Elternhaltestellen "Elterntaxis": Dresden fördert sichereren Schulweg für Kinder
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29. März 2023, 05:00 Uhr
Sie könnten bereits zum neuen Schuljahr in Dresden Realität werden: Die Stadt hat das Modellprojekt der Elternhaltestellen an Schulen beschlossen. Davon gibt es bereits etwa 120 in Deutschland. Sie sollen für mehr Sicherheit sorgen, sind jedoch auch mit einem Aufwand für die Schulen verbunden. Die Antragsteller in Dresden wollen mit einem zweiten Antrag auch die Ankunft der Schülerinnen und Schüler mit dem Fahrrad stärken.
- Der Dresdner Stadtrat hofft, bereits zum neuen Schuljahr mit den Elternhaltestellen starten zu können.
- Die Halteorte sollen in einem 200-Meter-Abstand zur Schule errichtet werden. Als Inspiration dient ein Pilotprojekt aus Essen.
- Andreas Hölzel vom ADAC ist überzeugt von der Wirksamkeit der Elternhaltestellen.
Eine Art Bannmeile um einige Dresdner Schulen herum soll das morgendliche Getümmel der Elternautos entschärfen und wieder mehr Sicherheit für Kinder bringen, erklärt Susanne Krause, Sprecherin für Mobilität der Grünen Fraktion im Dresdner Stadtrat. Nachdem das Modellprojekt im Stadtrat jetzt beschlossen wurde, sollen wild parkende Autos, das Halten in zweiter Reihe oder hektische Wendemanöver an den Schulen schon bald Geschichte sein.
"Wir hoffen, dass es zum Schuljahresbeginn dann schon die ersten Pilotprojekte geben wird. Es ist so, dass die Stadtverwaltung dafür verkehrsrechtliche Anordnungen erlassen muss. Das Aufstellen von Verkehrsschildern ist nicht ganz ohne. Man kann das nicht einfach so machen, das ist ein Rechtsakt und darauf müssen wir erst einmal warten."
Pilotprojekt aus Essen dient als Inspiration
Die Halteorte für die Eltern müssen gut ausgesucht werden. Die Kinder sollten keine weiteren Straßen überqueren müssen. Außerdem wird der Abstand zur Schule bei etwa 200 Metern liegen. Diese Strecke laufen die Kinder dann zu Fuß. Inspiriert wurden die Dresdner Antragssteller unter anderem von einem Pilotprojekt aus Essen, das 2016 von der Kinderstiftung Essen initiiert wurde.
Herbert Lütkestratkötter engagiert sich für die Stiftung und erklärt, wie sich die Schülerinnen und Schüler beteiligt haben. "Es wurde eine umfangreiche Fotodokumentation gemacht, die stand im Foyer der Schule etwa ein viertel Jahr. Die Kinder haben sich damit befasst und am Ende war allen klar, wie das Projekt aussehen sollte."
ADAC: Bereits 120 Elternhaltestellen
Andreas Hölzel vom ADAC hat einen Überblick über ähnliche Projekte, die in Deutschland schon seit einigen Jahren erprobt werden: "Es gibt schon jetzt circa 120 Elternhaltestellen, das ist eine gute Sache und funktioniert nach meiner Information auch sehr gut. Diese müssen aber wirklich nachhaltig von den Schulen im Auge behalten werden."
Das heißt, die Eltern müssen mindestens einmal im Jahr neu darauf hingewiesen werden, wo die Haltezonen sind und für wen diese da sind. Nämlich vor allem für die Kinder, die zwingend mit dem Auto kommen müssen, weil sie weit weg wohnen und es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt oder wenn sie einen besonders gefährlichen Schulweg haben.
Alle anderen Kinder würden durch die Fahrt im elterlichen Auto um Bewegung an der frischen Luft gebracht, so Hölzel vom ADAC: "Die Entwicklung der Selbstständigkeit von den Kindern im Straßenverkehr ist ein ganz wichtiger Punkt. Wenn man immer gebracht wird, kann man es nicht lernen."
Grüne: Zweiter Antrag für Schulwegpläne mit Rad
Interessant findet Andreas Hölzel eine Unfallstatistik von 2016. Während 3.250 Kinder als PKW-Mitfahrer verunglückt sind, haben nur etwas mehr als die Hälfte mit dem Rad im Verkehr einen Unfall erlebt. Hier setzt der zweite Teil des Antrages der Grünen an den Dresdner Stadtrat an. Es gehe für einen sichereren Schulweg nicht nur darum, die Haltezonen außerhalb des Schulbereiches festzulegen, sondern es sollen auch spezielle Schulwegpläne für eine sichere Anfahrt mit dem Rad gemacht werden, erklärt Susanne Krause von den Grünen.
"Das heißt, die Stadtverwaltung guckt sich gemeinsam mit der Schule und der Schulgemeinschaft an, auf welchen Wegen man die Schule am sichersten erreichen kann? Und da gibt es dann häufig beispielsweise Wegeführung über Fußgängerampeln. Im Fall von Radverkehr könnte man schauen, wo es Radverkehrsanlagen oder ruhige Nebenstraßen gibt."
Und diese Empfehlung solle dann an die Schülerschaft weitergegeben werden, so Susanne Krause.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. März 2023 | 06:00 Uhr