Natur Hoffnung auf mildes Borkenkäfer-Jahr in Sachsen
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11. August 2023, 05:00 Uhr
Kühle Temperaturen und jede Menge Regen: Was für Urlauber zuletzt wenig erfreulich war, könnte zumindest der Natur in Sachsen helfen. Experten von Sachsenforst gehen davon aus, dass das Wetter die Ausbreitung des Borkenkäfers gehemmt hat und somit dieses Jahr weniger Bäume absterben werden. Allerdings gibt es auch Förster, die mit derartigen Prognosen vorsichtig sind.
- Das diesjährige nasskalte Sommerwetter könnte die Bäume in Sachsens Wäldern widerstandsfähiger gegen den Borkenkäfer machen.
- Ein Förster aus Adorf im Vogtland warnt jedoch davor, den Wetter-Effekt zu überschätzen.
- Der BUND Sachsen fordert einen grundsätzlich anderen Umgang mit dem Wald.
Das zuletzt kühle und feuchte Wetter in Sachsen könnte beim Kampf gegen den Borkenkäfer helfen. "Die Bäume sind widerstandsfähiger, wenn sie ausreichend Wasser bekommen, wie derzeit", sagte Sachsenforst-Sprecher Renke Coordes. Unter solchen Bedingungen bräuchte es mehr Käfer, um einen gesunden Baum zu befallen. Zwar gebe es laut Monitoring in vielen Regionen Sachsens nach wie vor eine hohe Borkenkäfer-Population, die Tiere könnten sich jedoch nicht so effektiv vermehren wie in einer ausgeprägten Dürreperiode.
Sachsenforst erwartet Rückgang bei Schadholz
Sachsenforst geht nach eigenen Angaben bei einem grundsätzlich durchschnittlichen Witterungsverlauf in diesem Jahr davon aus, dass die Menge an Schadholz durch Borkenkäfer auf dem Niveau des Vorjahres stagniert oder leicht zurückgeht. Im günstigsten Fall werde es weniger Schadholz als 2022 geben. Voriges Jahr fielen landesweit 850.000 Festmeter Schadholz an.
Das Wetter kann einen Einfluss haben. Dieser ist aber sicherlich nicht grundlegend.
Vogtland-Förster: Prognose ist derzeit schwierig
Dass sich das nasskalte Wetter positiv auf die Bäume auswirken könnte, glaubt auch der Forstbezirksleiter aus Adorf im Vogtland, Markus Biernath. "Das kann grundsätzlich eine Auswirkung auf die Borkenkäferpopulation haben." Niedrige Temperaturen könnten den Entwicklungsgang des Käfers verlangsamen. Die hohe Feuchtigkeit führe zu höheren Sterberaten. "Das ist aber relativ unsicher zu prognostizieren, weil sich derzeit die sogenannte zweite Generation des Käfers noch unter der Rinde befindet und deshalb relativ geschützt ist", sagte Biernath und fügte an: "Das Wetter kann einen Einfluss haben. Dieser ist aber sicherlich nicht grundlegend."
BUND: Tiefe Bodenschichten noch immer trocken
Trotz dieses Hoffnungsschimmers für den sächsischen Wald gibt die Naturschutzorganisation BUND Sachsen zu bedenken, dass der Waldboden gerade in den tieferen Bodenschichten noch immer trocken sei. Der Befall des Borkenkäfers hat laut der Organisation eine Intensität erreicht, wie sie seit Beginn der geregelten Forstwirtschaft in Sachsen vor mehr als 200 Jahren noch nicht vorkam.
Schadstoffe und Entwässerung setzen Wald zu
Besonders betroffen seien die Nadelwälder, allerdings würden auch in den Laubwäldern immer mehr Bäume absterben. "Intensive Forstwirtschaft vielerorts ist ursächlich für die Situation der Wälder in der Klimakrise", sagte der Vorsitzende des BUND Sachsen, Prof. Felix Ekardt. Der BUND verlangt daher, die Schadstoffe von Landwirtschaft und Industrie einzudämmen und die künstliche Entwässerung der Wälder zu stoppen.
MDR (sth/Monika Di Carlo)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR UM 4 | 10. August 2023 | 16:00 Uhr