Das Logo des Bahntechnik-Herstellers Alstom auf dem Alstom-Verwaltungsgebäude.
Alstom trennt sich Ende März 2026 vom Standort in Görlitz. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Hauke-Christian Dittrich

Ende des Waggonbaus Alstom leitet Jobabbau in Görlitz ein - Werksschließung Ende März 2026

04. Oktober 2024, 14:36 Uhr

Immer wieder haben die Waggonbauer in Görlitz um ihre Arbeitsplätze gekämpft. Erst jüngst wurde ein Zukunftstarifvertrag zur Rettung ihrer Jobs ausgehandelt. Mit dessen Auslaufen im Jahr 2026 soll die Geschichte des Waggonbaus in Görlitz nun tatsächlich vorbei sein. Unterdessen laufen Verhandlungen mit einem potentiellen Investor.

Alstom will konkrete Schritte hinsichtlich des Arbeitsplatzabbaus in Görlitz umsetzen. Wie Konzernsprecher Andreas Florez MDR SACHSEN mitteilte, lädt das Unternehmen dazu die Arbeitnehmervertretung zu Gesprächen ein. "Grund ist die strategische Verlagerung von Rohbauarbeiten nach Osteuropa", so Florez. Alstom plant die Schließung des Waggonbaustandortes in Görlitz für Ende März 2026. Zur Sicherung der Arbeitsplätze hatten der Betriebsrat und das Unternehmen erst vergangenes Jahr einen Zukunftstarifvertrag ausgehandelt.

Zukunftstarifvertrag (zum Ausklappen)

Den Zukunftstarifvertrag hatte die IG Metall im vergangenen Jahr mit dem Konzern ausgehandelt, um Arbeitsplätze zu retten. Mit der Zustimmung zu dem Tarifvertrag verzichteten die Beschäftigten auf ihr Urlaubsgeld, bis die Werke die vereinbarten Produktionskennzahlen erreichen. Sobald die Ziele erreicht seien, werde ihnen diese Sonderzahlung zurückgezahlt, hieß es damals. Vereinbart wurde außerdem, dass zwei Prozent des deutschlandweiten Umsatzes, den der Alstom-Konzern erzielt, in die deutschen Standorte investiert werde, für die der Vertrag gelte. Die Gewerkschaft IG Metall hatte Tarifvertrag im Mai einseitig gekündigt, Alstom hält an dem Vertrag weiter fest. Nach Angaben der IG Metall soll ab Oktober vor Gericht geklärt werden, ob die Kündigung rechtmäßig war.

"Auch wenn die Nachricht, dass für das Görlitzer Werk bei Alstom kein Platz mehr ist, nicht mehr überraschend kommt, ist sie dennoch ein herber Rückschlag für Görlitz und vor allem für die 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", äußerte sich an diesem Freitag der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU). Die Industriearbeitsplätze seien das Rückgrat der Wirtschaft in Görlitz, wichtiger Motor für Wohlstand und Entwicklung und stünden für die Existenzen vieler Familien. Oberste Priorität sei nun die Sicherung der Arbeitsplätze.

Verhandlungen mit möglichen Käufer

Wie Alstom noch einmal bestätigte, laufen parallel zur Abwicklung des Wagenkasten-Rohbaus in Görlitz "fortgeschrittene vertrauliche Gespräche mit einem industriellen Partner über ein mögliches Engagement am Standort." Ziel sei eine nachhaltige Perspektive für den Standort und insbesondere für die Industriearbeitsplätze. Nach Informationen von MDR INVESTIGATIV interessiert sich der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS als potenzieller Investor für das Görlitzer Alstom-Werk. KNDS sucht nach Produktionshallen für Panzer.

"Alstom weiß um die lange und stolze Eisenbahnbautradition am Standort Görlitz. Entsprechend nachvollziehbar ist die Enttäuschung der Mitarbeitenden darüber, dass es für den Standort keine Perspektive über März 2026 hinaus im Alstom-Konzern gibt", heißt es in der Mitteilung von Alstom. Das Unternehmen stehe zu seiner Verantwortung und werde die Veränderungen am Standort mit Blick auf die Belegschaft transparent und fair umsetzen, so das Versprechen.

Produktionslinie von Hennigsdorf kommt nach Bautzen

Am Standort in Bautzen, wo Straßenbahnen produziert und getestet werden, soll nach Aussagen von Alstom nicht gerüttelt werden. Vielmehr soll Bautzen noch eine Produktionslinie von Hennigsdorf hinzubekommen. "Mit vielen wichtigen Aufträgen – von Doppelstockzügen über S-Bahnen bis zu Regional- und Straßenbahnen – ist der Standort aktuell und in den nächsten Jahren stabil ausgelastet", so der Konzern.

Blick bei der Einweihung einer neuen Produktionslinie der Alstom Transportation Germany GmbH auf einen Triebwagen und Waggon vom Typ „Coradia Stream“ für einen Regionalzug in Rumänien
Alstom hält an seinem Standort in Bautzen fest und will eine Produktionslinie von Hennigsdorf dorthin verlagern. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

MDR (ama)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 04. Oktober 2024 | 15:30 Uhr

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