Bilanz Wohnungsgenossenschaften in Sachsen leiden unter hohen Baukosten

17. Mai 2024, 05:00 Uhr

Die Wohnungsgenossenschaften in Sachsen werden von den Mieterinnen und Mietern als verlässlicher Vermieter geschätzt. Vor allem in den Großstädten stehen die vergleichsweise erschwinglichen Wohnungen hoch im Kurs. Allerdings kamen zuletzt kaum noch neue hinzu. Und das trotz enormer Investitionen. Der Grund dafür ist wenig überraschend.

Mehr investiert, weniger gebaut. So lautet das Fazit der sächsischen Wohnungsgenossenschaften, wenn sie das vergangene Jahr Revue passieren lassen. Insgesamt investierten die Genossenschaften rund 600 Millionen Euro und damit 4,4 Prozent mehr als 2022, teilte der Verband sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) mit.

Größtes Manko sei der Anstieg der Baukosten um 10,5 Prozent gewesen. "Es ist bitter: Wir investieren 1,6 Millionen Euro pro Tag in unsere Bestände und erhalten weniger Leistung dafür als im Geschäftsjahr 2022", sagte Mirjam Philipp, Vorstand des VSWG. Der Spagat zwischen günstigen Mieten und Refinanzierung der Investitionen werde immer schmerzhafter.

VSWG-Vorstand Mirjam Philipp
VSWG-Vorstand Mirjam Philipp sieht ein Dilemma: Einerseits wollen die Genossenschaften günstige Wohnungen anbieten, andererseits müssen sie auch ihre Investitionen refinanzieren. Bildrechte: Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften

Es ist bitter: Wir investieren 1,6 Millionen Euro pro Tag in unsere Bestände und erhalten weniger Leistung dafür als im Geschäftsjahr 2022.

Mirjam Philipp Verband sächsischer Wohnungsgenossenschaften

Neubau auf niedrigem Niveau

Schwerpunkt der Investitionen waren den Angaben zufolge Instandhaltung (344,4 Millionen Euro) und Modernisierung (192,8 Millionen Euro). Der Neubau blieb dagegen auf niedrigem Niveau (63,1 Millionen Euro). 286 Wohnungen wurden neu errichtet - zwar 46 mehr als 2022, aber weiterhin weniger als von 2015 bis 2021 mit 300 bis 500 neuen Wohnungen pro Jahr. Hintergrund seien starke Baukostensteigerungen, deutlich höhere Darlehenszinsen und nicht planbare oder nicht hilfreiche Förderangebote im Neubau. 

Ohne Förderung Kaltmieten bei 20 Euro

Für Neubauprojekte würden Baukosten von bis zu 4.500 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. "Dies würde - ohne Förderung - zu Kaltmieten zwischen 15 bis 20 Euro pro Quadratmeter führen, was für die sächsischen Wohnungsgenossenschaften illusorisch ist", sagte Mirjam Philipp. Im Dezember lag die Nutzungsgebühr, die der Nettokaltmiete entspricht, bei den sächsischen Genossenschaften bei durchschnittlich 5,44 Euro pro Quadratmeter (2022: 5,31 Euro pro Quadratmeter).

Wie auch in den Vorjahren gab es 2023 mehr Rück- als Neubau. 545 Wohnungen wurden endgültig vom Markt genommen, damit betrug der Bestand 294.583 Wohnungen, knapp 200 weniger als 2022. Zum 31. Dezember 2023 standen knapp 24.000 davon leer, ein Rückgang von 906 Wohnungen.

MDR dpa/(sth)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 16. Mai 2024 | 19:00 Uhr

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