Religion Gegen Vorurteile und Rollenbilder: Eine Pfarrerin aus Mittweida bei Instagram
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08. April 2023, 15:26 Uhr
"Züchtig" gekleidet dem Mann untertan - die Rolle der Frau in der christlichen Kirche ist oft mit Vorurteilen und Unterdrückung verbunden. Nina-Maria Mixtacki, Pfarrerin der Stadtkirchgemeinde in Mittweida hat es sich zur Aufgabe gemacht, für eine inklusivere, feministischere Kirche zu kämpfen. Sowohl in ihrer Arbeit als Pfarrerin als auch in den sozialen Netzwerken.
Die Stadtkirche Mittweida liegt auf einem Hügel über der mittelsächsischen Kleinstadt. Etwas entfernt, hinter dem Friedhof liegt das Pfarramt der Gemeinde. An dem roten Backsteingebäude hängt ein Messingschild mit dem Namen der Kirchgemeinde. Hier wohnt Nina-Maria Mixtacki, die Pfarrerin der Stadtkirche. Durch die hohen Fenster ihres Arbeitszimmers haben Besucher des Pfarramts einen schönen Blick auf den Kirchturm und einen Teil der Stadt.
Tausende Follower bei Instagram
Ihren gut 10.000 Followerinnen und Followern bei Instagram könnte der Ausblick bekannt vorkommen. Auf ihrem Kanal "@atmen.glauben.leben" bespricht Mixtacki Themen, die mit althergebrachten Vorstellungen von Kirche, Christentum und dem Leben einer Pfarrerin brechen. Es geht um Homosexualität, um die "richtige" Kleidung einer Pfarrerin, um Gebote, Yoga, Sexismus und vor allem die Rolle der Frau in der Bibel und im Christentum.
Entstanden ist der Kanal in der Coronazeit, erzählt die Pfarrerin. "Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir die Gemeinde erreichen können. In einer Zeit, in der man sich nicht treffen kann." Über Youtube und Instagram habe das sehr gut funktioniert. "So haben wir zumindest einen Teil des Gemeindelebens erhalten können", sagt Mixtacki.
Kirche muss Stellung beziehen
Das Feedback auf den Kanälen sei vielfältig. "Wir bekommen natürlich Kritik, grade wenn es um konfliktreichere Themen geht", sagt die Pfarrerin. Es gebe immer Leute, die anderer Meinung sind, ein anderes Gottesbild oder eine andere Vorstellung davon haben, was es heißt, Christ zu sein. "Aber wir haben auch sehr viel positive Rückmeldungen von Leuten. Viele meinen, dass es wichtig ist, dass auch Hauptamtliche in der Kirche zu Themen wie Homosexualität oder Feminismus Stellung beziehen!"
Frauen in der Landeskirche
Besonders Letzteres ist Mixtacki ein Anliegen. Frauen sind auch in der evangelisch-lutherischen Landeskirche noch sehr unterrepräsentiert. Erst seit 1966 gibt es die weibliche Ordination, dürfen also auch Frauen offiziell das Pfarramt innehaben. Von insgesamt 595 Pfarrerinnen und Pfarren in Sachsen sind laut Landeskirche 173 Frauen. (Stand: Dezember 2020). Das sei zwar ein sehr wichtiger Schritt gewesen, aber nichts, worauf man sich ausruhen könne, meint Mixtacki.
Viele Geschichten und Gleichnisse in der Bibel sind an Frauen gerichtet.
Strukturen und Machtverhältnisse zu hinterfragen, sei wichtig, sagt die Pfarrerin - gerade in der Kirche und auch im persönlichen Verhältnis zum Glauben. "Als ich angefangen habe, mich mit feministischer Theologie zu beschäftigen, hat mir das einen ganz neuen Zugang zum Bibelverständnis gegeben", erzählt Mixtacki. Viele Geschichten und Gleichnisse - vor allem aus den Evangelien - seien an Frauen gerichtet, sagt sie. "Daraus geht für mich eine Wertschätzung und ein Freiheitsdenken hervor, was mich total abholt und was ich auch sehr gut in unserer Zeit anwenden kann!"
Frauen in der Ostergeschichte
"Die Ostergeschichte ist ein schönes Beispiel", sagt Pfarrerin Mixtacki. Die ersten Menschen, die laut der Bibel von der Auferstehung erfahren haben, sind Frauen gewesen. Sie sind auch die Ersten, die die Geschichte den Männern verkündet und gepredigt hätten. "Und das ist ein klares Zeichen dafür, welche Rolle Frauen in der christlichen Geschichte und Gemeinde gespielt haben und spielen sollten", sagt Mixtacki. Und ob durch Zufall oder göttliche Fügung passt es dann auch, dass die Stadtkirche in Mittweida den Namen "Zu unserer lieben Frauen" trägt.