Trauer Früherer Chemnitzer Schauspieldirektor Hartwig Albiro gestorben
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03. Januar 2025, 14:50 Uhr
In Chemnitz ist der frühere Schauspieldirektor Albiro im Alter von 93 Jahren gestorben. Vielen Chemnitzern ist sein Name ein Begriff, nicht zuletzt auch wegen seines Engagements im Oktober 1989 und für den Chemnitzer Friedenstag. Der einstige Bäckergeselle verschrieb sich zu Beginn seines Berufslebens ganz der brotlosen Kunst: dem Theater. Über Stendal, Dresden, Meißen und Görlitz landete er in Berlin und kam von dort 1971 nach Karl-Marx-Stadt.
Chemnitz trauert um seinen langjährigen Schauspieldirektor Hartwig Albiro. Der gebürtige Meuselwitzer starb nach Angaben der Theater Chemnitz am Silvestertag im Alter von 93 Jahren in Chemnitz. Albiro leitete den Angaben zufolge von 1971 bis 1996 das Schauspielhaus Karl-Marx-Stadt/Chemnitz.
Viele bekannte Schauspieler in der Albiro-Ära
Albiro habe das Haus in dieser Zeit zu herausragendem Ruf geführt, würdigten ihn die Theater Chemnitz. In seinem Ensemble agierten Schauspiel-Persönlichkeiten wie Jörg Gudzuhn, Michael Gwisdek, Dietmar Huhn, Horst Krause, Christine Krüger, Andreas Schmidt-Schaller, Cornelia Schmaus, Peter Sodann, Ulrich Mühe oder Corinna Harfouch, wie die Theater Chemnitz mitteilten. Darüber hinaus habe er Regie-Talente wie Frank Castorf entwickelt.
Engagement in der Zeit der Friedlichen Revolution
Das Karl-Marx-Städter Schauspiel sei unter Albiro auch für seine kritische Auseinandersetzung mit der DDR-Politik und der deutschen Geschichte bekannt geworden, hieß es. Ein Höhepunkt in Albiros Leben war der Abend des 7. Oktober 1989, als er in Karl-Marx-Stadt auf die Bühne trat und eine Protestresolution verlas. Die Zuschauer quittierten diesen Mut mit Standing Ovations.
Albiro sagte später über diesen Moment: "Dieses Erfolgserlebnis, als ich die Resolution vorgetragen haben, wie der Saal aufstand und Standing Ovations machte, habe ich nie wieder erlebt in meinem Leben. Da habe ich ein Bedürfnis, das zu vermitteln und wünsche, dass der Geist dieser solidarischen revolutionären Stimmung manchmal heute auch noch vorhanden wäre."
Gesellschaftliches Engagement auch noch im hohen Alter
Für seine Wahlheimat Chemnitz hat sich Hartwig Albiro auch in späten Jahren weiter engagiert. So wurde er zum Beispiel Mitbegründer der Arbeitsgruppe zum jährlich stattfindenden Chemnitzer Friedenstag.
Außerdem war er Mitstreiter für den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt. Noch mit 88 Jahren fuhr er an seinem Geburtstag mit neun anderen Präsentatoren nach Berlin, um die Jury von Chemnitz zu überzeugen.
Das eigentliche Kulturhauptstadtjahr kann Hartwig Albiro nun nicht mehr miterleben. Einen Tag vor dessen Beginn starb er im Alter von 93 Jahren, wie am Donnerstag bekannt wurde.
Der Oberbürgermeister von Chemnitz, Sven Schulze, sagte, mit Hartwig Albiro verliere die Stadt eine der prägendsten Personen der Kulturszene und einen der größten Streiter für die Demokratie und Freiheit. "Als prägende Figur der friedlichen Revolution in Chemnitz 1989 und Mitglied der AG Friedenstag zeigte er immer Haltung für Freiheit, Demokratie und Frieden."
Im Rathaus der Stadt Chemnitz soll ab kommendem Montag ein Kondolenzbuch ausliegen, mit dem die Chemnitzerinnen und Chemnitzer Abschied nehmen können.
MDR (lam/nok)/epd
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 02. Januar 2025 | 13:30 Uhr