Stadtrat Dresden Hunderte DVB-Beschäftigte und Dresdner protestieren gegen Sparkurs
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23. Januar 2025, 20:11 Uhr
Keine Fähren mehr in Dresden, die Bergbahnen nur im Sommer, Kürzung bei der Taktung etlicher Linien – die Liste der Grausamkeiten der Stadt Dresden setzt sich auch im ÖPNV fort. Hunderte DVB-Mitarbeiter demonstrierten vor dem Dresdner Rathaus vor der Staatratssitzung gegen die geplanten Kürzungen
- Liste der Grausamkeiten auch beim ÖPNV: DVB-Beschäftigte sowie Dresdnerinnen und Dresdner protestieren gegen die geplanten Kürzungen.
- Bei der DVB sollen die Fähren in Johannstadt und Niederpoyritz eingestellt werden, die Bergbahnen sollen nur noch im Sommer fahren und viele Linien gekürzt werden - obwohl so viele Menschen wie nie die DVB nutzen.
- OB Hilbert will sich in 14 Tagen zur DVB-Betriebsversammlung den Fragen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen.
Hunderte DVB-Mitarbeiter haben vor dem Dresdner Rathaus vor der Stadtratssitzung gegen Sparpläne in ihrem Unternehmen demonstriert. Kurz vor der Stadtratssitzung am Donnerstagnachmittag wehrten sie sich gegen angekündigte Streichliste. "Wir fordern von der Stadt andere Lösungen zu finden", sagte DVB-Mitarbeiter und Betriebsrat Wolfgang Fehring MDR SACHSEN. "Die geplanten Kürzungen betreffen nicht nur die Arbeitsplätze, sondern auch die Lebensader der Stadt." Die Kürzungen im Nahverkehr seien "ein völlig falscher Schritt".
DVB-Betriebsrat: Dresden braucht den ÖPNV
Fehring begründete das mit der Zahl der Fahrgäste, die mit mehr als 180 Millionen auf Rekordniveau sei und so hoch wie nie. Jetzt die Fähre, die Bergbahnen und die Linien einzukürzen, gehe an der Realität vorbei. "Dresden ist eigentlich eine Stadt der Innovation. Doch was bleibt den Einwohnern, wenn nicht mehr in Infrastruktur und ÖPNV investiert wird", fragte sich Fehring. Wegen der aktuellen Haushaltslage müssen die DVB 18 Millionen Euro einsparen.
Fehring erklärte MDR SACHSEN weiter, dass dem Unternehmen nach aktuellem Stand ab dem 1. April ein Stellenabbau drohe, wenn an den Plänen festgehalten werde. Derzeit würde das 150 Kolleginnen und Kollegen in allen Bereichen betreffen. "In einer wachsenden Stadt darf das Angebot nicht reduziert werden. Wir wollen weiterhin gute Arbeit machen." Er kündigte weitere Aktionen an, auch bundesweit mit anderen Verkehrsunternehmen.
Wir machen jeden Tag einen richtig guten Job. Wir haben Rekordzahlen mit 183 Millionen Fahrgästen, vor Corona waren wir bei 164 Millionen. Wenn man sich diese Steigerung anschaut, ist das der Grund, warum wir heute hier stehen.
Tramfluencer: "Nahverkehr muss so erhalten bleiben"
"Der Nahverkehr wie wir ihn kennen, muss erhalten bleiben", sagte DVB -Mitarbeiter Maik Zeuge, der im sozialen Netzwerk "Instagram" als Tramfluencer bekannt ist. "Die Fähren und die Bergbahnen gehören zu Dresden wie die Frauenkirche und die Semperoper. Wir können sie nicht einfach kürzen."
Nutzerin seit 50 Jahren
"Ich bin seit mehr als 50 Jahren Nutzerin der DVB und habe gelesen, was auf die Fahrgäste zukommen soll", sagte Irene Junge aus Dresden. Und weiter: "Ich protestiere gegen die geplanten Kürzungen, der Verlust von Linien und Arbeitsplätzen ist nicht hinnehmbar. Ich wünsche mir, dass die Stadtverordneten hier eine Lösung finden." Die Stammkundin kann nicht verstehen, warum Bund und Land nicht genügend Zuschüsse finden. "Es ist doch besser, Geld für Infrastruktur auszugeben, als für Waffen."
Sparpläne wegen 18 Millionen Defizit
Ab 1. April 2025 drohen deutliche Kürzungen im Angebot der Dresdner Verkehrsbetriebe. Das hatte die DVB bereits vor Tagen angekündigt. Grund sind ein Defizit von 18 Millionen Euro durch hohe Sach- und Energiekosten. Laut DVB sollen ab 1. April die beiden Fähren in Johannstadt und Niederpoyritz eingestellt werden, die Bergbahnen nur noch im Sommer fahren und auch zwei Buslinien verschwinden. Vor allem in den Randbereichen der Stadt soll auf etlichen Linien teils der Takt teils deutlich gekürzt werden. Etwa 150 Mitarbeiter sollen ihren Job verlieren.
OB Hilbert will zur DVB Betriebsversammlung
Die Stadträte berieten am Donnerstagabend in einer von den Grünen beantragten Aktuellen Stunde über die geplanten Kürzungen der DVB. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) erklärte: "Ich kann nachvollziehen, dass die Beschlusslage aus dem Aufsichtsrat der DVB und der damit einhergehende Vorschlag an den Stadtrat für große Verunsicherung sorgt. Niemand, weder die Aufsichtsräte der DVB, noch die Verwaltung, noch ich persönlich, wollen massive Leistungseinschränkungen beim ÖPNV." Die Technischen Werke (TWD) als Mutter der DVB müsse jedoch ihre Liquidität erhalten. Sollten die TWD in die Zahlungsunfähigkeit hineinrutschen, wäre das "weit dramatischer", als die Kürzungen der DVB. Hilbert kündigte an, in 14 Tagen an der DVB-Betriebsversammlung teilzunehmen und sich den Fragen der Belegschaft zu stellen.
Stadt will Kredite von 220 Millionen Euro aufnehmen
Hilbert erklärte, er werbe für die Einsparungen bei der DVB und bekenne sich als Stadt jedoch deutlich "zum Ausbau und zur Modernisierung des ÖPNV". Deswegen halte die Stadt mit dem Zukunftsfond auch am Ausbau der Linie 8 in den Norden fest. Für den Zukunftsfond will Hilbert die Dresdner Schuldenbremse aufweichen und Kredite von 220 Millionen Europ aufnehmen. Mit dem Geld soll eine neue Carolabrücke, die Sanierung der Königsbrücker Straße, die Brücke im Industriegelände und die DVB-Linie 8 ermöglicht werden.
MDR (tomi/dkö)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 23. Januar 2025 | 19:00 Uhr