Theaterfestival "Willkommen anderswo VI": Dialog trotz Krieg und Hass
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26. September 2024, 09:04 Uhr
Am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen hat am Mittwoch das Theaterfestival "Willkommen anderswo" begonnen. Das Festival soll den Dialog zwischen Menschen ermöglichen und legt besonderes Augenmerk auf das Thema Konflikt. Zum Auftakt spielten ukrainische und russische Darsteller unter litauischer Regie. Volkstheater-Intendant Lutz Hillmann verspricht sich von seinem Festival mehr Verständigung zwischen gegensätzlichen Gruppen. Aber die Zukunft des Projekts ist laut Hillmann ungewiss.
- Das Theaterfestival "Willkommen anderswo" ist am Mittwochabend in Bautzen eröffnet worden.
- Die Stücke sollen der Frage nachgehen, wie Menschen trotz tiefgreifender Konflikte miteinander in den Dialog treten können.
- Die finanzielle Zukunft des Projekts ist allerdings ungewiss.
Am Deutsch-Sorbischen Volksheater Bautzen ist am Mittwochabend das Theaterfestival "Willkommen anderswo" eröffnet worden. Das Event ist die sechste Ausgabe der Reihe und steht in diesem Jahr unter dem Titel "In einem Boot". Der Fokus der Festivalreihe steht das Thema Konflikt und Dialog. Das Programm findet nicht nur in den Räumen des Volkstheaters statt, sondern auch im Burgtheater der Stadt.
Darsteller aus Russland und der Ukraine
Den Auftakt machte das Stück "Xáta – Zuhause". Das Stück der litauischen Regisseurin Kamilė Gudmonaitė ist inspiriert von Eindrücken des Krieges in der Ukraine. In der Inszenierung der Münchner Kammerspiele erzählen Menschen aus der Ukraine und aus Russland ihre Geschichte. Das Paradoxe: Laut Spielplan treffen sich die Mitglieder des ukrainischen Chors und der russischen Tanzgruppe dabei weder vor noch hinter der Bühne.
Trotzdem soll die Kraft des Theaters Menschen zusammenbringen, in einer Zeit, in der "häufig Spaltung statt Verständigung propagiert" werde, heißt es in der Programmankündigung des Sorbischen Volkstheaters Bautzen.
Schauspiel gegen die Spaltung
Aber das sei ein Unterfangen, das immer schwieriger werde, so Volkstheater-Intendant Lutz Hillmann bei MDR KULTUR: "Man merkt ja, wie in der öffentlichen Meinung bestimmte Dinge, die noch vor vier, fünf Jahren unsagbar gewesen wären, jetzt vollkommen normal sind." Hillmann sieht eine Verrohung in der Gesellschaft. "Umso wichtiger ist das, was wir machen."
Für Hillmann ist "Theaterspielen ein ganz ideales Medium", um "Verständnis füreinander zu erzeugen." Einerseits würden sich die Laienschauspieler untereinander kennenlernen, aber natürlich auch beim Publikum Empathie erzeugen. Und sie könnten damit auch Pauschalisierungen entgegenwirken – für Hillmann sind diese "eine große Unsitte der heutigen Zeit."
Aber es gebe auch Rückschläge, etwa wenn sich das Theater im Zuge des Krieges "als zu schwaches Mittel" erweise, "um diesen Keil, der zwischen Russen und Ukrainer getrieben ist, zu beseitigen."
Besonderes Projekt mit ungewisser Zukunft
Das Festival hat eine lange Geschichte. Die erste Ausgabe von "Willkommen anderswo" fand 2016 statt. Damals habe das Volkstheater Inszenierungen verschiedener sächsischer Theater in das eigene Haus eingeladen, so Lutz Hillmann. 2018 rief das Theater das "soziotheatrale Thespis Zentrum" ins Leben, um das kulturelle Engagement rund um die Themen der Fluchtmigration und Integration zu institutionalisieren.
Aber wie bei vielen staatlich geförderten Kulturinstitutionen in Sachsen ist auch die Zukunft jener Projekte in Bautzen ungewiss. Die politische Situation im Freistaat bereitet Theaterchef Hillmann offensichtlich Sorgen: "Wir wissen auch nicht, wie es weitergeht. Es gibt ja bei diesen integrativen Maßnahmen in Sachsen keine Zukunft gegenwärtig. Also man versucht, sich über das nächste Jahr zu retten."
Quelle: MDR KULTUR (Annett Mautner), redaktionelle Bearbeitung: tis
Mehr Informationen:
Willkommen anderswo VI. "In einem Boot"
25.–29. September 2024
Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Seminarstraße 12
02625 Bautzen
Mehr Informationen zum Programm des Festivals finden Sie hier.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 25. September 2024 | 13:10 Uhr