Das Dresdner Kino Schauburg in der äusseren Neustadt.
In der Schauburg in Dresden-Neustadt werden viele Filme des Kurzfilmfestivals gezeigt. Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

Kurzfilmfestival Filmfest Dresden startet mit Rekord beim Wettbewerb

16. April 2024, 19:25 Uhr

Das 36. Filmfest Dresden ist eröffnet. Mit mehr als 370 Kurzfilmen aus 62 Ländern wurden laut Festivalleitung so viele Wettbewerbsfilme eingereicht wie nie zuvor. Vom 16. bis zum 21. April 2024 werden unter dem Motto "Dreaming Utopia – alles wird gut" u.a. in der Schauburg vor allem politische Kurzfilme gezeigt, etwa aus dem Iran. Außerdem kommt Oscar-Preisträger Thomas Stellmach nach Dresden.

Das Filmfest Dresden erfreut sich international immer größerer Beliebtheit bei Filmschaffenden: In diesem Jahr wurden so viele Wettbewerbsfilme eingereicht wie noch nie zuvor, so die Festivalleitung. Insgesamt wurden 3.200 Filme eingereicht, etwa 300 bis 400 mehr als im vergangenen Jahr, sagte Anne Gaschütz, die zusammen mit Sylke Gottlebe das Festival leitet, dem MDR.

"Wir waren auch sehr überrascht, dass wir so viele Einreichungen bekommen hatten", so Gaschütz. "Ich denke auch, dass unser Festival natürlich über die Jahre gewachsen ist und viel bekannter geworden ist, auch international." Nicht zuletzt locke auch das gute Preisgeld. Mit Preisgeldern in einer Gesamthöhe von 72.000 Euro ist das Filmfest Dresden eines der höchstdotierten Kurzfilmfestivals Europas.

Goldene Reiter-Figuren
Die "Goldenen Reiter" sind die Preise, die im Wettbewerb des Kurzfilmfestivals in Dresden vergeben werden. Insgesamt werden beim Filmfest Dresden 16 Filmpreise vergeben, davon zwei Publikumspreise. Bildrechte: FILMFEST DRESDEN

Wettbewerb: Das Rennen um die "Goldenen Reiter"

Beim Filmfest Dresden werden 2024 insgesamt 370 Filme aus 62 Ländern gezeigt. 60 Filme gehen in den Wettbewerb um insgesamt 14 Jurypreise und zwei Publikumspreise in den drei Kategorien "Internationaler Wettbewerb", "Nationaler Wettbewerb" und "Mitteldeutscher Wettbewerb". Die höchstdotierten Preise sind international der "Goldene Reiter Animationsfilm" und der "Goldene Reiter Kurzfilm" mit jeweils 7.500 Euro und national der "Sächsische Filmförderpreis" mit 20.000 Euro. Der Mitteldeutsche Rundfunk stiftet auch 2024 den Publikumspreis im Nationalen Wettbewerb.

Logo Filmfest Dresden 2024
Das Filmfest 2024 in Dresden steht unter dem Motto "Dreaming Utopia". Bildrechte: FILMFEST DRESDEN

Den "Mitteldeutschen" habe man zusätzlich zum "Nationalen" Wettbewerb ins Leben gerufen, um regionalen Filmproduktionen und regionalen Künstlerinnen und Künstler mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. "Und mit einem eigenen Wettbewerb für mitteldeutsche Produktionen heben wir auch die Aufmerksamkeit", so Festivalleiterin Sylke Gottlebe. "Wir bringen damit auch Filmschaffende aus der Region mit internationalen Filmschaffenden zusammen."

Bis zu 20.000 Besucher pro Jahr zählt das knapp einwöchige Festival üblicherweise. 1989 wurde es ins Leben gerufen.

Ich bin jedes Mal wieder fasziniert von den emotionalen Momenten – also, wie es so kurze Filme schaffen, auch ganz tief ins Herz zu treffen.

Sylke Gottlebe, Festivalleitung

Porträt einer brünetten Frau vor einer Grünpflanze: Sylke Gottlebe
Sylke Gottlebe leitet zusammen mit Anne Gaschütz das Filmfest Dresden. Bildrechte: MDR/Hanna Romanowsky

"Strike Germany": Filme wurden zurückgezogen

Die Filme seien zum Großteil sehr politisch, sagte Festivalleiterin Anne Gaschütz dem MDR. "Filmschaffende reagieren ja mit Kurzfilmen auch auf Geschehnisse, die in der Welt passieren." Beispielsweise gebe es spannende iranische Filme, die mit sehr künstlerischen Mitteln auf das reagieren, was im Iran passiert. "Und was bei uns auch immer viel eingereicht wird, sind Filme, die sich mit Geschlechtervielfalt und queeren Geschichten beschäftigen."

Ein politisches Statement wollten auch Filmschaffende setzen, die ihre Filme vom Festival zurückgezogen haben. Hintergrund ist "Strike Germany" – ein Aufruf an Kulturschaffende nicht mit oder für deutsche Kulturinstitutionen zu arbeiten, als Antwort auf die Politik Deutschlands im Nahostkrieg. "Genau davon sind wir auch betroffen", sagte Anne Gaschütz MDR KULTUR. "Wir gehen damit so um, dass wir uns als Plattform für Demokratie verstehen. Und wir möchten auch den Austausch und mit Menschen ins Gespräch kommen." Die zurückgeszogenen Filme habe man nicht ersetzt. Online seien sie noch zu sehen: "Wir haben das kenntlich gemacht und auch, warum sie zurückgezogen wurden."

Publikum in Liegestühlöen auf dem Platz vor der Frauenkirche vor einer Kinoleinwand
Das Publikum kann sich beim Filmfest auf viele spannende Kulissen freuen. Bildrechte: Filmfest Dresden

Teilweise hätten sich die Filmschaffenden auch entschieden, ein eigenes Statement dazu zu schreiben. So gebe man ihnen als Festival den Raum, ihre Meinung zu vertreten, so Gaschütz bei MDR KULTUR. "Und wir werden auch beim Festival natürlich einige Konversationen dazu haben – und auch zwei Diskussionsrunden zum Thema, was die Verantwortung von Filmfestivals auch ist in politisch schwierigen Zeiten und sehr kontroversen Zeiten." Das Filmfestival wolle geschützte Räume schaffen, wo sich beispielsweise eine israelische Filmemacherin und eine palästinensische Filmemacherin austauschen können.

"Dreaming Utopia" – das sind die Themen

Das Festival in diesem Jahr wurde mit dem Motto "Dreaming Utopia – alles wird gut" überschrieben. Mittlerweile stehe das Motto dem aktuellen Weltgeschehen entgegen. Man habe es aber schon vor einer Weile festgelegt, sagte Festivalleiterin Anne Gaschütz MDR KULTUR. "Wir hatten jetzt die letzten drei Jahre einen Schwerpunkt zum Thema Vielfalt. Da ging es um Antirassismus, um Geschlechtervielfalt, um Aktivismus. Und wir wollten uns eigentlich mal wieder ein bisschen was Schönes gönnen und ein bisschen träumen und haben uns auf die Utopien und wie wir zusammenleben wollen, geeinigt."

Anne Gaschütz im Porträt
Anne Gaschütz ist eine der beiden Festivalleiterinnen des Filmfests Dresden, das 1989 ins Leben gerufen wurde. Bildrechte: Filmfest Dresden

Zwei der Schwerpunkte liegen etwa auf "Architektur und Bauwesen" und der "Utopie von Heimat". Da gehe es etwa um architektonische Träume schon in früheren Zeiten und die Frage: Wie kann die Stadt von morgen aussehen? Und es gehe darum, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen, um gut zusammenleben zu können.

"Filmschaffende beschäftigen sich natürlich mit unterschiedlichen Lebenswelten. Wir sind hier in Deutschland, wir haben eine ganz andere Sicht auf Architektur und Zusammenleben als jemand aus einem ganz anderen Land […] und das ist natürlich sehr spannend", so Gaschütz.

Zusätzliche Förderung für das Filmfestival

Dieses Jahr kann sich das Festival über eine zusätzliche Finanzierung freuen. Dass mehr Geld vom Land und vom Bund kommt, kann sich Anne Gaschütz vor allem durch viel Glück und ihr gutes Programm in den letzten Jahren erklären. "Wir machen ja nicht nur das Festival. Wir sind ganzjährig unterwegs und bringen Programme nach Sachsen und gehen aufs Land", so Gaschütz. Auch vom BKM gab es dieses Jahr eine einmalige Erhöhung für den nationalen Wettbewerb. Damit soll sichergestellt werden, dass deutsche Kurzfilme eine Plattform bekommen und ihr Publikum finden.

Menschen vor einem baufälligen Gebäude mit Fahrrädern an der Hauswand
Auch in der Dresdner Neustadt finden viele Filmvorführungen statt. Bildrechte: Filmfest Dresden

Favoriten der Festivalleiterinnen

"Ich finde es immer schön, wenn mich ein Film berührt oder wenn ein Film auch aktuell ist und mir eine Sichtweise aufzeigt, die ich sehr spannend finde", sagte Anne Gaschütz dem MDR. "Das war für mich im internationalen Wettbewerb 'Dreams like Paperballs'."

Der Film aus Haiti feiert seine deutsche Premiere beim Filmfest Dresden. Darin geht es um einen alleinerziehenden Vater, der sich um seine Tochter kümmert, weil die Mutter weggegangen ist, um ein besseres Leben zu finden. "Ich finde, das ist so ein repräsentativer Film, für das, was Wettbewerbe tun: Nämlich die Welt zeigen und neue Einblicke geben", so Festivalleiterin Gaschütz.

Auch ihre Kollegin Sylke Gottlebe findet es faszinierend, wie es so kurze Filme immer wieder schaffen, "ganz tief ins Herz zu treffen". Sie hebt den Film "Land der Berge" von Olga Kosanović besonders hervor, für den die Filmemacherin im Januar den Max Ophüls-Preis erhalten hat. "Das ist ein ganz starker Film. Er erzählt eine Migrationsgeschichte in Österreich: Wie ein Vater mit seiner Tochter versucht, anerkannt zu werden, eine Arbeitsgenehmigung zu bekommen und versucht, ein alltägliches, tolles Leben seiner Tochter zu geben."

Das Programmkino Ost in Dresden. 21 min
Bildrechte: IMAGO / Sven Ellger

Angebot für Kinder und Jugendliche

Ein weiteres Plus des Filmfestivals sei die Möglichkeit des Austausches, so Sylke Gottlebe. Das Filmfest Dresden bringt Filmschaffende untereinander und mit dem Publikum zusammen, Filmgespräche und Podiumsgespräche sollen die Möglichkeit zum Diskutieren geben. Auch Kinder und Jugendliche sollen mit Filmschaffenden zusammengebracht werden, um über Utopien zu sprechen.

Ein Oscar-Preisträger wird beim diesjährigen Filmfest in Dresden auch erwartet: Thomas Stellmach hat 1997 mit seinem Animationsfilm "Quest" einen Oscar gewonnen. Quest ist eine Sandfigur, die nach Wasser sucht – ein globales und noch immer aktuellesThema. Beim Filmfest zeigt er am Mittwoch in der Schauburg seine Arbeiten und ist im Gespräch. Zudem wird er mit der Trickfilmschule "Fantasia" einen Animations-Workshop für eine Schulklasse geben.

Mehr Informationen zum Filmfest in Dresden:

36. Filmfest Dresden - Dreaming Utopia
16. bis 21. April 2024

Preise:
Einzelticket 8,50 Euro, 5 Euro ermäßigt
5er-Ticket: 35 Euro
Kinder- und Jugendprogramme: 4 Euro (bis 18 Jahre), 5 Euro (ab 19 Jahre)

Veranstaltungsorte:
Filmtheater Schauburg, Thalia Cinema, Programmkino Ost, Filmgalerie Phase IV, Clubkino im Lingnerschloss, Zentralkino, Hole of Fame, Kino im Kasten, scheune, Galerie Raskolnikow e.V., Altes Wettbüro, DIAF, GrooveStation, Goethe-Institut, Geh8 Kunst Raum Ateliers, Ostrale.Basis

Mehr Informationen zum Programm finden Sie hier.

Quellen: Filmfest Dresden, MDR SACHSEN "Aufgefallen" vom 15. April 2024 (Andreas Berger im Interview mit Festivalleiterinnen Sylke Gottlebe und Anne Gaschütz); Redaktionelle Bearbeitung: sg, as

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 16. April 2024 | 06:10 Uhr

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