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"Dreaming Utopia" Filmfest Dresden 2024 stellt Programm vor

26. März 2024, 13:10 Uhr

Das Filmfest Dresden hat sein Programm für die Ausgabe 2024 bekanntgegeben. Sie findet vom 16. bis 21. April statt. Insgesamt werden dabei gut 370 Kurzfilme aus 62 Ländern gezeigt. Das Dresdner Kurzfilmfestival widmet sich den derzeitigen Krisen, will aber durch die Beschäftigung mit Utopien auch Denkanstöße geben. Wegen fehlender finanzieller Mittel werden in diesem Jahr weniger internationale Filmschaffende vor Ort erwartet.

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Corona, dann der Ukraine-Krieg, verbunden mit unwägbaren Preissteigerungen – all die Konflikte haben beim Filmfest Dresden in den vergangenen Jahren Spuren hinterlassen. Und auch 2024 ist es kaum anders mit Blick auf den Krieg in Gaza. Co-Festivalleiterin Anne Gaschütz berichtet, dass der Druck von außen groß sei, Stellung zu beziehen. Der Boykott-Aufruf "Strike Germany" betreffe auch das Filmfest. "Bei uns wurden auch Filme zurückgezogen", so Gaschütz.

Dabei handelt es sich um einen weltweiten Aufruf an Künstlerinnen und Künstler, die Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen in Deutschland zu boykottieren – wegen einer angeblich einseitigen Parteinahme für Israel im Nahost-Krieg, beziehungsweise einer angeblichen Unterdrückung der freien Meinungsäußerung in Hinsicht auf eine Solidarisierung mit Palästina von staatlicher Seite.

Einzelne Künstler lehnen Zusammenarbeit mit Filmfest Dresden ab

"Das kann ich jetzt so nicht bestätigen, aber es ist natürlich komplex", sagt Anne Gaschütz. Dass das Filmfest vom Bund gefördert werde, sei "für einige natürlich ein Anstoß zu sagen, wir wollen da nicht mitmachen – was wir auch respektieren und akzeptieren."

Und thematisieren: zum Beispiel mit den entsprechenden Leerstellen im Filmprogramm. Ersatz soll es nicht geben, dafür Diskussionen mit Filmschaffenden und Publikum, welche Rolle Festivals in einem solchen Konflikt einnehmen und wie man überhaupt mit gegensätzlichen oder auch nur anderen Meinungen umgehen sollte.

Dazu passt der diesjährige Schwerpunkt, der sich in mehreren Filmprogrammen Utopien widmet: "Dreaming Utopia: Alles wird gut". Nachdem die auf drei Jahre angelegte thematische Reihe zu Diversität beim letzten Festival ihren Abschluss fand, mit Antirassismus-Filmen und filmischen Lebenswelten aus dem Iran, lädt das Festival-Team in der 36. Ausgabe nun zum Träumen ein.

Das Filmfest Dresden thematisiert Krisen

Programmkurator Sven Pötting findet: "Krisenbewusstsein darf man nicht verleugnen, das ist zwingend notwendig." Daher hat er dafür gesorgt, dass man sich nicht allzu unbekümmert in der Wohlfühloase Kino zurücklehnen sollte. "Utopisches Denken ist Antidepressivum und vollkommen notwendig", sagt Pötting. "Die Programme sollen auch so ein bisschen eine neue Perspektive bieten und produktiv sein, und das ist für uns das aktivistische Moment in unserem Programm."

Ein hell erleuchtetes Gebäude, an der Fassade eine Leuchtreklame: "Schauburg".
Die Schauburg in der Neustadt ist einer der Veranstaltungsorte des Dresdner Filmfestes. Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

Es geht um nicht weniger als die Frage, wie sich eine bessere und gerechtere Welt gestalten lässt. Kuratiert wurde ein Programm beispielsweise vom österreichischen Medienkollektiv "Total Refusal". Gerade erst mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet, bringt es in Dresden jetzt eine Kompilation von postkapitalistischen Gedankenspielen auf die Leinwand.

Ein Fokus liegt auch auf afrofuturistischen Filmen, die weitaus mehr sind als Schwarze Science-Fiction. Vielmehr geht es um popkulturellen Widerstand gegen die Bilder einer weiß geprägten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Weniger Filmemacher kommen zum Festival

Wermutstropfen hierbei, wie auch bei anderen internationalen Programmen: Es werden in diesem Jahr wohl weniger Filmemacherinnen und -macher ihre Arbeiten persönlich präsentieren können, denn das Goethe-Institut hat seine Förderung komplett eingestellt.   

Programmkurator Pötting sagt, das sei eine Katastrophe für alle Festivals in Deutschland: "Wir haben große Schwierigkeiten, Filmschaffende aus anderen Ländern einzuladen." Denn auch viele Botschaften förderten nicht mehr so viel wie noch vor zehn oder 20 Jahren. "Das ist für die Sonderprogramme der wichtigste Fonds gewesen, um Gäste einzuladen", so Pötting. Staatliche Förderung der Kultur sei "absolut wichtig" – auch durch das Goethe-Institut, das zum Dialog anrege.

Zu wenig Geld trotz gestiegener Förderung

Ansonsten scheint das Filmfest Dresden in dieser krisengeschüttelten Zeit finanziell gut da zu stehen. Nach wie vor können Preisgelder in Höhe von 72.000 Euro vergeben werden. Erst im vergangenen Jahr wurde die institutionelle Förderung durch das Sächsische Kulturministerium erhöht, und auch 2024 gab es sowohl von dieser Seite als auch von Seiten der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien mehr Geld.

Co-Chefin Anne Gaschütz ist dafür zwar dankbar. Dennoch könne man "nach wie vor keine angemessenen Löhne zahlen." Dank der Mehrförderung durch das Sächsische Staatsministerium für Kultur könnten die Löhne zwar Stück für Stück angehoben werden, "was aber auch nicht den Inflationsausgleich betrifft, auch nicht dem angemessenen Tarif entspricht", so Gaschütz.

"Wir können keine Mindesthonorare zahlen, generell sind Mieten teurer geworden. Wir müssen ab diesem Jahr die Beherbergungssteuer zahlen, die Mehrwertsteuer ist wieder hoch gegangen bei Catering – also es sind überall mehr Kosten." Insofern ist das diesjährige Motto auch für das Filmfest Dresden ein Art Selbstvergewisserung: "Alles wird gut!"

Informationen zum Festival

Filmfest Dresden – International Short Film Festival
16. bis 21. April 2024 an diversen Orten im Stadtgebiet

Redaktionelle Bearbeitung: hki

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 26. März 2024 | 12:30 Uhr

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