Die Direktorin des Albertinum Dresden, Hilke Wagner
Caspar David Friedrich wird aus Sicht von Hilke Wagner, Direktorin des Albertinums Dresden, häufig auf romantische Motive wie Schönheit und Sehnsucht reduziert. Die Ausstellung "Wo alles begann" will das ändern. Bildrechte: IMAGO / Matthias Rietschel

Zum 250. Geburtstag Dresden: Ausstellung will Blick auf Caspar David Friedrich verändern

05. August 2024, 10:17 Uhr

Die Ausstellung "Wo alles begann" zum 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs im Albertinum Dresden rückt näher. Sie zeigt ab dem 24. August bedeutende Gemälde des Romantikers, der aus Sicht von Museumsdirektorin Hilke Wagner häufig auf Motive wie Sehnsucht und Schönheit reduziert wird. Sie erklärte bei MDR KULTUR, Ziel der Ausstellung sei es, die einseitige Wahrnehmung Friedrichs zu ändern und das Revolutionäre seines Werks sichtbar zu machen.

  • Die kommende Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in Dresden will ab dem 24. August zeigen, warum der Maler seiner Zeit voraus war.
  • Anders als oft behauptet, hat der Romantiker keines seiner Bilder in der Sächsischen Schweiz gemalt.
  • Der Vorverkauf für "Wo alles begann" läuft laut Museumsdirektorin Hilke Wagner sehr gut.

Ein Highlight der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden rückt näher: Am 24. August startet im Albertinum die Ausstellung zum 250. Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich. Museumsdirektorin Hilke Wagner erklärte bei MDR KULTUR, mit der Schau die Wahrnehmung des Romantikers ändern zu wollen. Häufig würden seine Bilder mit Sehnsucht, Harmonie und Schönheit assoziiert, "die aber gar nicht unbedingt in den Werken verankert" seien. "Es sind natürlich schöne Landschaften", so Wagner, "aber sie sind eben so viel mehr."

Die Gemälde Friedrichs und anderer Romantiker seien in "unfreien Zeiten" entstanden, unter anderem bestimmt durch die Krise des Subjekts zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die Bedrohung durch Kriege und die wirtschaftlich prekäre Situation für Künstler.

Um diese Beklemmung zu verdeutlichen, werde man in der Ausstellung die Gemälde Caspar David Friedrichs nicht auf "schönen Pastellfarben präsentieren, sondern es wird ein ganz dunkler Hintergrund sein, auf dem wir die Werke zeigen", sagte Wagner. Darüber hinaus solle auch Friedrichs Verhältnis zu Religion eine wichtige Rolle spielen.

Historisches Porträt des Malers Caspar David Friedrich von Caroline Badua
2024 feiern die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit einer großen Ausstellung den 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs. Bildrechte: IMAGO / Heritage Images

Caspar David Friedrich trifft auf Alte Meister

Den Titel "Wo alles begann" trage die Ausstellung, da alle Gemälde Friedrichs in Dresden entstanden seien, wo der Maler über 40 Jahre verbracht habe. Inspiriert hätten ihn in dieser Zeit "zum einen die Alten Meister, die er sehr bewundert hat und auch die Landschaft", so Wagner. Um das sichtbar zu machen, stelle man in der Ausstellung Friedrichs Werke Landschaftsbildern aus der Gemäldegalerie Alte Meister gegenüber.

Museumsbesucher betrachten das Bild "Das Kreuz im Gebirge" aus dem Jahr 1807 von Caspar David Friedrich.
Caspar David Friedrichs "Tetschener Altar" wird in der Ausstellung im Dresdner Albertinum zu sehen sein. Bildrechte: picture-alliance/ dpa/dpaweb | Federico Gambarini

Zu sehen sein werden insgesamt 45 Hauptwerke Friedrichs sowie 150 Gemälde von Künstlerinnen und Künstlerin aus seinem Umfeld. Durch den Vergleich mit Zeitgenossen solle gezeigt werden, "wo das Revolutionäre von Caspar David Friedrich" liege, sagte die Direktorin.

Viele wissen das gar nicht, dass tatsächlich alle Gemälde in Dresden entstanden sind.

Hilke Wagner, Direktorin des Albertinums Dresden, über Caspar David Friedrich

Unter anderem werden drei Werke Friedrichs ausgestellt, die man nur in Dresden sehen könne, kündigte die Leiterin des Albertinums bei MDR KULTUR an. Der "Tetschener Altar" und "Der Friedhof" seien im Jubiläumsjahr nicht an andere Museen verliehen worden. Das gleiche gelte für das Spätwerk "Das große Gehege bei Dresden", aus Sicht von Wagner "das Wichtigste von Caspar David Friedrich". Erstaunlich daran sei etwa die Flugperspektive und die Verwendung greller Farben. Der Philosoph Theodor W. Adorno habe es unter anderem deswegen als das erste moderne Werk der Kunstgeschichte bezeichnet.

Caspar David Friedrich, Das Groߟe Gehege bei Dresden, 1832
Im Albertinum Dresden kann man Caspar David Friedrichs Gemälde "Das große Gehege bei Dresden" sehen. Bildrechte: Jürgen Karpinski

Friedrich malte nie in der Sächsischen Schweiz

Man wolle mit der Ausstellung auch mit dem Irrtum aufräumen, Friedrich hätte in der Landschaft gemalt und diese real wiedergegeben, sagte Wagner. "Das ist natürlich nicht der Fall, und das war ihm auch ganz wichtig. Er hat gesagt, es ist wichtig, dass ein Bild als Bild, als Menschenwerk, nachvollziehbar ist und nicht wirkt wie Natur."

Seinen Werken merke man deutlich an, dass es sich um Kompositionen und Konstruktionen "manchmal mathematischer Art" handele. Restauratoren der Staatlichen Kunstsammlungen hätten das mit technischen Untersuchungen nachgewiesen.

Gemälde, ein Mann steht auf einem hohen Felsen, vor ihm eine Landschaft mit Felsen und Nebelschwaden.
Für Bilder wie "Der Wanderer über dem Nebelmeer" ließ sich Caspar David Friedrich in der Natur inspirieren. Bildrechte: picture-alliance/ dpa/dpaweb | Folkwang-Museum/Elke Walfo

In der Sächsischen Schweiz könnten sich Besucherinnen und Besucher der Ausstellung dennoch auf die Spuren Caspar David Friedrichs begeben, erklärte Wagner, denn er habe zwar nicht dort gemalt, aber sehr detailliert die Natur studiert.

Caspar David Friedrich nach Dresden in New York zu sehen

Um die Ausstellung "Wo alles begann" zu besuchen, könne man Zeitslots über die Website der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden buchen. Der Vorverkauf laufe "sehr gut", erklärte Wagner.

Die kommende Schau zu Caspar David Friedrich in Dresden ist die dritte und letzte zu Ehren des 250. Geburtstags des Malers in Deutschland. Zuvor waren Ausstellungen in der Hamburger Kunsthalle und der Alten Nationalgalerie Berlin zu sehen. 2025 folgt eine große Retrospektive im Metropolitan Museum in New York. Dort werden laut Hilke Wagner auch Teile der Dresdner Ausstellung "Wo alles begann" zu sehen sein.

Quelle: MDR KULTUR (Carsten Tesch), redaktionelle Bearbeitung: vp

Weitere Informationen zur Ausstellung

"Wo alles begann. Caspar David Friedrich als Maler"

24. August 2024 bis 5. Januar 2025
Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Albertinum, Tzschirnerplatz 2, 01067 Dresden

Öffnungszeiten:
Täglich 10 bis 18 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR trifft | 03. August 2024 | 11:00 Uhr

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