Spielzeit 2024/25 Theater Görlitz-Zittau: Spielzeit-Motto "Kapital" mit Werbung wie beim Fußball?
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28. Mai 2024, 10:08 Uhr
"Kapital" lautet das Motto der neuen Spielzeit am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau. Passend dazu öffnet sich das Haus mit sehr ungewöhnlichen Ideen dem Sponsoring. Außerdem soll 2024/25 eine alte Görlitzer Fabrik zur Theaterbühne für Fitzgeralds "Der Große Gatsby" werden. Auch personelle Veränderungen wurden angekündigt: Mit dem Schweizer Dirigenten Roman Brogli-Sacher kommt ein neuer Generalmusikdirektor ans Haus.
- Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau setzt in seiner neuen Spielzeit auf ungewöhnliche Sponsoring-Ideen.
- Eine alte Fabrik in Görlitz soll zur Theaterbühne werden.
- Der Schweizer Roman Brogli-Sacher wird Generalmusikdirektor der Neuen Lausitzer Philharmonie.
Die neue Spielzeit 2024/25 hat das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau unter das Motto "Kapital" gestellt. Das betrifft sowohl die Aufführungen wie auch das neue Sponsoring-Konzept des Hauses.
Firmenwerbung am Kragen
So öffnet sich das Haus mit ungewohnten Ansätzen dem Sponsoring. Unternehmen sind dazu aufgefordert, hier zu werben, sagt Intendant Daniel Morgenroth im Gespräch mit MDR KULTUR. Denkbar sei – gegen Bezahlung – den Unternehmensnamen auf den Krägen des Opernchores zu platzieren oder eine Bandenwerbung auf der LED-Anzeige der Bühne zu kaufen. Selbst das Spielen des Unternehmens-Jingles vor jedem Konzert sei denkbar, so Morgenroth und hebt hervor: "Wir öffnen uns da durchaus dem Kapital!"
Aber auch auf der Bühne wird das Spielzeit-Motto "Kapital" umgesetzt. Das Theaterstück "Kurzschluss" von Noa Lazar-Keinan handelt von einem autistischen Jungen, der, so Morgenroth, als "Humankapital" nicht in die Gesellschaft passe, weil man da "sehr stromlinienförmig" sein müsse. Das Stück nähere sich dem Thema mit Humor und sei für das Publikum interaktiv. Es ist laut dem Intendanten in deutschsprachiger Erstaufführung zu sehen.
Wir öffnen uns dem Kapital!
"Der große Gatsby" in einer alten Görlitzer Fabrik
Ein weiteres neues Theaterstück im Programm ist "Der Große Gatsby", das laut Morgenroth in den alten Kema-Werken in Görlitz aufgeführt werden soll. Dieser Ort werde für die Inszenierung in das Anwesen von Jay Gatsby verwandelt. Mit dem Stück will man an den großen Erfolg von "Malfi" im vorletzten Jahr anknüpfen, das als immersives Theater dargeboten wurde. Beim "Gatsby" bilden alle Sparten –Tanz, Schauspiel und Musik – eine Einheit. Das Publikum soll in eine dichte, sinnliche Welt eintauchen und sich darin völlig frei bewegen, so Morgenroth. Das Stück spielt in den 20er-Jahre auf Long Island, mit Swing und Charleston.
Zeitgenössische Oper über Gerechtigkeit
Beim Musiktheater setzt das Gerhart-Hauptmann-Theater auf eine Oper von Cord Meijering, einem niederländischen Komponisten, geboren 1955 und Schüler von Hans Werner Henze. Das Stück widmet sich dem Sozialwissenschaftler und "Denker für Gerechtigkeit" Antonio Gramsci, so Morgenroth. Als Kommunist sei er von den Faschisten ins Gefängnis gesteckt worden und habe sich dort in seiner Einsamkeit immer stärker seiner Philosophie zugewendet. Das Werk werde als Doppelabend mit Puccinis "Suor Angelica" zu erleben sein, dessen Protagonistin sich in ihrer Kloster-Einsamkeit dem Göttlichen hingewendet habe.
Operette über Geld und Liebe
Ein weiteres Stück Musiktheater ist die chansonlastige Operette "Ta Bouche" aus den 1920er-Jahren des französischen Komponisten Maurice Yvain. Es geht darin um die große Frage "Geld oder Liebe". Drei Paare treffen sich in drei aufeinanderfolgenden Jahren immer wieder im Spielcasino, wo die meisten versuchen, eine gute Partie zu kriegen oder sich aus der Armut zu heiraten. Am Ende siegt doch die Liebe, verrät Intendant Morgenroth und schwärmt: "Das ist der heitere Operetten-Aspekt dieses Geldthemas – und einfach ganz großartige Musik!"
Neuer Generalmusikdirektor am Gerhart-Hauptmann-Theater
Auch eine Neubesetzung gibt es. Der Schweizer Roman Brogli-Sacher wird Generalmusikdirektor der Neuen Lausitzer Philharmonie, des Orchesters des Gerhart-Hauptmann-Theaters. Er tritt die Nachfolge von Ewa Strusinska an, die das Haus zum Ende der laufenden Spielzeit verlässt. 1966 in Basel geboren, war Brogli-Sacher lange Dirigent der Lübecker Philharmoniker.
Über ihn sagt Morgenroth, er habe zum Einen viel Erfahrung mit allen Arten von Orchestern – von großen Profiorchestern bis hin zu Jugendorchestern. Dies sei vor allem für die junge Orchesterakademie toll. "Aber er hat vor allem auch Leitungserfahrungen an großen Theaterhäusern und Erfahrungen im Musiktheater."
Quelle: MDR KULTUR (Julia Hemmerling, Grit Krause), Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau
Redaktionelle Bearbeitung: op, lig, bh
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 27. Mai 2024 | 16:40 Uhr