Ein Busfahrer
Matthias Böhm hat fast 50 Jahre lang in Dresden Busse repariert. Als Schaffner kann er bei den Fahrten des Ikarus 260 allerlei Anekdoten berichten. Fragen ist ausdrücklich erlaubt. Bildrechte: MDR/L. Müller

Nostalgie In Dresden sind wieder Ikarus-Busse im Linienverkehr unterwegs

10. Mai 2022, 11:46 Uhr

Wenn Mutti früh zur Arbeit fährt, kommt schon lange kein Ikarus-Bus mehr. Von wegen: In Dresden kann das diese Woche durchaus passieren. Der Verein Historische Kraftfahrzeuge des Dresdner Nahverkehrs feiert sein 20. Bestehen und verstärkt auf einigen Stadtlinien mit historischen Kraftomnibussen den Takt. Die Fans alter Busse sind begeistert und säumten schon zum Start zwischen Mickten und Übigau mit Fotoapparaten und Videokameras die Straßen, um den Ikarus 260 in Szene zu setzen.

Wer in Dresden diese Woche Bus fährt, muss eventuell wieder einige Stufen steigen. Denn der Verein Historische Kraftfahrzeuge des Dresdner Nahverkehrs lässt zu seinem 20. Jubiläum in dieser Woche auf ausgewählten Linien historische Kraftomnibusse rollen. Die Busse sind zusätzlich zu den regulären Niederflurfahrzeugen auf den Linien 61, 68, 79, 80 und 81 im Einsatz und sollen nach Vereinsangaben dort an ihre früheren Stammstrecken erinnern.

Erinnerungen an vergangene Tage

Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) versuchen den Spagat zwischen Moderne und Tradition. Sie wissen, dass ein Ikarus-Bus bei vielen älteren Dresdnern durchaus Sympathien und vor allem Erinnerungen weckt, wie DVB-Sprecher Falk Lösch sagte. So etwa bei Klaus Göhler. Der Senior war am Montagmorgen zu ersten Fahrt eines Ikarus 260 nach Mickten gekommen und musste gleich feststellen, dass seine Vierer-Karte gar nicht mehr in die alten Entwerter passt. Obwohl er auch in der DDR einen Pkw besaß, sei er auch oft mit den Ikarus-Bussen unterwegs gewesen. Nun wollte er noch mal dieses "Fahrgefühl" erleben, sagt er mit leuchtenden Augen.

Ein Ikarus Bus in Dresden
Noch steht "Dienstfahrt" am Bus. Gleich wird "Übigau" als Ziel eingestellt und der Ikarus 260 aus dem Jahr 1988 geht noch einmal in den Liniendienst. Bildrechte: MDR/L. Müller

Erläuterungen gibt es vom Busexperten

Matthias Böhm ist zwar schon Rentner, aber diese Woche als Schaffner im Ikarus, Baujahr 1988, unterwegs. Er kontrolliert Fahrkarten, beantwortet Fragen rund um die Geschichte der eingesetzten Busse und drückt die Haltewunschtaste über der Druckluftfalttür, wenn Fahrgäste diese nicht finden. Fast 50 Jahre hat Böhm in der Werkstatt beim Dresdner Nahverkehr gearbeitet, an Motoren geschraubt und mehrere Generationen von Bussen hautnah erlebt. Eine Runde von Mickten nach Übigau und zurück ist viel zu kurz, um alle Geschichten zu erzählen.

Busfahrer setzt sich in seinem Urlaub ans Steuer

Am Steuer des gelben Ikarus, der über einen Umweg in Berlin zu den DVB kam, saß am Montag Michael Bretschner. Er ist hauptberuflich Busfahrer, hat aber extra Urlaub für den historischen Verkehr genommen. Um den Ikarus 260 kümmert er sich im Verein. "Es ist quasi mein Stammfahrzeug", sagt er. Der Bus werde von Firmen, Vereinen, Privatleuten und auch für Filmdrehs gemietet.

Ein Busfahrer
Busfahrer Michael Bretschner hat Urlaub und steuert trotzdem den historischen Ikarus mit seinem Schaltgetriebe durch Dresden. Der Museumsbus liegt ihm am Herzen. Bildrechte: MDR/L. Müller

"Wir wollen die Woche auch nutzen, um als Verein besser wahrgenommen zu werden", betont Bretschner. Man kooperiere mit dem Straßenbahnmuseum, agiere aber als eigenständiger Verein. Man betreue zwei Ikarus-Busse aus den Baujahren 1972 und 1988, einen Büssing aus dem Jahr 1938, einem IFA H6 aus dem Jahr 1956 und weitere Nutzfahrzeuge aus der DDR-Zeit. Ein Ikarus-Reisebus ist in der Aufarbeitung. Auch ein Mercedes 0405N wird im Museumsbestand für die Nachwelt erhalten. Zehn dieser Busse kamen 1990 als Geschenk der Dresdner Bank in die sächsische Landeshauptstadt.

Auf diesen Linien fahren die historischen Busse

  • Montag und Freitag: Ikarus 260 auf der Linie 79 zwischen Mickten und Übigau
  • Montag und Freitag: Mercedes O405N auf der Linie 81 zwischen Wilschdorf und Bahnhof Neustadt.

Bbestens restaurierter 66er des Baujahres 1972 der Dresdner Verkehrsbetriebe
Auch der legendäre Ikarus 66 darf in Dresden noch einmal zeigen, wie sich Busfahren in den 1960ern bis in die 1980er in der DDR anfühlte. Bildrechte: Holger Haase


  • Dienstag: Ikarus 66 auf der Linie 80 zwischen D.-Erxleben-Straße und Altcotta
  • Mittwoch: Mercedes O405N auf der Linie 68 zwischen Klosterteichplatz und Prager Straße
  • Donnerstag: Ikarus 260 und Ikarus 66 auf der Linie 61 zwischen Tharandter Straße und Schillerplatz

Fahrpläne auf der DVB-Homepage einsehbar

Die Fahrpläne sind bei den DVB auf der Homepage veröffentlicht. DVB-Sprecher Lösch sagte, der Einsatz der historischen Fahrzeuge sei mit dem Verkehrsverbund Oberelbe und der Landesdirektion Sachsen abgesprochen. Da die Oldtimer-Busse zusätzlich verkehren, gibt es keine Einschränkungen für Fahrgäste. Auch in den historischen Bussen gilt der reguläre Tarif.

Ikarus im Linienverkehr gibt es nicht nur in Dresden. Bei der Zittauer Schmalspurbahn war beispielsweise ein Ikarus im März als Schienenersatz-Verkehr zwischen dem Bahnhof Zittau und Zittau Vorstand im Einsatz. Laut Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes sind in Deutschland noch 32 Ikarus-Busse unterschiedlicher Modelle zugelassen.

Ikarus-Busse Busse der ungarischen Marke Ikarus haben in der DDR einen Hauptanteil des ÖPNV-Verkehrs in Städten und Regionen übernommen. Im Rahmen des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) war Ungarn hauptsächlich für die Busproduktion zuständig. Die DDR und viele weitere RGW-Staaten kauften diese Fahrzeuge.

MDR (lam)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 02. Mai 2022 | 19:00 Uhr

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