Tag des Waldes Nach Zerstörung durch Borkenkäfer: Wie sich ein Wald bei Bautzen erneuern soll
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21. März 2024, 05:00 Uhr
Seit 2018 haben auch die Wälder der Oberlausitz sehr unter Trockenheit, Stürmen und dem Borkenkäfer gelitten. Im Gebiet des Försters Michael Haupt ist die Hälfte des Waldes zerstört. Er will den Wald nun so erneuern, dass er dem Klimawandel trotzt. Dabei setzt er auf Artenvielfalt. Doch Rehe stellen ihn vor eine große Herausforderung.
- Im Gebiet des Försters Michael Haupt haben Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer die Hälfte des Waldes zerstört.
- Um den Wald für den Klimawandel zu wappnen, pflanzt Haupt neue Baumarten.
- Die Borkenkäferschäden in dem Wald bei Wilthen haben auch Auswirkungen auf die Finanzierung der Instandhaltung des Bautzener Doms.
Wo einmal ein Wald war, ist jetzt ein kahler Hang. Statt Bäumen sieht man nur noch Baumstümpfe. Nur eine Gruppe abgestorbener Fichten hat Förster Michael Haupt stehen lassen: "Die dienen als Habitat für Spechte oder können umfallen und dann auf dem Waldboden verrotten", erklärt er.
Förster Haupt: "Die Hälfte unserer Waldfläche verloren"
"Der Wald ist in einem miserablen Zustand" sagt Haupt. Er ist als Förster verantwortlich für die Wälder des Domkapitels St. Petri. Die sind hauptsächlich in den Gegenden um Wilthen, Schirgiswalde und Wehrsdorf. "Wir haben die Hälfte unserer Waldfläche verloren", berichtet er. Ähnlich ging es vielen sächsischen Waldbesitzern in den letzten Jahren. Laut sächsischem Umweltministerium waren im letzten Jahr das Oberlausitzer Bergland, das Zittauer Gebirge und das Elbsandsteingebiet besonders stark betroffen.
Angefangen habe die Entwicklung mit den warmen Temperaturen 2018, berichtet Haupt. Seitdem sei der Wald "Stück für Stück abgestorben". Es gebe einen "klaren Zusammenhang" zwischen Klimawandel und Waldsterben. Denn der Borkenkäfer richtet vor allem da Schaden an, wo die Bäume sowieso schon geschwächt sind, zum Beispiel durch Trockenheit.
Auf den Überresten des alten Waldes soll nun ein neuer, widerstandsfähigerer Wald entstehen. Einer, der Trockenheit und Borkenkäfern trotzt. Dafür will Haupt den Wald komplett erneuern: weg vom Fichtenwald, hin zum Mischwald.
Neue Baumarten sollen Wald widerstandsfähiger machen
Haupt zeigt auf ein kleines Bäumchen. "Eine Weißtanne", erklärt er. Die Weißtanne ist einer von rund 5.000 Bäumen, die er und die drei ihm unterstellten Waldarbeiter jährlich pflanzen. Dabei setzt Haupt bei der Erneuerung des Waldes eigentlich vor allem auf die Natur: Wo der Borkenkäfer die Fichten hat absterben lassen, sollen von selbst neue Bäume nachwachsen. Das sei günstig und ein natürlich gewachsener Wald habe die beste Qualität.
Von selbst wachsen aber nur Baumarten, die in der Umgebung schon vorhanden sind. Deshalb pflanzt Haupt ergänzend Bäume, die bisher nicht in dem Wald vorkamen und die besser mit wärmeren Temperaturen und Trockenheit zurechtkommen - wie die erwähnte Weißtanne eben - aber zum Beispiel auch Spitzahorn oder Esskastanie.
Denn in der Artenvielfalt sieht Haupt das Rezept, um den Wald vor den Auswirkungen des Klimawandels und dem Borkenkäfer zu schützen. "Wir hatten 70 bis 80 Prozent Fichte hier. Die ist jetzt weg, dadurch dass der Borkenkäfer zugeschlagen hat." Andere Arten seien vom Borkenkäfer weniger stark betroffen - hätte der Wald eine bessere Mischung gehabt, hätte es ihn nicht so hart getroffen.
Die größte Herausforderung für die Erneuerung des Waldes
Um einen Bereich mit neu gepflanzten Bäumen hat Haupt einen Zaun gezogen, um sie vor Rehen zu schützen. Zäune seien aber zu teuer, um sie überall aufstellen zu können. Einige Meter weiter wachsen neue Bäume außerhalb des Zaunes. Der Förster muss nicht lange suchen, um einen zu finden, der so angeknabbert wurde, dass er abgestorben ist. Die Bäume vor dem Wild zu schützen sei die größte Herausforderung.
Die Rehe würden nämlich vor allem die neuen, selteneren Arten fressen und Fichten häufig stehen lassen. So drohe auf den Überresten des abgestorbenen Fichtenwaldes ein neuer Fichtenwald zu entstehen - der dann wieder anfällig für den Borkenkäfer wäre. Zäune aufzustellen sei aber mit immensen Kosten verbunden. Deshalb wünscht sich Haupt, dass die Jäger in seinem Bereich mehr jagen. "Sie müssten wesentlich mehr Rehwild schießen".
Riesiger wirtschaftlicher Schaden
Doch trotz allem ist Haupt optimistisch, dass die Erneuerung des Waldes gelingt: Innerhalb von fünf bis zehn Jahren würden überall da wieder Bäume stehen, wo vorher welche waren. Bis die aber so weit sind, dass man sie als Sägeholz verkaufen kann, könne es 30, 40 Jahre dauern.
Für das Domkapitel seien die Borkenkäferschäden auch wirtschaftlich ein riesiger Schaden. Die Einnahmen aus dem Holzverkauf gingen hauptsächlich in die Instandhaltung des Bautzener Doms und des Domstifts und würden auf lange Sicht fehlen.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 21. März 2024 | 16:30 Uhr