
Geburtstag am 16. April Sabine Ebert: Wissenswerte Fakten über Dresdens Meisterin der historischen Romane
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16. April 2025, 04:00 Uhr
Schon das erste Buch von Sabine Ebert war ein Bestseller! Seit 20 Jahren gelingt es der penibel recherchierenden Dresdner Autorin, Leserinnen und Leser fürs Zeitreisen zu begeistern: zurück bis ins raue 12. Jahrhundert, zu einer Hebamme in der Silberstadt Freiberg, an den Hof der Markgrafen von Meißen, die Sachsen erfanden, oder nach Leipzig zur Völkerschlacht. Am 16. April 2025 feiert Sabine Ebert – eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen – ihren 67. Geburtstag. Wir gratulieren mit zehn interessanten Fakten.
1. Geboren in Aschersleben, von der Geschichte gepackt in Sachsen
Die in Aschersleben geborene Schriftstellerin ist fasziniert von deutscher Geschichte. Mit ihren historischen Romanen gelangen ihr regelmäßig Bestseller. Dabei startete sie ihre Laufbahn mit einem journalistischen Volontariat in Magdeburg, später studierte Sabine Ebert Lateinamerika- und Sprachwissenschaften in Rostock.
Danach verschlug es sie ins sächsische Freiberg, 1990 war sie dort Mitgründerin der ersten unabhängigen Zeitung, die sie leitete. Bald faszinierte sie die Geschichte der mittelalterlichen Silberstadt, die sie zunächst in Sachbüchern und dann in ihrem Roman-Debüt aufgriff. Das Traditionsbewusstsein der Menschen im Erzgebirge, das sie begeisterte, nennt sie als einen Auslöser, mit dem Schreiben historischer Romane zu beginnen.
2. "Die Hebamme": Durchbruch mit Mittelalter-Saga und Frauenpower aus dem Erzgebirge
Gefeiert wurde Sabine Ebert bereits für ihren ersten historischen Roman "Das Geheimnis der Hebamme", 2006 erschien der erste von fünf Teilen, der es sofort in die Bestseller-Listen schaffte. Die "Hebammen"-Saga spielt zur Zeit der Besiedlung Freibergs im 12. Jahrhundert, die einhergeht mit den ersten Silberfunden im Erzgebirge. Besonders ist, dass Ebert die Perspektive einer Frau wählt, um von Siedlern, Bauern und Handwerkern und der großen Welt am Hof von Markgraf Otto von Meißen oder Kaiser Barbarossa zu erzählen.
Im Mittelpunkt steht die 14-jährige Marthe, die in der mehr als 3.500 Seiten umfassenden Saga zu einer selbstbewussten und mutigen Frau heranreift. Über zehn Jahre beschäftigte sich die Autorin von den ersten Recherchen bis zur Drucklegung des letzten Bandes mit der Geschichte der Siedlerzüge in den Osten. Anfangs noch in ihrer Freizeit neben ihrem journalistischen Broterwerb.
3. Umzug nach Leipzig für die Völkerschlacht: Geschichte und Fakes entdecken
Alles, was Sabine Ebert in ihren historischen Romanen erzählt, stützt sich auf penibel recherchierte Fakten. Experten loben ihre Akkuratesse. Für ihr Projekt rund um die Völkerschlacht 1813 verlagerte sie sogar ihren Wohnsitz nach Leipzig, um nah an den authentischen Orten zu sein. Sie konsultierte Historiker und Kartografen, las nach eigenem Bekunden 50.000 Seiten beim Studium der Quellen zu Heerführern, Schlachtplänen, inklusive Details zu Uniformen und Waffen. So gelingt es ihr mitunter, Geschichte neu zu schreiben. Ein gewisser Generalleutnant Johann Adolf von Thielmann, der zwei Jahrhunderte lang als Verräter diffamiert wurde, musste "rehabilitiert" werden. Bewunderung zollte sie nach ihren Recherchen dem Preußen-General Scharnhorst. Er sei seiner Zeit weit voraus gewesen und "wollte den denkenden Soldaten".
Auch in der Trilogie um Napoleon und die Völkerschlacht, um den Wiener Kongress und die rückwärtsgewandte Phase der Restauration in Europa – mit "Kriegsfeuer", "1815 – Blutfrieden", "Die zerbrochene Feder" – spielt eine weibliche Figur eine zentrale Rolle: Henriette Trepte, eine junge mutige Schriftstellerin, die wegen ihrer Kritik am preußischen König, den politischen und sozialen Verhältnissen von den Zensurbehörden aus Berlin verbannt und ins sächsische Freiberg verschlagen wird. Geschickt mischt Sabine Ebert in der Trilogie nach Kritiker-Meinung Realität und Fiktion, auch wenn ihr vielleicht "die letzte stilistische Finesse fehlt".
4. Große Fan-Gemeinde: Buchclubs in London und Novotscherkessk
Das Publikum jedenfalls liebt ihre Romane, nicht nur hierzulande. Die Gesamtauflage ihrer Bücher beläuft sich auf schätzungsweise fünf Millionen. Allein der Band "Kriegsfeuer", der zum 200. Jubiläum der Völkerschlacht 2013 erschien und sich als Antikriegsroman versteht, stand wochenlang auf der "Spiegel"-Bestsellerliste. In fünf Sprachen sind die Werke von Sabine Ebert erschienen: auf Polnisch, Tschechisch, "die ersten 'Hebammen'-Bände auch auf Litauisch, Ungarisch und Albanisch", wie die Autorin auf ihrer Website mitteilt: "Darüber hinaus bekomme ich Fanpost aus aller Welt von deutschen Auswanderern. In London und Novotscherkessk (eine südrussische Industriestadt bei Rostow - A.d.R.) gibt es sogar Buchclubs, die meine Romane gemeinsam auf Deutsch lesen. Das freut mich natürlich sehr."
5. Stoff für Film und Theater
"Die Hebamme" wurde für die ARD verfilmt und auf der Felsenbühne Rathen im Elbsandsteingebirge aufgeführt. Premiere für die Inszenierung zum zweiten Band, in dem die Heldin, Marthe, als Hexe denunziert und vor ein Kirchengericht gestellt wird, wird am 16. Mai 2025 auf der Freilichtbühne gefeiert – schon die Adaption des ersten Teils ihrer Saga in Rathen fand die Autorin deutlich besser als den Film, wie sie auf Nachfrage gestand.
Die Geschichte passt gut auf die Felsenbühne, hieß es in der Rezension von MDR KULTUR. In dem spektakulären Setting umgeben von Felsen und Wald lässt es sich schließlich gut eintauchen in die Zeit der Besiedlung der Mark Meißen, als Bauern aus Franken entlang der Flüsse gen Osten zogen. Nicht weit ist auch die Elbe, ein paar Kilometer flussabwärts residierte Markgraf Otto. Auch bei den Neuen Burgfestspielen in Meißen war "Die Hebamme" schon zu erleben.
6. Topaktuell: Machtkampf im 12. Jahrhundert
Mitten in die Machtkämpfe des 12. Jahrhunderts stürzte sich die Autorin mit ihrem nächsten Projekt, eine Art "Game of Thrones" ohne Drachen, dafür mit realen historischen Personen und hochaktuell scheinendem Plot. Ebert erzählt in der fünfbändigen Roman-Reihe mit dem Obertitel "Schwert und Krone", wie die Dynastien der Staufer und Welfen, Askanier und Wettiner im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation um Land, Titel und Einfluss ringen. Im Mittelpunkt steht Friedrich I., genannt Barbarossa und sein Aufstieg vom jugendlich-kämpferischen Kaiser zum Herrscher, der sich "komplett verrennt in unlösbare Konflikte, die dann in extreme Gewalt ausarten", so die Autorin, die in einem Gespräch mit MDR KULTUR außerdem erklärte: "Was da getrickst, geschoben, intrigiert, getäuscht und gelogen wurde, das ist so durchtrieben, dass es schon wieder irgendwie was hat."
Typisch Ebert werden auch hier wieder spannende Frauen-Gestalten in die Handlung eingepflochten: mächtige wie die Kaiserin-Witwe Richenza, Frauen, die ein hartes Alltagslos haben, wie die Slawin Hanka aus Meißen, oder Adela von Vohburg, die erste Kaiser-Gemahlin, von der sich der mächtige Rotbart Barbarossa scheiden ließ.
7. Credo: "Geschichte ist wichtig!"
Rezensenten titulieren Sabine Ebert schon mal als "Aktenfresserin". Der Erfolg ihrer Bücher gründet wohl aber auch darin, dass sie immer wieder der Lebenswirklichkeit ihrer Figuren nahekommen will. Dazu sucht sie den Austausch mit Heimatforschern, Amateurhistorikern oder Reenactmentgruppen, die sie wiederum schätzen. So rief der Verband Jahrfeier Völkerschlacht 1813 2010 bei Eberts Verlag Droemer und Knaur an, um bei der Autorin nachzufragen, ob sie sich nicht einen Roman über die bis dahin größte Schlacht in der Geschichte vorstellen könnte – mit einer halben Millionen Soldaten aus einem Dutzend Ländern und 100.000 Toten.
Kritiker loben, dass sie nicht nur die großen Herrscher und Feldherren in den Fokus rückt, sondern den Alltag einfacher Menschen, insbesondere Frauen. Ihr Detailwissen floss auch ein in Yadegar Asisis 360-Grad-Panorama zur Völkerschlacht in Leipzig, sie selbst wurde sogar Teil des Bildes.
Sie freue sich riesig, sagt die Autorin, wenn sie in der Fanpost lese, dass sie Menschen dazu gebracht habe, sich stärker für deutsche Geschichte zu interessieren: Das sei wichtig, um das Heute besser zu verstehen. Und: Sich auf die Wurzeln zu besinnen, gebe auch "Halt in ungewissen Zeiten": "Das ist mein Credo."
8. Neues Buch trotz Long Covid
Insgesamt 15 historische Romane hat Sabine Ebert in 20 Jahren veröffentlicht. In Zeitungsinterviews sprach sie zuletzt davon, künftig etwas kürzer treten zu wollen, um sich mehr Zeit für Familie und Freunde zu nehmen. 2024 musste sie aus anderen Gründen erstmals Lesungen absagen, auch aus dem Auftritt auf der Leipziger Buchmesse 2025 wurde nichts. Sabine Ebert muss wegen Long Covid mit ihrer Energie haushalten, wie sie in der "Sächsischen Zeitung" und auf ihrer Facebook-Seite publik machte. Bis zum Herbst will sie dennoch, ein neues Buch vorlegen, das von den "Erben der Hebamme" erzählt.
9. Vielleserin: Fantasy, Science Fiction, Krimi
Auf die Frage, was sie selbst am liebsten lese oder sehe, antwortet sie überraschenderweise nicht nur Historisches, sondern neben Klassikern auch Fantasy. Beispielsweise von Sergeij Lukianenko, Science Fiction und Krimis, auch von Frank Goldammer aus Dresden, wo sie inzwischen selber wohnt. Schon als Kind sei sie eine Vielleserin gewesen, verrät Sabine Ebert, geliebt habe sie die Märchen von Alexander Wolkow und die Abenteuerromane von Jules Vernes. Literatur beruhige und erde sie, spende Trost.
10. Garantiert frei von KI
Auf ihrer Website betont Sabine Ebert, dass bei ihren Romanen weder Künstliche Intelligenz (KI) noch Mitarbeiterteams zum Einsatz kämen. "Jede Geschichte ist von mir vom ersten bis zum letzten Wort selbst recherchiert und geschrieben."
Historische Romane von Sabine Ebert: Buchtipps (Zum Ausklappen)
Hebammen-Saga:
"Das Geheimnis der Hebamme", 2006
"Die Spur der Hebamme", 2008
"Die Entscheidung der Hebamme", 2008
"Der Fluch der Hebamme", 2010
"Der Traum der Hebamme", 2011
"Blut und Silber", 2011
Die Erben der Hebamme:
"Der Silberbaum. Die siebente Tugend", 2023
"Der Silberbaum. Das Ende der Welt" - erscheint demnächst
Völkerschlacht-Trilogie:
"Kriegsfeuer", 2013
"1815 – Blutfrieden",
"Die zerbrochene Feder"
Schwert und Krone:
"Meister der Täuschung", 2017
"Der junge Falke", 2017
"Zeit des Verrats", 2018
"Herz aus Stein", 2019
"Preis der Macht", 2020
Alle Titel sind im Verlag Droemer und Knaur erschienen.
Lesungen mit Sabine Ebert
"Die Spur der Hebamme"
Unter Mitwirkung der Gruppe "Mark Meißen 1200 e.V. entführt Sabine Ebert in das historische Meißen des Jahres 1173.
27. April, 15 Uhr auf Schloss Weesenstein
9. Mai, 19 Uhr auf Albrechtsburg Meißen
Theater-Tipp
"Die Spur der Hebamme"
Bühnenfassung von Odette Bereska
Premiere am 16. Mai 2025 | 19 Uhr
Weitere Termine
17. Mai, 19 Uhr
11./12. Juli, 19 Uhr
13. Juli, 17 Uhr
18./19. Juli, 19 Uhr
20. Juli, 17 Uhr
Felsenbühne Rathen
Amselgrund
01824 Kurort Rathen
Parkplatzeingabe fürs Navi: Elbweg 13-15, 01824 Rathen
Barrierefreiheit:
Die Felsenbühne ist nach Angaben der Veranstalter barrierefrei erreichbar. Vom Kassenhaus im Amselgrund führt ein ca. 500 Meter langer, ansteigender Weg zur Felsenbühne hinauf. Für den Fahrdienst vom Kassenhaus im Amselgrund bis zur Felsenbühne wird um rechtzeitige Anmeldung gebeten.
Quellen: MDR KULTUR, MDR SACHSEN
Dieses Thema im Programm: MDR+ | 09. Januar 2025 | 09:21 Uhr