Berufsschulreform Bis zu zwei Stunden Fahrzeit zur Berufsschule
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14. September 2023, 10:51 Uhr
Vor zwei Jahren wurde in Sachsen das Berufsschulsystem zentralisiert. Seitdem werden Inhalte für bestimmte Berufe nicht mehr über den Freistaat verteilt gelehrt, sondern in fachlich spezialisierten Zentren. Doch was hat das neue System gebracht? Ausbildungsbetriebe haben Sicherheit, aber Azubis lange Anfahrtswege. Staatlich geförderte Azubi-Heime sollen helfen.
- Die Berufsschulreform hat den Ausbildungsbetrieben langfristig Planungssicherheit gegeben.
- Der Nachteil sind lange Anfahrtswege für Auszubildende.
- Wohnheime sollen das Problem lösen, Experten fordern schnelles Handeln.
Man soll eine Zwischenbilanz mit dem Positiven beginnen. Daher sagt Gert Ziener von der IHK Leipzig, die Neuordnung der Berufsschulen in Sachsen sei grundsätzlich gut gewesen. Früher habe es viel Unsicherheit gegeben. Zum Beispiel habe es einmal einen Jahrgang für Maler in einer Berufsschule gegeben und im Folgejahr nicht. Nun sei klar, welche Schule welche Berufe ausbilde.
Nun hätten die Ausbildungsbetriebe wichtiger Weise eine Langfristperspektive bekommen. "Dass man sagt: Bis 2030 ist das dann erstmal sicher und klar, wo der entsprechende Berufsschüler hinzugehen hat. Insofern war uns das lieber als die jährlichen Fachklassen-Listen. Das muss man sagen."
Berufsschulen zu weit von Azubis entfernt
Doch dann kommt Ziener zur Kritik. Die Verteilung der Berufsschulen sei aus seiner Sicht nicht optimal gelaufen. So gibt es keine Berufsschulklassen für Tourismus mehr in Leipzig oder Chemnitz. Stattdessen sollen die Lehrlinge nach Rodewisch ins Vogtland pendeln.
Dort werde der Tourismus-Kaufmann ausgebildet, um den ländlichen Raum zu stärken. "Blöd wird es dann nur, wenn die Ausbildungsbetriebe uns sagen: Unter den Umständen bilde ich dann nicht mehr aus, weil mir das von der Koordination zu aufwändig ist." Tatsächlich hat die Neusortierung der Berufsschulen für viele Azubis zu weiteren Wegen geführt. Der öffentliche Nahverkehr wurde daran kaum angepasst. Busse fahren selten oder gar nicht. Mancher Azubi benötigt pro Strecke zwei Stunden.
Wohnheime sollen es richten
Für den Geschäftsführer beim Sächsischen Handwerkskammertag, Andreas Brzezinski, muss sich das ändern. Landratsämter und die Staatsregierung müssten sich an einen Tisch setzen. "Man muss sicherlich die Landratsämter und Schulträger in die Lage versetzen, dass man auch tatsächlich die Kapazitäten dann schaffen kann. Das wird nicht im Selbstlauf gehen. Da werden wir auch dranbleiben." Statt Pendelverkehr würden auch Wohnheime helfen, in denen Berufsschüler übernachten können. Doch auch hier fehle es an Kapazitäten, sagt Brzezinski.
Beim Deutschen Gewerkschaftsbund in Sachsen sieht man das ähnlich. Dem zuständigen Jugendsekretär Vincent Drews zufolge gebe es in Sachsen bislang noch kein Förderprogramm oder keine Förderrichtlinie, auf die sich Interessenten bewerben könnten, die ein Azubi-Wohnheim bauen und betreiben wollten. "Und das ist unsere erste Forderung: Dass wir in Sachsen so ein Förderprogramm brauchen über das eben auch das Thema Azubi-Wohnen abgedeckt wird und die Leute die Möglichkeit haben, auch Fördermittel für Azubi-Wohnheime zu beantragen."
Schnelles Handeln bei Wohnheimen gefordert
Derzeit fördere der Bund junges Wohnen in Sachsen mit 25 Millionen Euro, sagt Drews. Bislang gebe der Freistaat das Geld aber nur für den Bau von Studentenwohnheimen aus. Er wünsche sich, dass die Hälfte künftig für Azubi-Wohnheime reserviert werde. Auch die Kammern unterstützen die Forderung.
Andreas Brzenzinski fordert schnelles Handeln: "Wir haben momentan gute Ausbildungszahlen. Das heißt: Wir brauchen schon die Kapazitäten. Die werden abgerufen werden und insofern ist hier Handlungsdruck."
Tatsächlich will sich das sächsische Kultusministerium nochmal ansehen, wie gut die Neuverteilung der Berufsschulen funktioniert. Es hat aber weniger Eile. 2025 will es die Berufsschulreform in Sachsen auf ihren Erfolg hin überprüfen lassen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 14. September 2023 | 06:12 Uhr
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