
Theater Zittau Träume beim Casting: Darum wollen Laien auf die Waldbühne Jonsdorf
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23. März 2025, 08:30 Uhr
Einmal auf den Brettern stehen, die die Welt bedeuten: Viele träumen davon, aber nur wenige machen es. In Zittau kamen am Sonnabend reichlich 30 Frauen und Männer zum Casting, um beim Theaterstück "Robin Hood" dabei zu sein. Auf der Waldbühne Jonsdorf wollen sie im Sommer Statisten sein. Die Auswahljury hat unter den Bewerbern auch viele "Wiederholungstäter" erkannt.
Packende Fechtduelle, Kampf auf Leben und Tod, Gut gegen Böse - all das bietet die Geschichte des Räuberkönigs Robin Hood. 30 Frauen und Männer wollen das auch hautnah erleben. Deshalb sind sie am Sonnabend im Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau beim Casting. Ihr großer Wunsch: als Statist auf der Bühne stehen. "Ich habe schon zwei, drei Jahre Schaupielerfahrung und wollte unbedingt mitmachen", sagt Theres Freudenthal.
Erste Schritte zur Bühnenkarriere
Sie habe im Theater in Zittau und in Großhennersdorf in Stücken mitgespielt. Auf der Waldbühne in Jonsdorf allerdings noch nicht, sagt Freudenthal, die sich auch vorstellen kann, eine Schauspielkarriere zu starten. "Das wäre auf jeden Fall cool." Ihre Eltern Mario und Angela hat sie mit ihrer Schaupielleidenschaft angesteckt. Die beiden wollten ihre Tochter eigentlich nur begleiten und haben sich dann gleich selbst beworben. "Wir haben uns ganz spontan entschieden, beim Casting mitzumachen. Das reizt uns so ein bisschen", sagt Mario Freudenthal.
Beim FSJ Bühnenluft schnuppern
Anders ist das bei Aveline Meyer aus Stollberg. Die 20-Jährige macht gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr am Theater in Zittau und hat sich bewusst dafür entschieden: "Ich wollte die Gelegenheit gern nutzen." Sie arbeitet bei dem Stück ohnehin als Souffleuse im Hintergrund. "Aber das ist noch einmal eine ganz andere Möglichkeit, aktiv etwas auf der Bühne zu machen", erklärt die 20-Jährige. Sie spiele mit dem Gedanken, Schauspielerin zu werden. Neben dem Theater interessiere sie auch der Film. "Ich möchte mal ein bisschen schauen, wo es mich hinverschlägt."
Als Statist das Gemeinschaftsgefühl genießen
Ein reines Freizeitvergnügen ist das Casting für die 18-jährige Lucy Liebmann aus Neugersdorf. "Für mich zählt vor allem dieses Gemeinschaftsgefühl auf der Waldbühne und am Ende zu sehen, was man zusammen erreicht hat." Sie habe bereits 2022 bei "Der Graf von Monte Christo" und 2024 bei "Die Schatzinsel" Erfahrungen gesammelt. "Es macht mir tierisch Spaß. Deswegen dachte ich mir, dass ich dieses Jahr wieder dabei sein will", sagt Liebmann.
Die Statisten können bei "Robin Hood" bei drei verschiedenen Gruppen mitmachen: als Volk, das ausgebeutet wird, als Gefolgsleute von Robin Hood und als Soldaten des Sheriffs von Nottingham. Lucy Liebmann hat da klare Vorstellungen: "Wegen der Action könnte ich mir die Gruppe um Robin Hood, aber auch die Soldaten des Sheriffs vorstellen."
Zittauer seit 2016 immer wieder dabei
Für Christian Scharf aus dem Zittauer Ortsteil Hartau zählt vor allem die Location. "Die Waldbühne ist etwas ganz Besonderes. Im Freien Theater zu spielen, hat immer viel Spaß gemacht“, sagt Scharf, der seit 2016 mit von der Partie ist. Er sei für alle Rollen offen und erfreue sich jedes Mal an den schönen Kostümen und der interessanten Szenerie. "Robin Hood ist ein sehr gutes Thema", sagt der 64-Jährige.
Der Schaupieldirektor des Zittauer Theaters, Ingo Putz, freut sich über "Wiederholungstäter" wie Christian Scharf. "Wir arbeiten gern mit ihnen zusammen, weil wir wissen, dass es gut funktioniert." Dennoch sei jedes Mal ein erneutes Casting notwendig. "Aus Gründen des Datenschutzes dürfen wir die Kontaktdaten nicht aufheben", erklärt der Schauspieldirektor.
Teilnehmer müssen Zeit und Fitness mitbringen
Wichtig ist dem Schauspielchef, dass die Statistinnen und Statisten viel Zeit mitbringen und den ganzen Sommer über Zeit haben. "Es ist notwendig, dass sie an möglichst vielen Terminen können, weil wir sehr intensiv proben. Das macht es schwer, mittendrin jemanden zu ersetzen", sagt er gleich zu Beginn des Castings. Auch körperliche Fitness sei entscheidend.
"Das ist auf der Waldbühne eine Menge Lauferei. Man muss im Hintergrund schnell die Orte wechseln und auch klettern können." Am Ende sei es aber ein erfüllendes Erlebnis. "Wenn man vor 1.000 Leuten spielt und dann Applaus bekommt, das ist einfach etwas, was auch total zusammenschweißt."
Letzte Waldbühnen-Saison vor der Sanierung
Auf der Waldbühne Jonsdof gibt es dieses Theatererlebnis für Schauspieler, Statisten und Zuschauer diesen Sommer zum vorerst letzten Mal. Denn nach der Saison wird das Freilichttheater zwei Jahre lang umfassend saniert. Schauspieldirektor Ingo Putz kündigt schon eine attraktive Ausweichspielstätte an. Verraten will er aber noch nichts.