wir haben. Wir sind nicht Leipzig und wir sind nicht Dresden, wir sind ländlicher Raum." Das sei gut, aber man brauche den S-Bahn-Halt.
Hohe Kosten und geringe Auslastung als Argumente
Die geplante Kürzung begründet der Zweckverband mit hohen Kosten und einer vermeintlich geringen Auslastung. Diese Argumentation können die mehr als 300 Fahrgäste, die sich dem Protest im Falkenberger Bahnhof angeschlossen haben, kaum nachvollziehen. Pendler wie Lokführer Pierre Möbius schilderten am Freitag eine andere Realität. "Im Berufsverkehr, im Schülerverkehr, im Wochenendverkehr, gerade mit dem Anschluss nach Berlin von Falkenberg aus, wird die S-Bahn sehr gut benutzt und das wäre ein Verlust."
Lebensader für die Region
Für viele Bahnfahrende nach und von Nordsachsen ist Falkenberg ein wichtiges Drehkreuz. Auch aus Brandenburg würden zahlreiche Berufsschüler, Studenten und Arbeiter pendeln, erzählte Landarzt Sven Thielemann. Viele seiner Patientinnen und Patienten kämen aus anderen Bundesländern. Der Wegfall des S-Bahn-Halts wäre "eine Riesenkatastrophe für alle Patienten in der Region. Da wir 13 Hausärzte nicht besetzt haben, kommen Patienten aus Torgau, Falkenberg, Elbe-Elster und Sachsen-Anhalt zu uns zum Hausarzt und dann auch wieder zu den Fachärzten."
Petition gegen das Aus der Linie 4
Das Land Brandenburg hatte bereits signalisiert, die Finanzierung der Linie bis zur Landesgrenze sicherzustellen. Dennoch könnte der länderübergreifende Nahverkehr an den letzten zwölf Kilometern auf sächsischer Seite scheitern. Um dies zu verhindern, haben bereits 3.000 Nordsachsen und Brandenburger eine Petition unterschrieben. Die Kommunalpolitiker hoffen, mit diesem breiten Rückenwind die geplante Streichung noch verhindern zu können.
MDR (ben/sch)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 20. Januar 2025 | 16:30 Uhr