Artenschutz Luchse im Erzgebirge: Sachsen genehmigt Auswilderung
Hauptinhalt
16. Oktober 2023, 13:26 Uhr
Der Luchs ist nach Bär und Wolf das drittgrößte Raubtier Europas und gilt als stark gefährdet. Nur sehr wenige Luchse leben in Deutschland noch in freier Wildbahn. Bis 2027 sollen insgesamt 20 Luchse im Erzgebirge und Umgebung dazukommen. Das Umweltministerium will sie auswildern und damit nach über 300 Jahren den Luchs zurück nach Sachsen holen.
Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit auf mdr.de und in der MDR Aktuell App.
In Sachsen sollen im kommenden Jahr bis zu 20 eurasische Luchse im Erz- und Elbsandsteingebirge angesiedelt werden. Dafür hat die Obere Jagdbehörde in Sachsen jetzt eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Das teilte das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie am Montag mit.
Aussetzung ab Frühjahr 2024 bei Eibenstock
Mit der Genehmigung könne nun die Aussetzung der Tiere gezielt vorbereitet werden. Diese soll ab Frühjahr 2024 im Staatswald des Forstbezirks Eibenstock im Westerzgebirge zunächst mit Wildfängen aus der Schweiz beginnen. Ebenso sind geeignete Gehegetiere aus dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm und Waisenluchse, die in der Wildnis mutterlos aufgefunden werden, vorgesehen.
Luchspopulation soll gestärkt werden
Die Wiederansiedlung in Sachsen soll laut Landesamt die nach wie vor empfindliche mitteleuropäische Luchspopulation stärken. Der Zeitraum der Aussetzungen erstrecke sich bis Ende des Jahres 2027. Die Genehmigung der Oberen Jagdbehörde wurde nach Angaben des Landesamtes im Einvernehmen mit den zuständigen Naturschutzbehörden und unter Anhörung der anerkannten Naturschutzverbände in Sachsen erteilt.
Im Oktober vergangenen Jahres hatte sich der Landesjagdverband Sachsen (LJVSN) gegen eine Auswilderung ausgesprochen. Das Projekt würde jegliche Bemühungen zum Erhalt des Birkhuhns und des Niederwildes konterkarieren, hieß es.
Für Menschen stellt der Luchs in der Regel keine Gefahr dar. Angriffe auf Haus- und Nutztiere kommen beim Luchs nur sehr selten vor. Schäden sollen ausgeglichen werden, so das Landesamt.
Hintergrund: Luchse in Deutschland
Durch lange Verfolgung wurde der Luchs in Deutschland ausgerottet, in Sachsen bereits vor 300 Jahren. Alle Luchse, die im Moment in Deutschland frei leben, stammen aus Wiederansiedelungsprojekten. Aktuell leben nur rund 130 Alttiere in drei voneinander isolierten Populationen im Harz, in Nordostbayern und im Pfälzerwald. In Sachsen traten in den letzten Jahrzehnten ausnahmslos Einzeltiere auf.
Der Luchs steht unter strengem europäischen und nationalen Schutz. Aufgrund seiner geringen Fortpflanzungsrate besiedelt er nur sehr zögerlich neue Lebensräume. Eine natürliche und dauerhafte Rückkehr des Luchses nach Sachsen ist daher unwahrscheinlich und ein besonderer Einsatz für den Schutz dieser Art erforderlich.
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
MDR (ali)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 16. Oktober 2023 | 12:30 Uhr