Carola Rackete steht vor ihrer Wahl zur Kandidatin für das Europaparlament für die Partei die Linke.
Carola Rackete nennt die Klimakrise "eine Herausforderung ungekannten Ausmaßes". Als parteilose Aktivistin will sie sich für Die Linke auf Europaebene für Klimagerechtigkeit einsetzen und für eine Ende der Bodenspekulationen in der Landwirtschaft. Bildrechte: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Spitzenkandidaten für die Europawahl Kandidatin der Linken in Sachsen: Die Kapitänin und Aktivistin Carola Rackete

06. Juni 2024, 13:39 Uhr

Als die Linke ihr Spitzenpersonal für die Europawahl nominierte, rieben sich einige überrascht die Augen: Denn da wurde eine Frau ins Rennen geschickt, die bereits international für Schlagzeilen gesorgt hatte: Carola Rackete. Vor vier Jahren hatte sie als Kapitänin Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet und damit ein politisches Kräftemessen ausgelöst.

  • Carola Rackete wurde am 8. Mai 1988 geboren und wuchs in Hambühren bei Celle auf.
  • Sie hat Nautik in Elsfleth studiert, heuerte danach als nautische Offizierin auf dem Forschungsschiff Polarstern für das Alfred-Wegener-Institut an und beendete 2018 ein Master-Studium für Naturpark-Management in Liverpool.
  • Nach eigenen Angaben betreibt Rackete seit 2018 freiberufliche Öko-Kampagnen zu den Themen Menschenrechte, Naturschutz, Antarktis und Klimagerechtigkeit.

Ohne Parteibuch auf Spitzenplatz nominiert

Sie steht hinter dem Spitzenkandidaten und Bundesvorsitzenden der Linken, Martin Schirdewan, auf Listenplatz 2. Ihr Gesicht kennen viele aber aus anderen Diskussionen: Carola Rackete. Die parteilose Aktivistin ist für ihren Einsatz für Geflüchtete und bei Klima-Demonstrationen bekannt geworden. Die heute 36 Jahre alte Kapitänin machte 2019 international Schlagzeilen, als sie mit dem Schiff "Sea Watch 3" mit Geflüchteten aus Libyen, die sie aus Seenot gerettet hatte, trotz Verbot der italienischen Behörden die Insel Lampedusa anlief und sich auf das Nothafenrecht berief.

Dass der Parteivorstand Rackete 2023 an den Gremien vorbei als Spitzenkandidatin nominierte, galt als Coup, stieß innerhalb der Partei aber auch auf viel Kritik. Racketes Positionen für Klimagerechtigkeit, offene Grenzen und Flüchtlingshilfe galten als kaum vereinbar mit der bisherigen Parteipolitik, zitierte "Der Tagesspiegel" den Ex-Vorsitzenden Klaus Ernst. Der Politologe Oliver Lembcke sah in der Nominierung einen Schachzug, der auch als ein Angriff auf die Grünen verstanden werden könne. Andererseits könnte die Linke in Ostdeutschland potenzielle Wähler verprellen, die nicht so links seien, wie es sich die Partei gerne wünschen würde.

Aktivistische Themen

Die Ökologin indes will sich auf Europaebene dafür einsetzen, dass die "Verursacher der Klimakrise zur Verantwortung" gezogen und "Entscheidungen für das Gemeinwohl" getroffen werden. Heißt für die Aktivistin: fossile Konzerne vergesellschaften, Boden-Spekulationen in der Landwirtschaft stoppen und dem globalen Süden Schulden erlassen. Und: "eine sichere Perspektive für Menschen, die durch die Klimakrise zur Flucht gezwungen sind", schreibt die Spitzenkandidatin über ihre politische Motivation.

Carola Racketes Vater Ekkehardt wurde nach der Verhaftung seiner Tochter im Hafen von Lampedusa im MDR-Interview gefragt, ob er sich um seine Tochter sorge: "Sie hat schließlich zwei Hochschulstudien hinter sich und ist mehr in der Weltgeschichte rumgekommen als die meisten anderen Leute. Von daher weiß sie relativ gut, was sie tut."

Wer neben den Kandidaten der großen Parteien sonst noch aus Sachsen zur Europawahl antritt (Listenplätze 1-10):

Piraten:

  • Anne Herpertz aus Dresden, Politikwissenschaftlerin
  • Paul Diegel aus Freiberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter


Die Partei:

  • Maximilian Bernd Aschenbach aus Dresden, Künstler
  • Chantal Melissa Wagner aus Chemnitz, Studentin


Volt:

  • Anica Nerlich aus Leipzig, Finanzexpertin


Mera25:

  • Dr. Vasileia Ismini Alexaki aus Dresden, Biologin


Letzte Generation:

  • Lina Johnsen aus Leipzig, Studentin, Klimaschützerin
  • Christian Peter Bläul aus Dresden, Softwareentwickler, Klimaschützer


Heimat:

  • Peter Schreiber aus Strehla, Dipl.-Finanzwirt (FH)


DKP:

  • Gerd Brucks aus Torgau, Maschinist für Fahrbetriebe


SGP Sozialistische Gleichheitspartei, Vierte Internationale:

  • Martin Mauer aus Dresden, Straßenbahnfahrer


Bündnis Deutschland:

  • Ralph Kleemann aus Leipzig, Personalleiter


PDV (Partei der Vernunft):

  • Thomas Flach aus Chemnitz, Kunstmaler
  • Jens Alter aus Freital, Kriminalbeamter (mittl. Dienst)


PdF  (Partei des Fortschritts):

  • Erik Oetjen aus Dresden, Student Dipl.-Informatik
  • Luka Götze aus Dresden, Student Architektur


Partei für schulmedizinische Verjüngung:

  • Frank Seifert aus Dresden, Softwareentwickler

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MDR (kk)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 31. Mai 2024 | 19:00 Uhr

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