Abfischen des Schlossteiches in Moritzburg
Die Teichfischerei ist ein körperlich anstrengender Beruf. Dem Fischereiverband in Sachsen zufolge können immer weniger Karpfenproduzenten auskömmlich von ihrer Arbeit leben und gleichzeitig die Umweltauflagen erfüllen. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Sylvio Dittrich

Binnenfischerei in Sachsen Fangmenge gekappt: Karpfenzüchter kritisieren neue Umweltauflage

12. Oktober 2024, 16:47 Uhr

Die sächsischen Karpfen-Züchter schauen pessimistisch in die Zukunft. Dem Geschäftsführer des Sächsischen Fischereiverbandes Richard Kuntzsch zufolge machen den Teichwirten verschärfte Naturschutzregeln zu schaffen. Demnach dürften die Betriebe nur noch 400 Kilogramm Fisch pro Hektar produzieren, zuletzt seien es 1.000 Kilo gewesen. Hinzu kommen vermehrt Schäden durch Fischräuber wie Kormorane und Fischotter.

Mitglied des Anglervereins Rödertal e.V. beim Abfischen des Schlossteiches in Hermsdorf, 2010
Im Herbst werden in Sachsen die Karpfenteiche abgefischt. Der Fischereiverband beklagt die Reglementierung der Fischwirte durch die Behörden, die Obergrenzen für die Fischmenge setze. (Symbolbild) Bildrechte: imago images / Sylvio Dittrich

Fördergelder gleichen Verlust nicht aus

Die Kappung der Karpfen entspricht der seit 2023 geltenden Förder-Richtlinie "Teichwirtschaft und Naturschutz". Die verbietet auch das Angeln und die Kalkung zur Desinfektion. Laut Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) soll sie in den Teichen die Artenvielfalt mit gefährdeten Tieren und Pflanzen bewahren. Für die Einhaltung fließen Fördergelder. In diesem Juni reichte das Umweltministerium rund drei Millionen Euro an 84 Teichwirtschaften in Sachsen aus, auch um Mehrkosten und Ertragsausfälle auszugleichen.

Fischer müssen mit ihrem Produkt ein auskömmliches Einkommen erzielen. Das scheint manchen in der Politik nicht klar zu sein.

Richard Kuntzsch Geschäftsführer Sächsischer Fischereiverband

Umweltschäden durch Karpfenzucht Die intensive Teichfischerei in einem künstlichen Gewässer stufen Umweltschützer als ökologisch bedenkliche Massentierhaltung unter Wasser ein. Dadurch gelangten Chemikalien, Nahrungsreste, Fischkot und Antibiotika in die Umwelt. Die mit hohen Futtermengen herangezüchteten Karpfen sind demnach Nahrungskonkurrenten seltener Wasservögel und Insekten und hemmen das Wachstum von Wasserpflanzen durch Wühlen am Teichboden.
Quellen: WWF, NABU

Behörde will Obergrenze auf Prüfstand stellen

Kuntzsch zufolge können die Ausgleichszahlungen die Verluste nicht kompensieren. Fischer müssten ein auskömmliches Einkommen erzielen. "Das scheint manchen in der Politik nicht klar zu sein." Um eine schwarze Null einzufahren, bräuchten sie 750 Kilogramm Fisch pro Hektar. Laut Agrarministerium betrifft die Kappung aber nur ein Drittel besonders geschützter Teiche, wenn Teichwirte dafür eine Förderung erhalten wollen. Die Begrenzung auf 400 Kilogramm pro Hektar komme aber auf den Prüfstand.

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MDR (wim/tbi)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | NACHRICHTEN | 12. Oktober 2024 | 08:00 Uhr

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