Neuer Generaldirektor Das plant Bernd Ebert für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
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05. März 2025, 11:58 Uhr
Ab Mai leitet Bernd Ebert als neuer Generaldirektor die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Im Interview spricht er über seinen Werdegang, seinen Führungsstil und seine Pläne für die SKD: Mehr Forschung, mehr Digitalisierung und ein besseres Besuchererlebnis, auch mithilfe von künstlicher Intelligenz. Dazu will er die SKD mit anderen Dresdner Einrichtungen vernetzen, von der Technischen Universität bis zu Staatsoper und Staatsschauspiel. Lesen Sie hier das Interview.
MDR KULTUR: Bernd Ebert, Ihren Berufsweg finde ich zumindest ziemlich spektakulär: Erst einmal eine Ausbildung zum Bankkaufmann und dann Studien der Kunstgeschichte, Jura und Betriebswirtschaft – eigentlich reicht eins. Das ist ein ziemlich straffes Programm.
Bernd Ebert: Ehrlich gesagt waren es auch Interessen. Ich habe mir damals überlegt: Welche Bereiche gibt es eigentlich im Museum? Und ich habe mir auch die Bereiche angeschaut durch Praktika, die an das Museum andocken. Ich habe ein Praktikum bei (dem Kunsttransport-Anbieter, Anm. d. Redaktion) Hasenkamp gemacht und bei einem Versicherer, der Kunst versichert. Und so habe ich versucht, mir diese verschiedenen Bereiche des Museums anzueignen, hineinzuschnuppern.
Kunst und Geld gehören für mich immer schon ganz nah beieinander. Und ich wollte einfach auch verstehen, wie ein solcher Museumsbetrieb als Wirtschaftsunternehmen funktioniert. Natürlich nicht im klassischen Sinne, es geht ja nicht um Gewinnmaximierung, aber darum, richtig zu haushalten und zu investieren.
Sie haben die Bankkaufmannlehre ab 1992 in Dresden gemacht, kennen die Stadt also schon ziemlich lange und haben in den zurückliegenden 33 Jahren auch den Werdegang dieser wunderbaren Stadt und der wunderbaren Kultureinrichtungen verfolgt?
Ja, das habe ich. Und im Grunde genommen fing die Geschichte ja schon früher an, denn die Familie meines Vaters kommt aus Thüringen, und ich habe dort die Ferien verbracht, in Mönchenholzhausen zwischen Weimar und Erfurt, und auch bei der Patentante in Magdeburg. Und da waren wir sicher auch in Dresden.
Dann habe ich später von Berlin aus sehr eng den Kontakt gehalten zu vielen Kolleginnen und Kollegen hier, vor allem auch in der Generaldirektion, in der Zeit von Martin Roth und Hartwig Fischer. Und wir haben mehrere Projekte sowohl in China, in Indien, in Brasilien, in den Emiraten gemeinsam gestemmt. Und das war eine großartige Zeit.
Das ist großartig, was hier in Dresden geleistet wurde.
Auch von München aus habe ich immer wieder den Rat gesucht, auch bei den Kolleginnen und Kollegen hier, auch wenn es um die Provenienzforschung, das Daphne-Projekt, ging. Das ist großartig, was hier geleistet wurde – und nicht nur in diesem Bereich, sondern auch in anderen Bereichen, angefangen auch von Martin Roths Ausstrahlen in die Welt. Da hat Dresden Standards gesetzt, nach denen wir alle auch geschaut haben, selbst von Berlin aus.
Ihr Vertrag dauert bis 2033. In diesen acht Jahren wollen Sie, und auch das eine Erwartung der Findungskommission, eine ehrgeizige Vision für die Zukunft der Sammlungen als Ganzes umsetzen. Sie werden eine klare Vorstellung haben – welche ist das?
Ich habe viele Ideen, die die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden betreffen, auch in verschiedenen Bereichen. Aber eines habe ich auch der Findungskommission gesagt. Und vielleicht war das auch einer der Gründe, warum ich es am Ende geworden bin: Ich werde nicht mit vorgefertigten Meinungen kommen und auch nicht mit Zielen, die ich als Außenstehender schon in mir trage und festgelegt habe.
Ich kann sagen, wofür ich stehe. Und das wird dann ab Mai gemeinsam mit den Direktorinnen und Direktoren und Einrichtungsleitern genau zu diskutieren sein. Denn den Weg am Ende können wir nur gemeinsam gehen. Und ich stimme Ihnen zu: Eine Vision muss mit klaren Zielen untermauert werden, sonst bleibt sie schwammig. Und diese Ziele müssen wir gemeinsam erarbeiten. Ich stehe auch für den partizipativen Führungsstil.
Das bedeutet aber nicht nur demokratische Entscheidungen, sondern das bedeutet im wahrsten Sinne des Wortes, dass sich alle daran beteiligen – und zwar aktiv. Und aus meiner Sicht des Außenstehenden ist ganz wichtig, dass wir die Forschungsarbeit an den Museen weiter vorantreiben, intensiv uns mit den Objekten auseinandersetzen und systematisch die Sammlung erschließen.
Die künstliche Intelligenz hat uns überrollt. Wir wissen noch gar nicht, was das mit uns macht.
Und als Zweites will ich den Besucher auch ins Zentrum stellen. Das heißt, es beginnt auch schon bei der Besuchsqualität: Wie sind die Häuser aufgestellt? Was können wir verbessern, um das Gesamterlebnis zu verbessern? Das ist mein Ziel, dass wir da gut werden in der Präsentation und in der Aufenthaltsqualität für die Sammlung.
Bei der Präsentation der Staatlichen Kunstsammlungen ist Ihnen auch der digitale Ausspielweg sehr wichtig. Werden Sie denn bei der sächsischen Landesregierung durchsetzen, dass die Staatlichen Kunstsammlungen künftig auch Angebote bei TikTok einstellen dürfen?
So weit sind wir ehrlich gesagt noch gar nicht. Ich habe mir über andere Themen Gedanken gemacht, weniger über TikTok. Was mich umtreibt ist, dass wir uns um die Zukunftsfähigkeit des Hauses kümmern und schon versuchen, das Museum von morgen zu antizipieren: Was erwartet der Besucher in zehn Jahren? Die künstliche Intelligenz hat uns quasi überrollt. Wir wissen noch gar nicht, was das mit uns macht.
Da gibt es aber Menschen, die sich damit auseinandersetzen. Ich möchte mit den Universitäten zusammenarbeiten, aber auch mit den anderen Kultureinrichtungen von Weltruhm hier, mit der Staatsoper und dem Staatsschauspiel.
Quelle: MDR KULTUR (Thomas Bille), redaktionelle Bearbeitung: hki, tda
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 05. März 2025 | 08:10 Uhr