Energiespeicher Experte: Aus für Pumpspeicherwerk Niederwartha ist Schildbürgerstreich
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16. August 2023, 12:32 Uhr
Für den Energiekonzern Vattenfall ist eine Modernisierung des Pumpspeicherwerks Niederwartha nicht wirtschaftlich. Deshalb ist seit Montag Betriebsschluss. Warum die uralte Arbeitsweise eines Pumpspeicherwerkes immer noch sinnvoll ist, weiß der Dresdner Physikprofessor Sigismund Kobe. Er sagt, solange es keine großen Energiespeicher für Solar- und Windkraft gebe, sollte man lieber das Alte ertüchtigen und nutzen.
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- Ein Dresdner Experte hält die Betriebsstilllegung des Pumpspseicherwerks Niederwartha für einen Fehler.
- Physiker Kobe sagt: Solange Großspeicher fehlen, sollten Pumpspeicherwerke laufen.
- Die Stadt Dresden hat Interesse: So bedeutet das Betriebsaus nicht unbedingt das Ende in Niederwartha.
Das Pumpspeicherwerk Niederwartha ist seit Montag vorläufig außer Betrieb. Der Betreiber Vattenfall hatte vorige Woche bestätigt, dass die Anlage "energetisch stillgelegt" wird. Das 1929 in Betrieb gegangene Pumpspeicherwerk habe nach einer Laufzeit von mehr als 90 Jahren sein "technisches Lebenszeitende" erreicht, sagte ein Vattenfallsprecher und nannte die Anlage einen Beleg für die Langlebigkeit dieser Technologie.
Und auf die dürfe Deutschland nicht verzichten, verlangt der Dresdner Physikprofessor Sigismund Kobe. An sonnigen Tagen würden gegen 12:30 Uhr Solaranlagen 40 Giga-Watt Leistung ins Netz einspeisen. "Es ist ungefähr so viel, wie 40 Kernkraftwerke an Leistung einbringen würden", sagte der Experte MDR SACHSEN. Kernkraftwerke sind abgeschaltet, Wind und Sonnenstärke wechselten ständig, aber der Verbrauch bleibe. Andere Kraftwerke müssten zuliefern. Bisher hätten Pumspeicherwerke zehn Prozent der Energie zwischengespeichert und in nachfragestärkeren Zeiten über Wasserkraft wieder dem Stromnetz zugeführt.
Experte: So lange Großspeicher fehlen - Pumpspeicher ertüchtigen
Es müssten unbedingt neue Speichermöglichkeiten gesucht werden. "Wir können nicht warten, bis die Strategien des grünen Wasserstoffs wirklich tragen." Sigismund Kobe fragt sich, wie die Energiewende ohne Zwischenspeicher gelingen soll. Pumpspeicherwerke abzuschalten hält er für einen "Schildbürgerstreich". Denn es fehle derzeit eine Technologie, die die Mengen Energie zwischenspeichern könne, die Solar- und Windkraftanlagen zeitweise produzieren. "Auch die Heimspeicherwerke schaffen das nicht", so Prof. Kobe. Pumpspeicherwerke seien dagegen eine erprobte Technologie, die einen relevanten Teil speichern könne. Insgesamt gibt es nach Meinung des Physikprofessors aber "viel, viel zu wenige" dieser Pumpspeicher im Land.
Der Erhalt von Pumpspeicherwerken ist jetzt umso sinnvoller, weil es nötig ist. Es gibt derzeit keine Großspeicher für große Mengen Energie außer Pumpspeicherwerke.
Daher sollten Anlagen, wie sie seit 94 Jahren auch in Niederwartha steht, wieder ertüchtigt werden. "Das kostet etwas Geld. Man spricht von einigen hundert Millionen Euro. Aber das ist im Vergleich zu den Fördermitteln, die insgesamt für die Energiewende ausgegeben werden, ein ganz kleiner Betrag."
Verhandlungen über Pumpspeicherwerk
Vattenfall hingegen sagte, eine Modernisierung der Anlage in Niederwartha sei trotz mehrfacher Prüfungen nicht wirtschaftlich. Die Anlage war "zur Stromerzeugung in der Vergangenheit allenfalls noch sporadisch zum Einsatz" gekommen, hieß es vor dem Betriebsende. Vorige Woche bestätigte der Energiekonzern Gespräche mit Sachsenenergie. Die Stadt Dresden habe Sachsenenegie beauftragt, mit Vattenfall über eine Übernahme des Pumpspeicherwerkes zu verhandeln.
So funktioniert ein Pumpspeicherwerk
- In einem Pumpspeicherwerk wird aus Wasserkraft Strom erzeugt.
- Es besteht aus einem Ober- und einem Unterbecken und einem Wasserkraftwerk.
- Üblicherweise wird bei hohem Strombedarf Energie erzeugt, indem Wasser aus dem Oberbecken Turbinen antreibt. Wenn weniger Strom verbraucht wird, wird das Wasser dann wieder aus dem Unter- ins Oberbecken gepumpt.
MDR (kk/lam)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 14. August 2023 | 19:00 Uhr