Die Bestände der Bibliothek des Klosters St. Marienthal in Ostritz erforschen jetzt die Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und die Universitätsbibliothek Leipzig.
In der historischen Bibliothek des Klosters St. Marienthal in Ostritz lagern rund 2.700 Handschriften und Bücher aus mehreren Jahrhunderten. Sie sollen jetzt erforscht werden. Bildrechte: Till Schuster

Einzigartige Sammlung Verborgene Bücherwelt der Klosterbibliothek St. Marienthal wird erforscht

13. Januar 2025, 05:00 Uhr

Als 2023 die damalige Äbtissin des Klosters St. Marienthal in Ostritz wertvolle Handschriften aus der historischen Bibliothek an einen Kunsthändler verkaufen wollte, war der Aufschrei groß. Der Freistaat schritt ein und konnte den gesamten Bibliotheksbestand dank der Unterstützung einer Stiftung kaufen. Diese fördert jetzt auch ein Forschungsprojekt, um die verborgenen Schätze der Bibliothek zu heben. Was macht die Bibliothek so besonders?

Die historische Bibliothek im Kloster St. Marienthal in Ostritz bekamen außer den Ordensschwestern nur wenige zu Gesicht. Dabei verbergen sich hier wahre Schätze an mittelalterlichen Handschriften und Zeugnissen des frühen Buchdrucks. Für Jana Kuzureck von der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, kurz SLUB, ist die Bibliothek aber nicht nur deshalb einzigartig. Sie sei auch deshalb etwas Besonderes, weil sie sich in einem Frauenkloster befände, das seit 800 Jahren ununterbrochen bestehe, sagt die Wissenschaftlerin.

Es ist eine besondere Bbliothek, weil sie sich in einem Frauenkloster sich befindet, das seit 800 Jahren ununterbrochen besteht.

Jana Kuzureck Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Stiftung unterstützt Forschungsprojekt

Gemeinsam mit der Universitätsbibliothek Leipzig kann die SLUB nun zwei Jahre lang den Bestand erschließen und erforschen. Möglich wird das durch die Unterstützung der Carl Friedrich von Siemens Stiftung. Darüber freut sich auch die Chefin der SLUB, Katrin Stump: "Mit der vertieften Erschließung der Klosterbibliothek eröffnen wir der Wissenschaft Zugang zu Forschungsdaten, die gerade die selten belegten weiblichen Akteurinnen der Landesgeschichte beleuchten." Ihren Spuren wolle man in intensiven Recherchen nachgehen und die Ergebnisse öffentlich machen.

Die Bestände der Bibliothek des Klosters St. Marienthal in Ostritz erforschen jetzt die Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und die Universität Leipzig. 2 min
Bildrechte: SLUB Dresden
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Die Klosterbibliothek St. Marienthal in Ostritz ist ein wahrer Schatz für Historiker und Handschriftenexperten. Nachdem der Freistaat den Bestand 2023 gekauft hat, wird er nun erforscht. Jens Czerwinka weiß mehr.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 10.01.2025 16:30Uhr 02:29 min

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Von Geografie bis zu schlesischer Geschichte

Forschungsmaterial gibt es dazu genug. Unter den etwa 2.700 Handschriften und Büchern finden sich die unterschiedlichsten Titel. Das seien längst nicht nur Bücher über Theologie, berichtet Jana Kuzureck.: "Es gibt mittelalterliche Handschriften und es gibt zahlreiche Bücher über Geografie, über Politik, über Staatswissenschaft, auch über sächsische, böhmische und schlesische Geschichte."  Die Bücher seien zudem mit Anmerkungen versehen. Ein Zeichen, dass in der Bibliothek auch gearbeitet worden sei.

Die Bücher sind mit Anmerkungen versehen. Daran sieht man auch, dass in dieser Bibliothek gearbeitet wurde.

Jana Kuzureck Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Die ältesten Schriften stammen dabei aus dem 12., die neuesten aus dem 19. Jahrhundert. Neben der SLUB in Dresden sind auch Wissenschaftler der Universitätsbibliothek Leipzig in das Projekt eingebunden. Unter ihnen ist der Handschriftenexperte Christoph Mackert. Er erzählt, dass sich die Leipziger mit dem mittelalterlichen Teil der Buchbestände befassen werden.

Netzwerke der Klöster werden erforscht

Das habe die Universitätsbibliothek auch schon in vorangegangenen Jahren getan, als die Bibliothek noch im Besitz des Klosters war. "Dabei hat sich herausgestellt, dass der Großteil der Handschriften aus anderen Klöstern stammt und erst später nach Marienthal gelangt ist", sagt Christoph Mackert. Das sei zum Beispiel nach der Reformation der Fall gewesen oder zum Ausgleich für Klosterbrände. Genau diesen Querverbindungen zu anderen Zisterzienserklöstern wolle man nun im aktuellen Forschungsprojekt genauer nachgehen.  

Genau diesen Querverbindungen zu anderen Zisterzienserklöstern wollen wir nun im Projekt genauer nachgehen.

Christoph Mackert Universitätsbibliothek Leipzig

Die Bestände der Bibliothek des Klosters St. Marienthal in Ostritz erforschen jetzt die Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und die Universitätsbibliothek Leipzig.
Während die Handschriften in der SLUB Dresden lagern, sollen die Bücher im Kloster St. Marienthal in Ostritz bleiben. Bildrechte: Till Schuster

Buchbestand bleibt in Bibliothek

Alle Handschriften sind mittlerweile in der SLUB in Dresden sicher gelagert, auch der berühmte Marienthaler Psalter aus dem 13. Jahrhundert, den das Kloster verkaufen wollte. Die alten Bücher sollen dagegen dort bleiben, wo sie jahrhundertelang gestanden haben, sagt Jana Kuzureck: "Die Idee ist eigentlich, dass wir so wenig wie möglich entnehmen möchten, weil wir dieses Ensemble nicht zerstören wollen." Sogar die Buchrücken seien in den Regalen des barocken Saals abgestimmt.

Ausstellung geplant

Trotzdem können Interessierte bald einen Blick auf die Bücherschätze der Bibliothek werfen. Ende Januar wird im Buchmuseum der SLUB in Dresden die Ausstellung "Der verschlossene Garten. Zugänge zur Klosterbibliothek der Zisterzienserinnen von St. Marienthal" eröffnet. Erstmals werden dort sämtliche mittelalterliche Handschriften zu sehen sein, darunter der Marienthaler Psalter und das Altzeller Kapiteloffiziumsbuch.

Ausstellung "Der verschlossene Garten" Wo | Buchmuseum der SLUB Dresden
Wann | 29. Januar bis 17. Mai 2025

Was | Gezeigt werden mittelalterliche Handschriften und ausgewählte Drucke aus der Bibliothek des Klosters St. Marienthal in Ostritz.

MDR (vis, jcz)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 10. Januar 2025 | 16:30 Uhr

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