"Gegenwarten" Kunstsammlungen Chemnitz wollen mit Klima-Ausstellung Debatte anstoßen
Hauptinhalt
12. Januar 2024, 07:30 Uhr
Bereits 2020 gab es in Chemnitz eine "Gegenwarten" genannte Schau – und sorgte für Kontroversen, zeigte sie doch Kunstsichten z.B. zum Thema Antifa. Die "Gegenwarten" 2024 beschäftigen sich mit Klima, Ökologie und Nachhaltigkeit. Die Ausstellungsmacher wollen damit bewusst eine öffentliche Diskussion in Gang bringen.
- Die Kunstschau "Gegenwarten" der Kunstsammlungen Chemnitz zum Thema Klimawandel soll zu öffentlichen Debatten anregen.
- Die vorherige "Gegenwarten"-Schau sorgte im Jahr 2020 bereits für Kontroversen durch Themen wie Antifa oder ein im Teich versenktes Auto.
- Weitere Ausstellungen der Kunstsammlungen gibt es 2024 zu Protagonistinnen in der Kunst und gesellschaftlichen Umbrüchen.
Die Kunstschau "Gegenwarten" kehrt von Juni bis September 2024 mit zeitgenössischer Kunst wieder an öffentliche Orte in Chemnitz zurück, vier Jahre nach ihrer Premiere 2020. Unter dem Titel "New Ecologies" setzten sich Künstlerinnen und Künstler diesmal mit den Themen Klima, Ökologie und Nachhaltigkeit auseinander, so die Kunstsammlungen Chemnitz am Donnerstag bei ihrem Ausblick auf das Jahr 2024.
Die Klimakrise sei allumfassend und beschäftige auch Kunst und Kultur, das erklärte die Kuratorin des Museum Gunzenhauser in Chemnitz, Anja Richter, MDR KULTUR. Hier könne die Kunst komplizierte Sachverhalte sichtbar machen – und das solle mit den "Gegenwarten"-Projekten im öffentlichen Raum in Chemnitz umgesetzt werden.
Es wird mit Sicherheit Diskussionen geben. Und darauf freuen wir uns!
Industriestadt Chemnitz ist im Wandel
Richter verweist auf den historischen Bezug: "Chemnitz war eine Industriestadt, war als 'sächsisches Manchester' bekannt, war damals geprägt von vielen Schornsteinen – aber eben auch Emissionen, vom Bergbau und der Wismuth. Dann die sozialistische Musterstadt mit den großen Straßen."
Eigentlich sei Chemnitz auch eine Autostadt, fürs Auto gebaut, erläutert Richter weiter und stellt dann die Frage nach einer sich verändernden Zukunftsperspektive: "Ist das Auto überhaupt noch zukunftsfähig oder sollte man da vielleicht auch mal über Alternativen nachdenken?"
Kunst für öffentliche Debattenkultur
Richter ist sich sicher, dass es bei den Themen Klima, Ökologie und Nachhaltigkeit Diskussionen geben wird, die gab es auch schon bei der "Gegenwarten"-Schau 2020. Debatten hält Richter auch für wichtig, denn "dafür mache man ja so ein Projekt im öffentlichen Raum, weil man da natürlich auch die Leute ganz anders einbeziehen kann und die Menschen erreicht."
Zur Verortung der Kunstsammlungen im gesellschaftlichen Diskurs sagt die Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, Florence Thurmes: "Das ist ein Thema mit dem Klimawandel, was einige Generationen unglaublich beschäftigt, weil die Zeit einfach zu kurz ist – und andere Generationen nicht richtig tangiert. Man merkt da auch schon dieses Spannungsfeld. Und das wird im politischen Wahlkampf ja auch eine Rolle spielen. Wir können über die Kunst, die wir zeigen, uns auch ein stückweit positionieren."
Die Ausstellungsmacher wollen dabei möglichen Kontroversen nicht aus dem Weg gehen, im Gegenteil, betont Kuratorin Richter: "Es wird mit Sicherheit Diskussionen geben. Und darauf freuen wir uns!"
Erste "Gegenwarten"-Ausstellung sorgte 2020 für Kontroversen
Im Jahr 2020 hatte die erste "Gegenwarten"-Schau für Debatten gesorgt. Aufhänger war beispielsweise die Arbeit "Antifa – Mythos & Wahrheit" des Peng!-Kollektivs, ebenso ein Projekt des Schweizer Künstlers Roman Signer, bei dem ein Auto im Schlossteich versenkt wurde.
Zudem hatten die Künstlerinnen Anetta Mona Chisa und Lucia Tkácová in Anspielung auf das stadtprägende überdimensionale Chemnitzer Karl-Marx-Denkmal in einer Skulptur den Darm des Philosophen im gleichen Maßstab von 1:24 modelliert.
Weitere Jahresthemen der Kunstsammlungen
Neben der "Gegenwarten"-Schau verfolge das Programm der Kunstsammlungen Chemnitz im Jahr 2024 zwei große Stränge: Protagonistinnen in der Kunst und gesellschaftliche Umbrüche, das erläuterte Generaldirektorin Florence Thurmes bei dem Jahresausblick.
Ausstellungen gibt es beispielsweise zur Sammlerin und Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath. Geplant ist ebenso eine Schau zu den Fotografinnen Christine Stephan-Brosch, Evelyn Krull und Gerdi Sippe.
Am Jahresende schlagen die Kunstsammlungen dann bereits den Bogen ins Kulturhauptstadtjahr 2025, wenn Chemnitz, neben Nova Gorica in Slowenien, den Titel "Kulturhauptstadt Europas" trägt. Dazu startet im November eine Ausstellung mit dem Titel "Reform of Life" zu dem Künstler Henry van de Velde und den Reformbewegungen in der Kunst zwischen 1880 und 1930.
Quelle: MDR KULTUR, Kunstsammlungen Chemnitz
Redaktionelle Bearbeitung: op
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 12. Januar 2024 | 06:15 Uhr