Nach Auktion Wertvolles Skizzenbuch von Caspar David Friedrich ab August in Dresden
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12. Juli 2024, 15:15 Uhr
Im November 2023 ist das "Karlsruher Skizzenbuch" von Caspar David Friedrich für 1,8 Millionen vom Berliner Auktionshaus Grisebach versteigert worden. Nach einigem Hin und Her ist nun klar: Das wertvolle Büchlein bleibt in Deutschland und in öffentlicher Hand. In Berlin wird Friedrichs Skizzenbuch nun erstmals seit dem Erwerb öffentlich gezeigt. Ab August ist es in Dresden und später dann in Weimar zu sehen.
- Versteigerung, Ausfuhrverbot und lange Verhandlungen – der Krimi um das "Karlsruher Skizzenbuch" hat vorerst ein Ende.
- Büchlein von Caspar David Friedrich verbleibt in öffentlicher Hand.
- Das Skizzenbuch ist von großer Bedeutung für das Werk von Caspar David Friedrich.
"Es ist eine Riesenüberraschung, ein wirklicher Coup", resümiert Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, den Ankauf des wertvollen Skizzenbuchs von Caspar David Friedrich bei MDR KULTUR. Am Freitag stellte die Museumsleiterin an der Seite mehrerer Kolleginnen und Kollegen die bedeutende Neuanschaffung im Kupferstichkabinett des Berliner Kulturforums vor. Dem Erwerb gingen intensive Verhandlungen mit den bisherigen Besitzern voraus. "Ein Krimi – Museumsarbeit kann spannend sein", kommentiert Lorenz.
Ein Krimi – Museumsarbeit kann spannend sein!
Das "Karlsruher Skizzenbuch" enthält Zeichnungen, die der Romantik-Maler Caspar David Friedrich einst in Dresden und Umgebung zeichnete. Im vergangenen November war es im Berliner Auktionshaus Grisebach für rund 1,8 Millionen Euro versteigert worden. Wer es ersteigert hat, war lange unklar. Lorenz bestätigte nun, dass es sich dabei um das Metropolitan Museum in New York handelte.
Ausfuhrverbot als Kulturgut
Vorher gehörte das Buch mehr als 200 Jahre der Familie des Künstlerfreundes Kersting aus Karlsruhe. Rund um die Versteigerung gab es viele Diskussionen über den Verbleib des "Karlsruher Skizzenbuchs". Stimmen wurden laut, es solle als Kulturgut geschützt werden – handelt es sich doch um das letzte gebundene Exemplar eines Skizzenbuchs des Künstlers. Nur sechs von insgesamt wohl 20 dieser Büchlein sind erhalten. Vier davon bewahrt das Nationalmuseum in Oslo auf, ein weiteres das Kupferstichkabinett in Dresden.
Die Berliner Kulturverwaltung sorgte schließlich dafür, dass das wertvolle Objekt in das Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes eingetragen wurde. Damit bestand ein Ausfuhrverbot. Lorenz berichtete bei MDR KULTUR, dass es daraufhin zu Verhandlungen, einem "wunderbaren kollegialen Kraftakt und Hunderten von Emails und Whats-App" zwischen den verschiedenen Parteien kam.
Förderung in Millionenhöhe
Dass das Vermächtnis des Romantik-Künstlers in Deutschland bleibt, ist laut der Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, Lorenz, einer "Finanzierungs-Allianz" verschiedener Institutionen zu verdanken: Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die Klassik Stiftung Weimar und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz haben das Skizzenbuch des Malers erworben und den Angaben zufolge jeweils 200.000 Euro für den Kauf bereitgestellt.
Sie wurden dabei von der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung mit mehr als einer Millionen Euro unterstützt. Daneben sind noch weitere Förderer beteiligt gewesen. Insgesamt flossen für das nur Handteller große Buch den Angaben zufolge 1,7 Millionen Euro.
Skizzenbuch geht auf Wanderschaft
Der gemeinsame Erwerb des Skizzenbuches bedeutet auch, dass das Austellungsstück zukünftig auf Wanderschaft gehen wird. Zunächst können Besucher Friedrichs Studien im Berliner Kupferstichkabinett besichtigen. Im August soll das Büchlein in Dresden bei der Caspar-David-Friedrich-Schau "Wo alles begann" ausgestellt werden. Im November wird es dann schließlich nach Weimar wandern.
Geplant ist, dass das Exponat nach dieser ersten Tour alle fünf Jahre den Standort wechselt und damit auch "in die wechselnde Obhut der Museums- und Restauratoren-Teams" geht, so Ulrike Lorenz bei MDR KULTUR.
Das New Yorker Metropolitan Museum, welches das Skizzenbuch ursprünglich im November ersteigert hatte, ist nun erstmal ins Hintertreffen geraten. Aber Lorenz macht den Musemskollegen in Übersee Hoffnung, sollten diese für ihre Caspar-David-Friedrich-Ausstellung 2025 eine Anfrage stellen: "Wir haben uns jetzt schon vereinbart, dass wir damit sehr großzügig umgehen werden."
Skizzenbuch für Friedrichs Werk wichtig
Wie der Kunstkritiker Nikolaus Bernau bei MDR KULTUR betonte, ist das Büchlein von enormer kunsthistorischer Bedeutung. Caspar David Friedrich habe die zwischen etwa 1802 und 1804 entstandenen Skizzenbücher sein ganzes Leben lang weiterverwendet.
Das Skizzenbuch hatte der in Greifswald geborene Friedrich zwischen Mitte April und Anfang Juni 1804 bei seinen Streifzügen in der Dresdner Umgebung dabei. Er hielt darin seine Eindrücke von der Natur fest. Zu sehen sind unter anderem feine Bleistiftzeichnungen von Bäumen, Ästen und Baumstämmen. Mehrere Motive hatte der Künstler in Hauptwerke übernommen, zum Beispiel die Skizze einer Eiche. Sie findet sich unter anderem in seinem Frühwerk "Hünengrab im Schnee" und dem Bild "Abtei im Eichwald".
Quellen: MDR KULTUR (Nikolaus Bernau, Mario Süßenguth), Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Klassik Stiftung Weimar, Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Rewdaktionelle Bearbeitung: ts, bh
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. Juli 2024 | 12:10 Uhr