Tag der offenen Tür Dresden eröffnet neue Asylunterkunft im Stadtteil Klotzsche
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09. Januar 2025, 12:24 Uhr
Im Dresdner Norden eröffnet eine neue Asylunterkunft. Die Pläne, im Stadtteil Klotzsche in der Nähe des Flughafens 65 Asylsuchende und Flüchtlinge unterzubringen, haben im Vorfeld für Polizeieinsätze gesorgt. Es gab Demos von Befürwortern und Gegnern sowie Brandstiftung. Wie ist die aktuelle Stimmung? Beim Tag der offenen Tür suchte auch die Sozialbürgermeisterin das Gespräch mit Anwohnern.
- Das Interesse der Bürger beim Tag der offenen Tür in der neuen Asylunterkunft in Klotzsche ist groß, dabei geht es auch um die Kosten.
- Die Betreiberfirma will bei möglichen Problemen rund um die Uhr als Ansprechpartner erreichbar sein.
- Laut Sozialbürgermeisterin sollen in der neuen Unterkunft Familien untergebracht werden.
Mehr als 150 Menschen strömen in einen sanierten Plattenbau im Dresdner Norden. Viele leben in der Nachbarschaft. Sie treibt die Neugier her.
An diesem Donnerstag eröffnet dort eine Asylunterkunft. Die Verantwortlichen im Rathaus wissen um die Probleme und Ängste und setzen auf Gespräche und Information. Ein Tag der offenen Tür sollen Vorbehalte abgebaut werden. Schnell sind die Handzettel am Eingang vergriffen.
Vorbehalte unter den Anwohnern
Die Besucher erfahren viel zum Thema Asyl in Dresden. Beispielsweise, dass ein Alleinstehender aktuell 397 Euro im Monat erhält. Gerade die Kosten für die Asylpolitik treiben manchen Besucher um. "Für die kaputte Brücke in Dresden ist kein Geld da", kritisiert ein Frau. "Aber hierfür wird eine Million Euro investiert." Diese Summe nennt die Stadt Dresden für die Ertüchtigung des Heims.
Eine andere Dame kennt das Gebäude als frühere Kita und Schule. Sie könne es aus ihrem Küchenfenster sehen und interessiere sich für die bauliche Sicherheit, beispielsweise im Brandfall.
Ich kann das Heim aus dem Küchenfenster sehen. Mich interessieren die Einrichtung und der Brandschutz.
Betreiber rund um die Uhr erreichbar
Auf das Gebäude hat es in der Tat versuchte Brandanschläge gegeben. Ein Verdächtiger sitzt weiter in der U-Haft, so ein Sprecher der Generalanwaltschaft Dresden.
Betrieben wird die Unterkunft von der Saxonia-Care. Der Regionalleiter des Betreibers, Mohammad Najmeh, zeigt sich dennoch optimistisch. Der Mann, der mit seiner Familie 2015 als Palästinenser aus Syrien nach Sachsen kam, hat mit Zeltstädten für Asylsuchende in Leipzig viel Erfahrung gewonnen. "Wenn es Probleme oder Fragen gibt, bin ich 24 Stunden am Tag erreichbar oder komme hergefahren", versichert er und verteilt Visitenkarten.
Wenn es Probleme oder Fragen gibt, bin ich 24 Stunden lang erreichbar oder komme hergefahren.
Auch der frühere Stadtrat Franz-Josef Fischer (Freie Bürger) besichtigt das Objekt. Wie er berichtet, hat er sich als langjähriger Klotzscher Bürger stets für die Unterkunft stark gemacht. "Dafür habe ich auch viel Kritik eingesteckt", sagt er MDR SACHSEN. Er sei überzeugt davon, dass es keine Probleme mit den künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern geben wird. "Die gibt es auch nicht mit der Einrichtung für minderjährige Flüchtlinge in der Nähe."
Asyl in Dresden in Zahlen (zum Aufklappen)
- Knapp fünf Prozent aller Asylsuchender in Deutschland wurden 2024 auf Sachsen verteilt. Davon erhielt Dresden 13,8 Prozent.
- 2023 hat Dresden 2.125 Menschen aufgenommen. Im Jahr 2024 waren es bis Oktober 1.187 Asylsuchende.
- Für 2025 rechnet Dresden mit 1.600 Menschen im Bereich Flucht und Asyl sowie 100 Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine.
- Die Herkunftsländer der Asylsuchenden 2024 waren Venezuela, Syrien, Afghanistan, Russische Föderation, Irak, Ukraine, Türkei, Libanon und Libyen.
Quelle: Sozialamt Landeshauptstadt Dresden
Bürgermeisterin: Familien ziehen hier ein
Auch Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke) unterstreicht das Positive: Neben Gesprächen als erstem Schritt zur Deeskalation setze sie auf das eigene Erleben der Anwohner. Die wollen wissen, wer in die Unterkunft einzieht. Kaufmann zufolge sind es Familien, viele davon wahrscheinlich aus der Russischen Föderation sowie aus Venzuela. Sie sagt aber auch: "Flucht ist kein Wunschkonzert." Man suche sich die Menschen nicht aus. Sie würden von der Landesdirektion an die Stadt überwiesen. Doch werde darauf geachtet, dass sich die Nationalitäten untereinander verstehen.
Den Standort mitten in einem Wohngebiet mit Kitas und einer Schule sieht Kaufmann dagegen als große Chance. "Die Kinder der Geflüchteten sollen eine normale Kindheit erfahren." Zudem sei das frühere Kita- und Schulgebäude ein relativ preisgünstiger Standort, da die Stadt der Eigentümer des Gebäudes ist und keine Miete zahlen muss, so die Beigeordnete. Zudem gehe es um einen räumlichen Ausgleich: Der Großteil der Unterkünfte für Geflüchtete in Dresden liege bislang am linken Elbufer und nur wenige rechtselbisch wie Klotzsche.
Wir sehen es als große Chance, dass wir hier mitten in einem Wohngebiet sind und nicht auf dem Acker.
Nutzung als Asylunterkunft ist befristet
Der Stadtrat hatte im Januar 2024 die Nutzung des Gebäudes in Klotzsche als Asylunterkunft beschlossen. Der Stadtbezirksbeirat hatte dagegen das Übergangswohnheim mit knapper Mehrheit abgelehnt. Die Unterbringung von bis zu 82 asylsuchenden Menschen ist befristet für fünf Jahre vorgesehen. Danach soll nach den Plänen der Stadtverwaltung an dieser Stelle eine moderne Sporthalle entstehen.
MDR (wim)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 08. Januar 2025 | 19:00 Uhr