Positives Altern Wie wir ein gutes Leben im Alter führen können
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26. Januar 2025, 09:00 Uhr
Die Vorstellung vom Altern kann bei einigen Menschen Ängste und negative Gedanken auslösen. Doch Experten wie Georg Jahn, Professor für angewandte Gerontopsychologie, plädieren dafür, das Alter auch positiv zu beeinflussen. Im Gespräch mit MDR SACHSEN erklärt Jahn, wie sich das Altern individuell erleben lässt, welche Rolle psychologische Aspekte spielen und wie wir durch gesunde Gewohnheiten und soziale Bindungen das Wohlbefinden im Alter fördern können.
Die Lebenserwartung in Industrienationen steigt stetig an. Laut Statistischem Bundesamt liegt sie bei Frauen derzeit bei etwa 83 Jahren, bei Männern bei 78 Jahren - Tendenz steigend. Doch mit dem Alter kommen auch Fragen: Will ich überhaupt so alt werden? Und wie kann ich dafür sorgen, dass ich mich im Alter wohlfühle? Georg Jahn, Professor für angewandte Gerontopsychologie an der Technischen Universität Chemnitz, sagt bei MDR SACHSEN, man könne das Altern auch positiv gestalten.
Ab wann ist man alt?
Ein allgemeingültiges Alter, ab dem Menschen als alt gelten, gebe es nicht, so der Professor. Es hänge viel vom persönlichen Erleben ab. "Ich bin 54 und es gibt soziale Kontexte, in denen ich mich alt fühle. Etwa, als ich meine erste Lesebrille brauchte. Aber ein chronologisches Alter als Grenze festzulegen, macht eigentlich keinen Sinn", sagt Jahn. Interessanterweise fühlten sich viele Menschen jünger, als ihr biologisches Alter vermuten lasse. Das sei durchaus positiv, da es das Selbstbild stärke, so Jahn.
Was ist Gerontopsychologie?
Die Gerontopsychologie ist eine Disziplin der Alterswissenschaften (Gerontologie), die sich mit dem Erleben und Verhalten älterer Menschen beschäftigt. Laut Jahn geht es darum, wie sich psychologische Funktionen im höheren Alter verändern, aber auch darum, das Wohlbefinden, die Selbstständigkeit und soziale Beziehungen älterer Menschen zu fördern.
Altern ohne Angst
Häufig werde Altern mit körperlichem Abbau und Verlusten assoziiert, was Angst auslösen könne, meint Jahn. Er plädiert jedoch für ein differenziertes und positives Altersbild: "Es gibt nicht nur das Bild des gebrechlichen Rentners, sondern auch das von aktiven, sportlichen oder engagierten Älteren. Das Alter ist eine Phase voller Erfahrung, Weisheit und Chancen, die genutzt werden können."
Sachsen bleiben im Alter aktiv
Die Zahlen aus Sachsen zeigen: Immer mehr Rentnerinnen und Rentner bleiben berufstätig. Das hat eine Erhebung der Bundesarbeitsagentur ergeben. Demnach waren im Jahr 2023 in Sachsen 60.414 Frauen und Männer im Rentenalter beschäftigt. Die große Mehrheit - nämlich rund 47.500 Senioren - arbeiteten als sogenannte Minijobber. "Die Gründe für die Arbeit über das Rentenalter hinaus liegen beispielsweise in der Freude an der Arbeit, dem Wunsch nach Abwechslung und sozialen Kontakten, steigende Konsumwünschen oder weil das Geld der Altersrente nicht reicht", sagte Arbeitsagentur-Sprecher Frank Vollgold.
Auch Jahn erzählt von einem solchen Beispiel, einer befreundeten, pensionierten Lehrerin. "Sie hat in ihrer Ruhestandszeit in einer Arztpraxis gearbeitet, hat das Arzt-Ehepaar unterstützt. Und als die dann Kinder bekommen haben, hat sie auf die Kinder aufgepasst. Selber hatte sie keine." Die Kinder hätten sie dann im Alter unterstützt.
Wie wir das Alter gestalten können
Auf die Frage, ob wir unser Altern selbst beeinflussen können, betont Jahn die Bedeutung von Eigeninitiative und gesellschaftlicher Unterstützung. "Man kann viel tun: gesunde Ernährung, Bewegung, aktiv bleiben, Neues lernen. Aber auch ein stabiles soziales Netz ist wichtig." Die Gesellschaft spiele eine große Rolle, indem sie Begegnungsorte schaffe und Ältere unterstütze, die nicht mehr selbstständig sind.
Soziale Kontakte als Schlüssel zum Wohlbefinden
Natürlich beeinflusse die Gesundheit das Wohlbefinden erheblich, so der Professor. Doch auch mit Einschränkungen könne ein gutes Leben geführt werden: "Viele Menschen passen sich erstaunlich gut an Erkrankungen an. Mit medizinischer und sozialer Unterstützung pendelt sich ihr Glücksniveau oft wieder ein", sagt Jahn. Vor allem soziale Bindungen seien wichtig für ein gutes Leben im Alter, so Jahn. Mit Familie, Freunden oder Bekannten. "Und man sollte nett zu den Pflegekräften sein", rät Jahn.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 20. Januar 2025 | 11:10 Uhr