
Welttag des Radios Markersdorf: Aus dem Röhrenradio erklingen alte Schlager
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15. Februar 2025, 10:00 Uhr
Es gab Zeiten, da hatten Radios Röhren und trugen klangvolle Namen wie "Beethoven", "Stradivari" oder "Juwel". Ein "Magisches Auge" zeigte die Senderstärke an. In einem kleinen Museum in Markersdorf bei Mittweida haben einige dieser Radios die Zeit überdauert. Dort gibt es sogar einen Mini-Mittelwellensender, damit die schönen alten Schlager aus den Lautsprechern tönen können. Am "Welttag des Radios" öffneten sich die Türen der Ausstellung.
Eigentlich ist der Museumsbahnhof Markersdorf-Taura im Chemnitztal Anlaufpunkt für Eisenbahnfans aus der Region. Aber aus einem unscheinbaren Ziegelbau auf dem Gelände, dem ehemaligen Wasserstationshaus des Bahnhofs, dringt am "Welttag des Radios" leicht verrauschte Musik.
Denn dort hat Detlef Helmert ein kleines Radio-Museum eingerichtet. Hier haben die hölzernen Röhrenradios, die sonst schon längst auf dem Müll gelandet wären, eine neue Heimat gefunden.
Welttag des Radios Der Welttag des Radios am 13. Februar wurde 2012 von der UNESCO ausgerufen. Er wird in Erinnerung an die Gründung des United Nations Radio am 13. Februar 1946 begangen. Nach Angaben der UNESCO ist das Radio bis heute das reichweitenstärkste Medium, genießt hohes Vertrauen und kann bei Katastrophen die Kommunikation sichern. Bundeszentrale für politische Bildung
Man muss sich nur zu helfen wissen
Viele der alten Radios funktionieren noch. Aber sie würden nur noch ein leises Rauschen von sich geben, weil vor rund zehn Jahren in Deutschland die Mittelwellensender abgeschaltet wurden. Trotzdem kommt aus den Lautsprechern auch heute noch Musik.
Denn weil Helmert eben auch ein Tüftler ist, hat er sich einen eigenen Mittelwellensender gebaut. Der reicht zwar nur ein paar Meter weit, aber für den Empfang der Musik, die eigentlich von der CD kommt, reicht es. Man muss sich eben zu helfen wissen.
Vom Wellenjäger zum Radiosammler
Das Radio gehörte für Detlef Helmert, der in der Medizintechnik zu Hause war, schon in der Jugend einfach dazu. Gute Westmusik kam übers Radio von den Sendemasten auf dem Großen Waldstein und dem Ochsenkopf in Bayern, erinnert sich Helmert. "Das war eine Herausforderung, weil man UKW haben musste. Schon wegen der besseren Qualität."
So habe man die Musik auf Tonband mitschneiden können. "Abends waren wir ja Wellenjäger. Wir saßen mit dem Finger auf der Aufnahmetaste vor dem Radio. Sowie ein ordentlicher Titel kam, wurde er gespeichert."
Abends waren wir ja Wellenjäger. Wir saßen mit dem Finger auf der Aufnahmetaste vor dem Radio. Sowie ein ordentlicher Titel kam, wurde er gespeichert.
Zum Sammler wurde Helmert erst nach der Wende. "Als da die große Wegwerf-Welle einsetzte, da haben mir die Geräte leidgetan. Teilweise waren es auch einfach schöne Möbelstücke." Auch die Vorkriegsgeräte hätten es ihm damals angetan. "Mich interessiert auch das Design der Geräte."
Besucher hören in die eigene Vergangenheit hinein
Gudrun Ackermann ist mit ihrem Mann extra angereist, um in die Vergangenheit zu horchen. "Ich bin eher ein technischer Tiefflieger", lacht sie. Aber sie erinnert sich an ihre Jugend, als das Kofferradio zu Hause den ganzen Tag lief. "Wir haben 'Radio DDR' gehört oder den 'Berliner Rundfunk'." Bärbel Wachholz, Peter Wieland, später auch Frank Schöbel, diese Musik habe sie gern gehört.
Ihr Mann springt ihr technisch beiseite. "Ich habe auch noch vier alte Radios. Sie funktionieren alle noch", sagt er. Er könne sie auch selbst reparieren, obwohl sein eigentliches Steckenpferd Kurzwellenempfänger seien.
Ein anderer Mann, der vor der Wand aus Radios steht, blickt ebenfalls zurück in seine Jugend. "Es war eine schöne Zeit. Ich habe mit solchen Radios 'RIAS 2' und 'Bayern 3' gehört." Die Antenne dafür habe er sich selbst gebaut. Das sei auch spannend gewesen, weil es nicht wirklich erlaubt gewesen sei in der DDR. "Trotzdem: Es war eine schöne Zeit", ergänzt er fast ein wenig wehmütig.
Wer im Museumsbahnhof Markersdorf-Taura wieder in die Welt von Großmutters Radio eintauchen will, muss sich etwas in Geduld üben. Über Pfingsten will Detlef Helmert wieder die Türen des Museums öffnen. Bis dahin wird die Ausstellung erweitert, damit auch die vielen Kofferradios seiner Sammlung gezeigt werden können. Bis dahin hilft nur: Abwarten und Radio hören!
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 13. Februar 2025 | 09:30 Uhr