Gesprächspartnerinnen während der Eröffnung des Kulturraums Dresden auf dem Podium 4 min
Die "Erle 6": Zukünftig soll der Raum für verschiedene kulturelle Veranstaltungen offen stehen. Mehr im Audio: Bildrechte: Cellex Stiftung/bsm

Neustadt in Dresden Neuer Kulturort "Erle 6" lädt zu Lesungen, Tanz und Austausch

04. Oktober 2024, 07:10 Uhr

Seit dem 30. September gibt es in der Neustadt in Dresden einen neuen Kulturort: die "Erle 6" im Hechtviertel. Lesungen, Theaterstücke und Tanz sollen hier in Zukunft stattfinden. Dafür wurde ein Areal im Hechtviertel für Jahre renoviert. Die Cellex-Stiftung will zusammen mit dem Verein Dresden – Place to be! ein Zeichen für Offenheit und Toleranz setzen und Menschen aller Altersgruppen ansprechen.

  • Ab dem 30. September lädt der Kulturraum Erle 6 in die Dresdner Neustadt ein.
  • Mit dem Kulturraum soll ein Ort für kulturelle Veranstaltungen vielfältiger Art geschaffen werden – unter anderem finden dort Lesungen, Tanz- und Theaterveranstaltungen statt.
  • Ziel des Kulturraums ist laut Organisatoren, das bestehende Kulturangebot im Dresdner Hechtviertel zu ergänzen sowie intergenerational und interkulturell Menschen zusammenzubringen.

Es ist voll geworden in dem kleinen Raum im Hechtviertel in Dresdens Neustadt, fast alle Stühle sind besetzt. Vorne, auf der Bühne wird gleich Marlen Hobrack aus ihrem Klassiker "Klassenbeste" vorlesen. Es ist der erste Tag, an dem der neue Kulturraum der Öffentlichkeit zugänglich wird. Erle 6 – der Name ist leicht zu merken, findet sich das Gebäude mit dem Hof und dem kleinen Veranstaltungssaal doch an der Erlenstraße im Hechtviertel der Dresdner Neustadt.

Vor fünf Jahre lang haben die Bauherren, die Familie Ehninger, die hinter der in Dresden ansässigen Cellex-Stiftung steckt, das Gebäude gekauft und seitdem renoviert. Vor einigen Jahren befand sich hier mal ein Getränkehersteller, zuletzt war das Gebäude ziemlich verfallen – demensprechend aufwendig war die Renovierung.

Marlen Hobrack, eine junge Frau mit offenen, hellen Haaren und schwarzer Lederjacke, sitzt auf einer Treppe und blickt in die Kamera.
Die Leipziger Autorin Marlen Hobrack eröffnete mit ihrer Lesung ihres Romans "Klassenbeste" den neuen Kulturraum Erle 6. Bildrechte: MDR/Karl Weber

Ein Raum für Tango, Theater und Lesungen

Die Cellex-Stiftung will hier zusammen mit dem Verein Dresden – Place to be! einen Ort für kulturelle Veranstaltungen vielfältiger Art aufbauen. Die kostenlosen Tanzkurse des Projekts "Tango – Offen und Bunt" sollen künftig regelmäßig hier stattfinden, es soll Raum für Theater geben und Lesungen.

In dieser Eröffnungswoche findet am Freitag bereits die erste reguläre Lesung statt, Autor Durs Grünbein liest aus seinem Roman "Komet". Finanziert wird der neue Kulturort aus den Mitteln der Cellex-Stiftung und mit Unterstützung der Sparkasse.

Lyriker Durs Grünbein
Autor Durs Grünbein wird am Freitag, 4. Oktober in der Erle 6 aus seinem Roman "Der Komet" lesen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Gerald Matzka

"Für uns ist es wichtig geworden, dass wir auch eine Heimstätte haben, so dass wir uns für Veranstaltungen nicht immer irgendwo einmieten müssen", erzählt Gerhardt Ehninger, Vorstand der Cellex-Stiftung MDR KULTUR im Gespräch. Mit Erle 6 hätten sie sich vorgenommen, einen Kulturraum zu schaffen, in dem gute Veranstaltungen in schöner Atmosphäre und mit technischer Ausstattung durchzuführen seien, so Ehninger weiter.

Ziel von Erle 6: Zivilgesellschaft fördern

Die Stiftung ist seit einigen Jahren zusammen mit dem Verein Dresden – Place to be!, der in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert, in Dresden aktiv und unterstützt zahlreiche zivilgesellschaftliche Initiativen. Sie organisierte in der Vergangenheit unter anderem größere kostenlose Konzerte gegen Pegida-Demonstrationen und rechte Hetze und veranstaltet einmal im Jahr mit zahlreichen anderen Gruppen das "Gastmahl für alle".

Der Verein Dresden – Place to be! führt unter anderem ein Projekt, in dem Lesepatinnen und -paten Kindern in Brennpunktschulen beim Lesenlernen helfen, durch. Zwei der Schulleiterinnen, deren Grundschulen an dem Programm teilnehmen, sind zu der Eröffnungslesung eingeladen. Gemeinsam mit der Autorin Marlen Hobrack diskutieren sie darüber, wie Lehrerinnen und Lehrer das Potential von Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern erkennen und fördern können, sowie über die Probleme, die es dabei gibt.

Stiftungsvorstand Ehninger: Neustadt "nicht von Intoleranten wegnehmen lassen"

Mit dem neuen Veranstaltungsort will die Cellex-Stiftung Menschen aller Altersgruppen ansprechen. Auf der Eröffnungslesung findet sich auch viel älteres Publikum – vielleicht untypisch für Veranstaltungen in der kulturell gut aufgestellten Neustadt. Ehninger erklärt, man wolle mit der Erle 6 das bestehende Kulturangebot im Hechtviertel ergänzen und ein Ort des Austausches mit der internationalen Community sein.

Gesprächspartnerinnen während der Eröffnung des Kulturraums Dresden auf dem Podium
Mit dem Kulturraum und den dort angebotenen Veranstaltungen, wie Lesungen, soll ein diverses Publikum angesprochen werden, sowohl altersmäßig als auch kulturell. Bildrechte: Cellex Stiftung/bsm

"Es ist uns bewusst geworden, dass man sehr stark für die Jugend Programme machen muss, damit die nicht in das falsche Lager der Fremdenfeindlichkeit fallen", sagt der Vorstandsvorsitzende mit Blick auf das hohe Abschneiden der AfD gerade bei Jüngeren in den vergangenen Landtagswahlen.

Die Neustadt stehe für Toleranz – und der Kulturraum Erle 6 solle ein weiterer "Pfeiler" sein, damit man sich "die Neustadt nicht von Intoleranten" wegnehmen lasse. Außerdem wollen die Veranstalter Autorinnen und Buchhändlern eine Plattform bieten. Auch persönlich fühle er sich mit der Neustadt am meisten verbunden, weil seine Tochter mit ihrer Familie hier wohne.

redaktionelle Bearbeitung: gw

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 04. Oktober 2024 | 17:10 Uhr

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