
Portrait Sinnsuche: Vom Tischler zum Pfarrer in Waldheim
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23. März 2025, 10:10 Uhr
Einige Berufe hatte Daniel Parthey schon ausprobiert, doch immer den tieferen Sinn vermisst. Nun scheint der gebürtige Lichtensteiner angekommen zu sein: Aus dem ehemaligen Tischler ist ein Geistlicher geworden.
- Waldheim hat nach zwei Jahren wieder einen Pfarrer.
- Sein bisheriges Leben beschreibt Pfarrer Daniel Parthey als eine Achterbahnfahrt.
- Mit Nahbarkeit und frischen Ideen will der neue Pfarrer Kirche attraktiver gestalten.
Nach mehr als zwei Jahren hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Waldheim wieder einen Pfarrer. Die Pfarrstelle in der Kirchgemeinde im Städtedreieck zwischen Dresden, Leipzig und Chemitz wird von keinem reinen Theologietheoretiker ausgefüllt. Vor seinem Theologiestudium hat der heute 34-Jährige zunächst Tischler gelernt.
Daniel Parthey ist einer, der die Sorgen seiner Gemeindemitglieder aus eigener Erfahrung kennt und teilt, zum Beispiel das Schicksal der VW-Belegschaft. "Ich habe vor zwei Jahren noch dort gearbeitet, das trifft mich persönlich." Hinzu kämen bei vielen die ganzen großen und kleinen Alltagssorgen - wie etwa Konsum, Vergnügungssucht und Panik vor dem was kommt.
Leben als Achterbahnfahrt
Seine Stationen beschreibt der neue Pfarrer bis hierher als Achterbahnfahrt. Der ledige 34-Jährige ist aufgewachsen in Lichtenstein im Landkreis Zwickau. Nach der 10. Klasse nahm sein Leben zunächst einen ganz anderen Lauf. Da gab es Berufseignungstests und viele gut gemeinte Ratschläge. "Der erste hat gesagt, ich wäre gut als Goldschmied, der Nächste meint 'Beamter'. Ich wusste nicht, was ich machen sollte." Schließlich hat er Tischler gelernt. Sein Ziel: "Um mich selber zu finden." Sein Theologiestudium führte ihn später auch für zwei Semester nach Wien. Mit dem Abschluss in der Tasche arbeitete er eine Weile bei VW in Zwickau.
Kirche schon während der Ausbildung spannend
Irgendwann ins Pfarramt in Waldheim einzuziehen, stand während seiner Ausbildung zwar noch nicht auf seiner Agenda. Aber bereits als Lehrling engagierte er sich ehrenamtlich in einer Kirche. Dort durfte er viel aktiv mitgestalten. Für Daniel Parthey entwickelte sich daraus eine klare Idee vom Gemeindeleben, die er nun nach abgeschlossenem Theologiestudium umsetzen möchte.
Mitmach-Kirche attraktiv für alle gestalten
Was den neuen Pfarrer bewegt: "Wie können Familien, Kinder und Jugendliche Teil des Gottesdienstes werden, nicht nur dabei sein, mal was vorlesen, sondern das aktiv mitgestalten?" Diese Fragen treiben ihn um, wie er im Gespräch mit MDR SACHSEN erzählt. Seine Motivation: "Die Leute sollen sagen: 'Das ist meine Kirche, das ist meine Gemeinde. Ich kann hier etwas bewegen, etwas gestalten'". Zum Einzugsbereich der Kirchgemeinde gehören neben Waldheim auch Knobelsdorf, Grünlichtenberg und Otzdorf.
Daniel Parthey will Kirche neben den klassischen Aufgaben wie Seelsorge und Gottesdienst attraktiv machen. So plant er nächstes Jahr beispielsweise einen Pfingstgottesdienst an der Talsperre Kriebstein. "Das Besondere ist dann: Wir sind nicht in der Kirche, sondern an der Talsperre, in der freien Natur. Da ist ein schöner See, da kann ich Boot fahren, baden gehen". Ein ganzer Tag sei dafür geplant.
Kirchenvorstand von frischen Ideen begeistert
Die Herausforderung von Kirche bestehe heute nach Sicht von Pfarrer Parthey darin, dass sie kleiner wird und nur noch ein Anbieter von vielen bei der Freizeitgestaltung ist. Daniel Parthey will Angebote und Programme finden, die die Menschen dazu bewegen zu sagen: "Da will ich hinkommen."
Ideen wie diese, begeistern den Kirchenvorstand der Gemeinde. Michael Kreskowsky, Kirchenvorstand der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Waldheim-Geringswalde sagt: "Ich als Kirchenvorstand stehe hinter dem Pfarrer. Wir sind froh, dass er sich für Waldheim entschieden hat." Bei Projekten gebe es volle Rückendeckung vom Vorstand.
Jetzt bin ich angekommen da, wo ich hin wollte. Also ich bin am richtigen Fleck.
Und auch in der Gemeinde erfährt Daniel Parthey Zuspruch. Bei seinem ersten Gottesdienst war die Kirche voll. Beim Abendmahl wollte jeder dem neuen Pfarrer erstmals ganz nah kommen. Dieser ist überwältigt, so herzlich aufgenommen zu werden. Wie er sich fühlte? "Sprachlos. Einfach nur schön. Jetzt bin ich angekommen da, wo ich hin wollte. Also ich bin am richtigen Fleck."
MDR (kav)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 11. März 2025 | 19:00 Uhr