Talkrunde Sachsen-Sofa: Diskussion über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
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05. März 2024, 16:35 Uhr
An vielen Orten hat es schon Station gemacht, das Sachsen-Sofa, die öffentliche Diskussionsreihe der katholischen und der evangelischen Akademie. Am Montagabend stand es in Zschadraß bei Colditz im Süden von Leipzig. An diesem Abend ging es auch um die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
"Zukunft auf Sendung?" - so lautete das Motto des Abends. Es ging um die regionale Berichterstattung insbesondere beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Darüber wollten MDR-Intendant Ralf Ludwig, die LVZ-Chefredakteurin Hannah Suppa und der sächsische Minister für Medien, Oliver Schenk (CDU), mit dem Publikum ins Gespräch kommen.
Vertrauen verloren
Der Festsaal der Diakonie Kliniken in Zschadraß war gut gefüllt am Montagabend. Rund 60 Zuschauerinnen und Zuschauer hatten die Einladung angenommen. Immer wieder stand dabei die Frage im Raum: Haben die Menschen das Vertrauen in die Medien verloren? Wenn ja, wo liegen die Ursachen dafür? Wo sind die Leute abgebogen und warum?
Eine endgültige Antwort gab es nicht. Viele Ursachen wurden zusammengetragen, wie etwa die große Konkurrenz im digitalen Konsum und die sozialen Medien. MDR-Intendant Ralf Ludwig führte aber auch an, dass sich die Sehgewohnheiten der Jüngeren rasant geändert hätten. Sie würden sich zunehmend punktuell über Podcasts und Mediatheken informieren.
Das sei gerade in politisch konfliktreichen Zeiten wie diesen ein Problem, so Ludwig, "wo die Menschen sich eben nicht mehr abgebildet fühlen, wo sie sich nicht mehr wahrgenommen fühlen, wo sie vielleicht denken, sie stehen mit ihrer Meinung alleine da. Dort ist es jetzt gerade als öffentlich-rechtlicher Rundfunk unsere Aufgabe, rauszugehen, zu den Menschen und in den Dialog zu treten. Querbeet."
Es ist gerade jetzt als öffentlich-rechtlicher Rundfunk unsere Aufgabe, rauszugehen zu den Menschen und in den Dialog zu treten. Querbeet.
Regionale Medien unverzichtbar
Wie unverzichtbar kompetente regionale Medien sind, machte Staatskanzleiminister Oliver Schenk an einem Beispiel aus der Schweiz deutlich. In manchen Regionen sei dort die Beteiligung an Volksabstimmungen spürbar zurückgegangen. "Das hat man sich angeguckt und festgestellt: Es gibt keine Lokalzeitung mehr, es gibt kein Lokalradio, kein Lokal-TV. Die Leute waren nicht in der Lage zu beurteilen, über was sie da eigentlich abstimmen."
Sachsen sei deshalb dazu übergegangen, auch lokale Medien und Projekte zu fördern, so Schenk. "Damit die Menschen wissen, was in ihrer Nachbarschaft passiert. Nur wenn ich informiert bin, kann ich mir eine Meinung darüber bilden, kann mich einbringen, wenn es darum geht, Parlamente zu wählen, mit Bürgerentscheiden tatsächlich auch sachkundig informieren."
Nur wenn ich informiert bin, kann ich mir eine Meinung bilden und mich einbringen.
Konstruktive Berichterstattung
Die LVZ etwa habe jetzt auch eine Reporterin in Schkeuditz, berichtete Chefredakteurin Hanna Suppa. Der Bürgermeister von Colditz, Robert Zillmann, mahnte an, über Colditz nicht nur zu berichten, weil dort gerade eine Drogenbande mit rechtem Hintergrund dingfest gemacht wurde. "Wir sehen in der Berichterstattung, dass die Stadt nicht so dargestellt wird, wie sie heute ist. Wie sind die Menschen aktiv? Wie bringen Sie sich ein? Wie bunt ist auch die Gesellschaft?"
Unabhängigkeit der Medien im Fokus der Fragen
Auch die Zuschauer brachten sich am Montagabend rege ein und stellten ihre Fragen. Viele interessierte, wie unabhängig die Medien sind, wer die Programme plant und wie die Redaktionen ihre Themen finden. Die Diskussion war respektvoll und konzentriert, ganz anders als es Katrin Becker, Mitarbeiterin im Pflegedienst, im Alltag wahrnimmt: "Diese Lautstärke in der Gesellschaft, das erlebe ich tagtäglich in meiner Arbeit. Ich sage immer, die Meckerkultur ist sehr groß und entsteht durch Unwissenheit der Menschen. Deshalb brauchen wir die Medien einfach."
MDR (ltt/sts)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 05. März 2024 | 19:00 Uhr