Bautzner Straße Neue Dauerausstellung "Mut zur Freiheit" in Stasi-Gedenkstätte Dresden
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28. Mai 2024, 05:00 Uhr
Tausende Menschen wurden in Dresden von der Stasi schikaniert und inhaftiert. Die neu aufgestellte Dauerausstellung beleuchtet ihre Geschichte nicht nur aus Tätersicht, sondern auch durch die Perspektive der damaligen Opfer. Unter dem Ausstellungstitel "Mut zur Freiheit" werden auch die Besucher befragt: Wie hätten sie sich damals verhalten?
- Die neue Dauerausstellung in der Stasi-Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden stellt auch die Frage, wie sich die heutigen Besucher damals verhalten hätten.
- In der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit waren bis 1989 circa 8.000 Menschen inhaftiert gewesen.
- In unmittelbarer Nähe der damaligen Haftanstalten feierte einst die Stasi auch mit dem KGB – mit dabei: Wladimir Putin.
Eine neue Dauerausstellung in der Stasi-Gedenkstätte Dresden zeigt seit heute, wie Menschen von der Staatsicherheit verfolgt, schikaniert, eingesperrt, verhört und verurteilt worden sind. Sie trägt den Titel "Mut zur Freiheit".
Eine passendere Überschrift hätte man kaum finden können, findet Gedenkstättenleiterin Uljana Sieber. Zumal man auf dem Rundgang unweigerlich mit der Frage "Wie hätte ich mich entschieden?" konfrontiert wird – und gleichzeitig auch mit den Konsequenzen nonkonformen Verhaltens.
Die Schau an der Bautzner Straße erschließt das Gedenkstättenareal jetzt komplett, was – als Ironie der Geschichte – unter anderem durch eine Million Euro aus dem ehemaligen DDR-Parteivermögen möglich geworden ist.
An ein Gefängnis erinnert bei dem Gebäudeensemble nicht mehr allzu viel. Die mondänen Villen drumherum sind größtenteils saniert, Teile der Gebäude sind zu modernen Wohnungen umgebaut worden. Aber mittendrin, wie ein Stachel möchte man fast sagen, hat sich die Gedenkstätte ihren festen Platz erobert.
Grundpfeiler der Demokratie
Die Installation im Foyer der Gedenkstätte könnte man wohl am besten als Säulenhain beschreiben. Einzelne Worte sind groß auf diesen deckenhohen Pfeilern zu lesen, versehen mit Fragezeichen: "Freisein?", "Wählen?" oder "Mitreden?" Es sind quasi Grundpfeiler der Demokratie.
Wer diese Freiheiten allerdings in der DDR für sich beanspruchte, musste Repressionen fürchten, weshalb sie ergänzt werden durch Aussagen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Die Zitate zeigen den Zwiespalt auf, den Gedenkstättenleiterin Uljana Sieber so formuliert: "In jedem Moment deines Lebens musst du dich entscheiden: Was tue ich – passe ich mich an oder widerstehe ich?"
Gefängnis für tausende Menschen
Bis 1989 waren in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit circa. 8.000 Menschen inhaftiert gewesen. Zuvor, kurz nach Kriegsende, diente das Gebäude der sowjetischen Besatzungsmacht als Gefängnis. Durch Militärtribunale wurden die Gefangenen zu langen Haftstrafen unter anderem im Gulag oder auch zum Tode verurteilt.
Beide Schauplätze – der sowjetische Haftkeller wie auch der originale Zellentrakt – bilden den Ursprung und die zentralen Objekte der Gedenkstätte. Bereits 1994 fanden hier erste Führungen statt. Minimal gekennzeichnet durch rot gerahmte Infotexte fügen sie sich jetzt in einen Rundgang ein, der auch neue Räume im Haus und neue Geschichten erschließt.
Piratensender wurde zum Verhängnis
In der dritten Etage gibt es einen Raum mit zehn Medienstationen. Hier wird beispielsweise aufgezeigt, wie Falk Sperling in den 1970ern mit einem selbstgebauten Transistorradio Musik im Wohngebiet gesendet hat – wobei ihm seine Moderationen zum Verhängnis wurden. Sperling erzählt davon im Video, in der Vitrine daneben illustrieren Objekte seine Geschichte: ein Schaltkreis, dazu mehrere Ausgaben der DDR-Zeitschrift "Funkamateur".
In jedem Moment deines Lebens musst du dich entscheiden: Was tue ich – passe ich mich an oder widerstehe ich?
Kurator Franz-Joseph Hille ist es wichtig, dass die Geschichten der Betroffenen von ihnen selbst und nicht nur aus Stasi-Akten erzählt werden. Seine Kollegin Ulrike Gärtner ergänzt, das in einem anderen Raum wiederum die Verfolgung dieser Menschen aufgezeigt wird und dort Unterlagen zu diesen Lebensgeschichten zu finden sind. Es sei die konzeptionelle Idee gewesen, die Geschichte der Menschen der Arbeit und der Verfolgung durch die Staatssicherheit gegenüber zu stellen.
Stasi-Feiern mit Wladimir Putin
Vorbei am Büro des ehemaligen Leiters der Stasi-Bezirksverwaltung Dresden führt der Gang historisch weiter in den Herbst 1989, zu den Protesten und Demonstrationen im Oktober bis hin zur friedlichen Besetzung des Hauses am 5. Dezember desselben Jahres. Davon gibt es Bilder aus dem großen Saal, der dem Publikum jetzt wieder weitestgehend im Originalzustand offensteht.
Es ist ein perfider Raum, denn hier feierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter damals ausgelassen – über dem Haftkeller und vis-à-vis zum Zellentrakt. Mit dabei waren übrigens auch die ortsansässigen Kollegen vom sowjetischen Geheimdienst KGB – einschließlich dem heutigen russischen Präsidenten Wladimir Putin, wie Fotos belegen.
Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause)
Redaktionelle Bearbeitung: op
Weitere Informationen
Neue Dauerausstellung – Gedenkstätte Bautzner Straße
Eröffnung:
Dienstag, 28. Mai, 18 Uhr,
Gedenkstätte Bautzner Straße
Bautzner Straße 112a, 01099 Dresden
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. Mai 2024 | 07:10 Uhr