Sächsische Schweiz Kanin-Hop: Nicht nur sportlich, sondern auch niedlich
Hauptinhalt
04. August 2024, 20:56 Uhr
Bei den Olympischen Spielen in Paris messen sich gerade die besten Sportler der Welt. Doch deren Sprungleistung ist lächerlich, zumindest im Vergleich zum Kanin-Hop. Die "Top-Athleten" in diesem Sport schaffen es nämlich, drei Mal so hoch und zehn Mal so weit wie ihre Körpergröße zu springen. Und: Sie sehen dabei auch noch richtig putzig aus. Am Wochenende haben sie in Ulbersdorf in der Sächsischen Schweiz die Besten unter ihnen gekürt.
23 flauschige Langohren warten an diesem sonnigen Vormittag darauf, endlich ihr sportliches Können unter Beweis zu stellen. Aus ihren Boxen heraus schauen sie unbeeindruckt zu, wie ihre Herrchen und Frauchen den Parcours aufbauen.
Ein bisschen wie Springreiten, nur kleiner
Eine kleine Gruppe von Menschen läuft auf einer abgezäunten Wiese herum und verteilt Gestelle aus Holz. Es gibt einen Schmetterling, einen Apfel, Schuhe und andere Konstrukte, die eher technisch aussehen. Als Stangen zwischen ihnen befestigt werden, erkennt man, dass es Hürden sind, wie beim Springreiten, aber geschrumpft.
Werden sich die Kaninchen den Bauch vollschlagen?
Es gibt Probleme mit dem Rasen - zu hoch, zu feucht, zu saftig grün. "Da werden wir nasse Füße kriegen und die Tiere abgelenkt sein", lacht Anja Schönfeld, die extra aus Sachsen-Anhalt angereist ist. Doch ein Rasenmäher ist auf die Schnelle nicht aufzutreiben und so macht sich die Gruppe daran, den Hindernislauf für die erste Runde fertig zu bauen.
Veranstalterin Viola Wego kann dem Treiben nur zusehen. Die Folgen einer OP bremsen sie aus. Doch ihr Hase soll dennoch auf seine Kosten kommen. Viola Wegos Tochter Lisa Heinrich ist ebenfalls Kanin-Hoperin und wird deshalb den Hasen ihrer Mutter führen.
Das Teilnehmerfeld der Zweibeiner ist übersichtlich. Die 23 Kaninchen stammen von fünf Wettkämpfern. Veranstalterin Wego bedauert, dass nicht jeder bis in den östlichen Zipfel Sachsens fahren wollte. Und dann ist ja auch noch Schuleinführung. Trotzdem möchte sie ein tolles Turnier veranstalten.
Elvis und der holprige Start
Es geht los. Die ersten Langohren werden aus ihren Boxen geholt und bekommen Leine und Geschirr angelegt. Es startet die "leichte Klasse", wobei das "leicht" nicht für das Gewicht, sondern für die Anforderungen des Parcours steht. Je nach Stufe werden Höhe und Weite der Hindernisse vergrößert. Die schwerste Klasse heute ist "Elite", dabei müssen die Häschen einen halben Meter hoch und 70 Zentimeter weit springen.
Als Erster geht Elvis an den Start. Doch das grau-weiße Kaninchen von Veranstalterin Wego scheint heute lustlos. Mit ganz viel Überzeugungsarbeit lässt er sich immerhin dazu motivieren, zwei Hindernisse zu überhoppeln, doch es dauert.
Die Tiere werden zu nichts gezwungen. Wenn man Pech hat und einer keine Lust hat, na ja, dann steht man da.
Zwischendurch ruft Schiedsrichterin Anja Schönfeld die Zeit: "eine Minute fünfundvierzig." Doch Elvis macht keine Anstalten, die Konkurrenz doch noch mit sportlichen Höchstleistungen wegzublasen. Nach der Maximalzeit von 2:30 Minuten trägt Lisa Heinrich das träge Tier wieder zurück in den Käfig. Er wird an diesem Tag trotz des müden Auftritts noch mehrere Knuddeleinheiten bekommen.
Viola Wego erklärt, dass es darum gehe, die Zusammenarbeit mit den Tieren zu genießen. Die Tiere sollen ebenfalls Freude haben. "Die werden ja zu nichts gezwungen. Wenn man Pech hat und einer keine Lust hat, na ja dann steht man da."
Elvis gegen Beatles
Inzwischen ist Penny Lane ins Turnier gestartet. Trainerin Katrin Fuchs erklärt, dass das Tier aus einem Wurf kam, wo alle Geschwister nach Beatles-Songs benannt wurden.
Die Beatles scheinen heute deutlich besser zu spielen als der King of Rock 'n' Roll. Penny Lane sprüht vor Energie, ist nahezu übereifrig bei der Sache, liefert eine gute Show. Und sieht dabei auch noch richtig putzig aus. Ein Ohr steht steil nach oben, das andere hängt seitlich herunter und hüpft im Einklang mit dem ganzen Tier auf und ab.
Kanin-Hop zieht auch junge Menschen an
Das Turnier kommt langsam in Schwung und wie am Fließband machen die Kaninchen sich warm und werden umgehend von den Schiedsrichtern an den Start gebeten.
Eine der beiden Schiedsrichterinnen ist Larissa Reißig. Als sie den Sport kennenlernte, war sie erst 14 Jahre alt. Mittlerweile ist sie seit mehr als fünf Jahren dabei und seit zwei Jahren nun auch als Schiedsrichterin.
Immer wieder bleiben Gruppen von Zuschauern stehen und bewundern die flinken Wesen. Heute ist Dorffest in Ulbersdorf, die ansässige Feuerwehr und der Kaninchenzuchtverein feiern jeweils ihr 100. Jubiläum. Die Kanin-Hop-Gruppe von Viola Wego gibt es zwar erst seit vier Jahren. Trotzdem gelingt es ihr, mit den rennenden und springenden Kaninchen den "alten Hasen" ein bisschen die Show zu stehlen.
Kanin-Hop als Hoffnungsträger für Kaninchenzüchter?
Dieser Wirkung ist sich auch Falko Zimmermann bewusst. Er ist der hiesige Kreisvorsitzende vom Landesverband Sächsischer Rassekaninchenzüchter. Er freut sich über die Verbreitung des Kanin-Hop-Sportes und sieht darin eine Chance für viele Zuchtvereine. Oft hätten diese vor allem ältere und männliche Mitglieder. Nachwuchs sei schwierig zu begeistern. Er beobachte nun, wie Kanin-Hop jüngere und auch weibliche Interessierte anlockt.
Jeder kommt aufs Podest
Die "Elite Klasse" mit nur drei Sportkaninchen ist schnell durch und das Auszählen der Punkte hat begonnen. Bei der Siegerehrung darf jeder mindestens einmal nach vorn treten. Für die fleißigen Vierbeiner gibt es frisches Futter zur Belohnung.
Katrin Fuchs hat jetzt Stress. Sie hat mit ihren Tieren die meisten Siege eingefahren und holt eines nach dem anderen für die Siegerfotos aus den Boxen. "Ich habe die Kaninchen gern. Es macht Spaß, mit denen zu springen." Und dann fügt sie lachend hinzu: "Es passen mehr Kaninchen ins Auto als ein Pferd." In zwei Monaten will sie dann zum nächsten Turnier fahren, ins Wethautal zu Anja Schönfeld.
Kritik an der Berichterstattung - Anmerkung der Redaktion Nach der Veröffentlichung dieses Artikels und eines Social-Media-Posts auf dem Instagram-Kanal von MDR SACHSEN hatte es von Tierschützern große Proteste gegeben. Sie kritisierten die Berichterstattung, die zu unkritisch gegen diese Art von Tierwettbewerben sei. Wir haben uns der Kritik gestellt und mit zwei Tierärzten gesprochen. Sie haben sich die Bilder und Videos angesehen und erläutert, was den Tieren aus ihrer Sicht schadet und was nicht. Den Beitrag dazu finden Sie unterhalb dieses Eintrags.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 03. August 2024 | 19:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/304ad78b-3970-4476-af2b-fff05f305769 was not found on this server.