Kommunalwahl Großharthau: SPD-Insel in der Oberlausitz
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10. Juni 2024, 17:34 Uhr
Die SPD spielt in den meisten Städte- und Gemeinderäten der Oberlausitz schon lange kaum eine Rolle. Eine Kommune aber hält ihr seit vielen Jahren die Treue: Großharthau bei Bischofswerda. Auch im jetzt neugewählten Gemeinderat konnte die SPD die meisten Sitze erringen. Allerdings hat auch die AfD aus dem Stand 25 Prozent der Wählerstimmen erhalten. Warum läuft es dort für die SPD besser als in anderen Gemeinden?
Bürgermeister Jens Krauße ist schon ein bisschen stolz, dass die SPD-Kandidaten in Großharthau trotz leichter Verluste ein Traumergebnis eingefahren haben: Für sie stimmten 46,1 Prozent der Wählerinnen und Wähler, das bedeutet sieben Sitze im Gemeinderat. Ein beeindruckendes Ergebnis sei das, findet er. Das zeige auch, dass der Gemeinderat in schwierigen Zeiten vieles richtig gemacht habe.
Unbeeindruckt von Berlin, Dresden, Brüssel
Die Gemeinde mit ihren knapp 3.000 Einwohnern liegt zwischen Dresden und Bautzen. Das kleine Rittergut mit Park ist in Schuss, demnächst soll die Grundschule einen neuen Hort bekommen. Die Kosten von rund fünf Millionen Euro kommen aus dem Kohlefördertopf. Es wird also etwas in Großharthau. Der Gemeinderat wolle gute Ortspolitik machen, versucht Bürgermeister Krauße den Erfolg zu erklären: "Wir lassen uns von Großwetterlagen aus Berlin, Dresden oder Brüssel nicht stören. Vielmehr versuchen wir, mit unseren Ressourcen das Beste für unsere Bürger zu machen."
Wir lassen uns von Großwetterlagen aus Berlin, Dresden oder Brüssel nicht stören. Vielmehr versuchen wir, mit unseren Ressourcen das Beste für unsere Bürger zu machen.
Überzeugungsarbeit für Gemeinderat
Jens Krauße ist seit 2001 Bürgermeister von Großharthau, damals gewann er gegen den CDU-Kandidaten. Dass die SPD in Großharthau so stark ist, liegt vielleicht auch daran, dass Krauße kräftig die Werbetrommel für den Gemeinderat rührt. Er spreche regelmäßig engagierte Menschen in seiner Gemeinde direkt an, ob sie sich für den Gemeinderat aufstellen lassen würden, erzählt er. Damit stehen auf der SPD-Liste auch bekannte und beliebte Großharthauer, die nicht alle Parteimitglieder sind.
Parteipolitik soll außen vor bleiben
Einer von ihnen ist Ferdinand Müller. Der 70-Jährige arbeitet noch als Bankkaufmann und ist obendrein der Präsident des Fußballvereins. Der gebürtige Rheinland-Pfälzer lebt seit 32 Jahren in Großharthau. Er schätzt das Miteinander im Gemeinderat. "Parteipolitik spielt dort keine Rolle." Man sei logischerweise zwar nicht immer einer Meinung, aber das zeichne Demokratie ja aus. Und man habe für den Ort etwas auf die Beine gestellt.
AfD neu im Gemeinderat
So hat Großharthau zum Beispiel drei erschlossene Neubaugebiete für Häuslebauer und damit in den letzten Jahren 300 neue Einwohner gewonnen. Dennoch, es gibt auch eine Entwicklung, mit der die SPD-Hochburg künftig klarkommen muss. Erstmals werden auch vier AfD-Abgeordnete im Gemeinderat sitzen.
Die Partei hat aus dem Stand 25 Prozent der Wählerstimmen erhalten. Bürgermeister Jens Krauße will es wie in der Vergangenheit handhaben und an die Gemeinderäte appellieren, dass das "parteipolitische Mäntelchen" vor dem Sitzungssaal bleibt. "Ich reiche allen Gemeinderäten die Hand als Bürgermeister für eine werteorientierte und gute Zusammenarbeit für das Wohl unserer Bürger." Das gelte unabhängig davon, wer über welche Liste in den Gemeinderat hinein gekommen sei. Der Wähler habe schließlich entschieden. Ob die AfD-Kandidaten auch die Parteipolitik aus dem Gemeinderat heraushalten, wird sich ab August zeigen. Dann wird das neu gewählte Gremium zum ersten Mal zusammenkommen.
MDR (lg,vis)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 10. Juni 2024 | 16:30 Uhr