
Süße Kunstwerke Frisch gebackene Konditorinnen präsentieren ihre Meisterprojekte
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08. März 2025, 19:47 Uhr
Neun angehende Konditorinnen stellten sich am Samstag ihrer Meister- beziehungsweise Zwischenprüfung in Chemnitz. Eine Woche Arbeit, kiloweise Zucker und viele Nerven sind in die Kreationen geflossen und für so manchen Prüfling ging ein Kindheitstraum in Erfüllung.
Es sind klitzekleine Tränen der Freude und der Erleichterung, die Isabel Schneider über das Gesicht laufen. "Hier steckt jahrelange Arbeit drin," erzählt die 23-Jährige aus Helbigsdorf in Mittelsachsen und dreht sich zu ihrem Präsentationstisch.
Vor dem verschneiten Schloss Moritzburg hat sie liebevoll Pralinen und Törtchen drapiert. Eine Torte in Form eines Märchenbuches liegt in der Mitte. Links davon thront ein rosa Ballschuh auf einem riesigen Baumkuchen, während rechts eine Zuckerskulptur in die Höhe wächst – eine Interpretation des berühmten Ballkleides aus dem Filmklassiker "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel".
Eine Woche Arbeit für das Meisterprojekt
Seit vergangenem Montag – also beinah eine Woche lang – haben Isabel Schneider und ihre Kolleginnen an ihren Meisterstücken gearbeitet – stets unter den strengen Augen der Prüfer. Ein Buffet für zehn Personen musste geplant, kalkuliert und umgesetzt werden. Am Samstag wurden die Ergebnisse dann der Prüfungskommission vorgestellt.
Das Wichtigste ist das Aussehen. Das ist das Erste, was entscheidet und dann der Geschmack.
"Das Wichtigste ist das Aussehen. Das ist das Erste, was entscheidet und dann der Geschmack," sagt Kay Schroth, selbst Konditormeister und Ausbilder. Ganz wichtig seien aber auch Ordnung und hygienisches Arbeiten.
Ein Kindheitstraum aus Zucker und Tortencreme
Mit 84 von 100 Punkten ist Isabel Schneider eine der besten Absolventinnen in diesem Jahr. Der DEFA-Klassiker "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", das Thema ihres Meisterprojektes, hat für sie eine ganz besondere Bedeutung.
Ich war immer Fan von dem Film. Das ist ein riesiger Traum.
Mit dem Meistertitel in der Tasche möchte sie nun in der Bäckerei ihres Vaters durchstarten.
Meisterprüfung zwischen Fernweh und Zeitdruck
Nicht märchenhaft, sondern exotisch wird es hingegen am Nachbartisch. Janine Fritzsche aus Leipzig hat sich mit ihrem Meisterprojekt ganz der Safari nach Afrika verschrieben. Der Geschmack von Ingwer, Orange, Banane und Ananas schlummert in ihren Törtchen und Pralinen. Dabei war sie selbst noch nie in Afrika. "Meine Mama war früher mal in Afrika und hat immer sehr großes Fernweh und da habe ich ihr das so ein bisschen gewidmet," erklärt die 25-Jährige.
Der Zeitdruck sei am schwierigsten gewesen, zumal ihr mit Vollzeitjob und Mama von zwei kleinen Kindern nur wenig Zeit zum Üben blieb. "Ich möchte mich auf kurz oder lang mit einer Auftragskonditorei selbstständig machen, mit einem kleinen familienfreundlichen Café dran." Denn aus eigener Erfahrung wisse sie, wie schwierig es ist, mit kleinen Kindern entspannt einen Kaffee trinken zu gehen.
Absolventin: Durch Corona habe ich angefangen zu backen
Ein eigenes kleines Café will auch Sarah Greulich eröffnen und gleichzeitig in das Geschäft ihrer Eltern einsteigen. Sie betreiben ein Kräuterhotel in Nohra bei Weimar. Entsprechend naturverbunden ist auch das Meisterprojekt der 22-jährigen Konditormeisterin mit dem Titel "Blütenpracht und Gartenzauber". Sechs Kilogramm Zucker sind in ihr Buffet geflossen. Der Großteil davon steckt wohl im Schaustück, einem Obstkorb aus zuckergeblasenen Früchten. Kurz bevor sie fertig war, sei die Sonne ganz oben auf dem Korb geplatzt. Unter Zeitdruck musste sie eine Zweite anfertigen.
Erst die COVID19-Pandemie brachte Sarah zu ihrem Berufswunsch. "Ich habe während meines Abiturs durch Corona eigentlich mehr gebacken als mein Abitur gemacht," erzählt sie mit einem Lachen im Gesicht.
Ausbilder: "Leider ist der Ehrgeiz nicht mehr so da wie früher"
Zufrieden ist Ausbilder Kay Schroth zumindest mit der konstant hohen Nachfrage nach dem Beruf. Er leitet die Konditorenwerkstatt der Chemnitzer Handwerkskammer, bildet seit 14 Jahren den Nachwuchs aus. Der Kurs sei mit zwölf Teilnehmern in jedem Jahr voll.
Luft nach oben sieht er hingegen bei den Prüfungsergebnissen. Zu schnell gebe sich manch einer seiner Prüflinge mit der eigenen Leistung zufrieden. "Leider ist der Ehrgeiz nicht mehr so da wie früher," so Schroth. Trotzdem gebe es auch in diesem Jahr Arbeiten, die herausstechen, ergänzt er mit einem Blick in Richtung des "Aschenbrödelbuffets" von Isabel Schneider.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 08. März 2025 | 19:00 Uhr