Rechtsextremismus Görlitzer Schüler zeigen rechtsextreme Geste in Auschwitz
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14. April 2025, 12:59 Uhr
Vier Schüler der Görlitzer Scultetus-Oberschule haben am 13. März vor dem Tor des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau für ein Foto mit einer rechtsextremen Geste posiert. Das bestätigte ein Sprecher des Landesamtes für Schule und Bildung. Zuvor hatte eine Dresdner Antifa-Gruppe das Foto an Medienvertreter geschickt. Demnach haben die Neuntklässler eine sogenannte "White-Power"-Geste gezeigt. Anschließend hat einer der Schüler das Foto auf Instagram veröffentlicht. Das Bild liegt MDR SACHSEN vor.
Die White-Power-Geste
Die sogenannte White-Power-Geste ist ein Handzeichen, das mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis formt, während die restlichen drei Finger abgespreizt werden – ähnlich dem bekannten "Okay"-Zeichen. In rechtsextremen Kreisen wird diese Geste jedoch als Symbol für "White Power" interpretiert. Es soll die Überlegenheit der "weißen Rasse" ausdrücken. Gerade in jungen, internetaffinen Neonazi-Kreisen wird das White-Power-Zeichen in letzter Zeit häufig verwendet.
Elterngespräch und Sozialstunden
Die Schule habe "umgehend" auf den Vorfall reagiert, sagte ein Sprecher des sächsischen Landesamtes für Schule und Bildung (Lasub). Es habe Gespräche mit den Schülern sowie deren Eltern gegeben. "Alle Schüler haben einen Schulleitungsverweis bekommen. Zusätzlich werden sie Sozialstunden in einer Behindertenwerkstatt ableisten", sagte Clemens Arndt vom Lasub. Die Schulleiterin habe die Wahrnehmung gehabt, dass die Jugendlichen ihr Fehlverhalten eingesehen hätten.
KZ Auschwitz: Stätte des rassistisch motivierten Massenmordes
Im deutschen Konzentrationslager Auschwitz wurden etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet. Neben rund einer Million Juden ermordeten die Nationalsozialisten dort unter anderem auch Polen sowie Sinti und Roma. Das KZ Auschwitz-Birkenau wurde im vom nationalsozialistischen Deutschland besetzten Polen errichtet.
Experte: Neonazi-Trend an Schulen
Der Soziologe und Politikwissenschaftler Johannes Kiess, der am Leipziger Else-Frenkel-Brunswik-Institut unter anderem zu Rechtsextremismus forscht, beobachtet seit ein bis zwei Jahren einen "Neonazi-Trend" bei Jugendlichen. Dies sei insbesondere an Schulen ein Problem. "Die Dynamik lässt sich gut über soziale Medien beobachten", sagt er. Dabei würde die Verwendung von Handzeichen und Symbolen eine große Rolle spielen. "Die sogenannte 'White-Power'-Geste gehört ganz klar dazu und ist sehr beliebt", sagte er.
MDR (jwi)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 14. April 2025 | 15:30 Uhr