Tarifkonflikt Warnstreik im öffentlichen Dienst geht in Dessau-Roßlau weiter
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11. Februar 2025, 10:28 Uhr
Die Gewerkschaft Verdi hat für Dienstag in Dessau-Roßlau zu Warnstreiks aufgerufen. Betroffen sein können unter anderem Kitas, Verwaltungen, Sparkassen und das Jobcenter. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten mehr Lohn und mehr freie Tage.
- Seit mehreren Tagen gibt es in Sachsen-Anhalt Warnstreiks im öffentlichen Dienst – am Dienstag geht es in Dessau-Roßlau weiter.
- Die Beschäftigten fordern von ihren Arbeitgebern mehr Geld.
- Auch bei der Post gab es vergangene Woche Streiks.
Im öffentlichen Dienst gibt es auch am Dienstag wieder Warnstreiks. Diesmal ruft die Gewerkschaft Verdi sämtliche Beschäftigte in Dessau-Roßlau dazu auf, ihre Arbeit niederzulegen. Betroffen sein sollen unter anderem Kitas, Horte, Verwaltungen, Jobcenter, das Umweltbundesamt und Sparkassen. Für den Vormittag war eine Kundgebung mit Redebeiträgen vor dem Rathaus geplant. Auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT hieß es von der Stadtverwaltung, man habe noch keine Informationen, welche Kitas betroffen sein werden.
Am Montag hatte es im Burgenlandkreis Warnstreiks gegeben. Wie die Sprecherin des Landkreises MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, gab es dadurch vor allem Einschränkungen in den KFZ-Zulassungsstellen. Dem Sprecher der Stadt Zeitz zufolge, waren einzelne Mitarbeiter aus Verwaltung und Kitas in den Ausstand getreten. Einschränkungen habe es dadurch aber nicht gegeben. Laut Verdi-Gewerkschaftssekretär Johannes Mielke hatten sich am Montagmorgen in Zeitz etwa 80 Personen am Warnstreik beteiligt.
Verdi kündigt Einschränkungen für Bevölkerung an
Ein Verdi-Sprecher hatte angekündigt, dass die Fortsetzung der Streiks auch Einschränkungen für die Bevölkerung bedeuten würden. Wörtlich erklärte er: "Das heißt, wir werden die Lage weiter eskalieren lassen – was wir nicht wollen. Aber wir werden es tun, wenn wir es müssen."
Warnstreiks in der Vorwoche in ganz Sachsen-Anhalt
Bereits am Donnerstag (6. Februar) hatten Verdi und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die kommunalen Beschäftigten im Burgenlandkreis aufgerufen, den ganzen Tag die Arbeit niederzulegen. Auch in anderen Kommunen Sachsen-Anhalts hatte es in der vergangenen Woche bereits mehrfach Warnstreiks im Öffentlichen Dienst gegeben. Am Dienstag war der Norden des Landes betroffen, darunter Magdeburg, Stendal und Haldensleben sowie die Landkreise Börde, Harz und Jerichower Land. Am Mittwoch waren die Beschäftigten im Saalekreis zum Ausstand aufgerufen.
Größere Einschränkungen hatte es bislang aber nicht gegeben. Eine Stadtsprecherin aus Naumburg teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, ihr sei nicht bekannt, dass Kitas, Horte oder Einrichtungen der Stadtverwaltung geschlossen bleiben müssten. Nach MDR-Informationen blieben in Hohenmölsen im Burgenlandkreis eine Kita und ein Hort zu. In Zeitz und Weißenfels waren keine Kindereinrichtungen von den Aktionen betroffen.
Saalekreis: Kommunale Beschäftigte streikten am Mittwoch
Am Mittwoch (5. Februar) hatte es bei den kommunalen Beschäftigten im Saalekreis Warnstreiks gegeben. Betroffen waren Kitas und Horte, Verwaltungen, Jobcenter, die Bundesagentur für Arbeit sowie alle Dienststellen des Landratsamtes. Wie ein Verdi-Sprecher MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, beteiligten sich unter anderem in den Verwaltungen von Merseburg, Landsberg und Querfurt Beschäftigte am Ausstand.
Gewerkschaftssekretär Wieland Kämpfe sagte dem MDR, an einer Kundgebung in Merseburg hätten sich rund 150 Angestellte beteiligt – "quer Beet aus allen Bereichen". Wegen des Personalmangels in den Verwaltungen seien die Beschäftigten zusehends überfordert und krank.
150 Beschäftigte bei Demo in Magdeburg am Dienstag
Am Dienstag (4. Februar) war ebenfalls gestreikt worden, hier hatten Tarifbeschäftigte des öffentlichen Dienstes im nördlichen Sachsen-Anhalt die Arbeit niedergelegt – etwa in Magdeburg, Stendal und Haldensleben sowie in den Landkreisen Börde, Harz, Jerichower Land und Stendal. Kindertagesstätten waren davon ausgenommen. In Magdeburg kamen nach Gewerkschaftsangaben am Dienstagvormittag rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer Kundgebung zusammen. Mit Trillerpfeifen, Fahnen und Tröten brachten sie ihre Forderungen lautstark zum Ausdruck.
Warnstreik auch am Montag
In Magdeburg ist auch am Montag gestreikt worden. Nach Angaben eines Stadtsprechers waren Kitas betroffen. Den Angaben zufolge haben sich aber nur vereinzelt Mitarbeiter beteiligt; Einschränkungen in der Betreuung habe es nicht gegeben.
Verdi: Kommunen unterfinanziert, Arbeit verdichtet sich
Hintergrund der Streiks sind die laufenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen. "Wir kritisieren die Unterfinanzierung der Kommunen, die sich in vielen Ämtern in immer dramatischerer Arbeitsverdichtung, in Investitionsstaus und mangelhafter Digitalisierung des Öffentlichen Dienstes erkennen lässt", erklärte Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Annett Kannenberg-Bode. "Das alles geschieht auf dem Rücken der Beschäftigten."
Verdi zufolge handelt es sich um die erste größere Arbeitsniederlegung kommunaler Beschäftigter im Zusammenhang mit den laufenden Tarifverhandlungen. Direkt oder indirekt betroffen von den bundesweiten Verhandlungen sind laut Verdi mehr als 2,5 Millionen Menschen.
Arbeitgeber weisen Forderungen zurück
Das Bundesinnenministerium spricht von 2,6 Millionen Beschäftigten bei den kommunalen Arbeitgebern und 132.000 Tarifbeschäftigten des Bundes. Sie arbeiten zum Beispiel in sozialen oder medizinischen Berufen, in der Verwaltung, an Schulen und Universitäten, im Nahverkehr oder in den Abfallbetrieben.
Verdi und der Beamtenbund fordern acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat. Auszubildende sollen monatlich 200 Euro mehr bekommen. In besonders belastenden Jobs, etwa im Gesundheitsbereich mit Wechselschichten, soll es höhere Zuschläge geben.
Nach der ersten Verhandlungsrunde Ende Januar hatte die Arbeitgeberseite die Forderungen als überzogen zurückgewiesen; sie sieht darin eine Gefahr für die Handlungsfähigkeit der Kommunen. Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 17./18. Februar geplant.
Auch Streik bei der Post
Nicht nur im öffentlichen Dienst wurde vergangene Woche gestreikt – auch bei der Post. Nach Angaben von Verdi war von dem Warnstreik die Niederlassung in Magdeburg betroffen – zudem Standorte in den Landkreisen Harz und Börde.
Eine Gewerkschaftssprecherin sagte MDR SACHSEN-ANHALT, in den Verteil- und Zustellzentren in Blankenburg, Halberstadt, Ilsenburg und Wernigerode Landkreis Harz ruhte die Arbeit. Das galt auch für die Gemeinden Wanzleben, Erxleben und Völpke im Landkreis Börde. Weitere Warnstreiks gab es demnach auch in Halle, Dessau-Roßlau, Naumburg (Burgenlandkreis) und in Eisleben (Landkreis Mansfeld-Südharz).
Mit der Aktion machten sich auch die Post-Beschäftigten für mehr Geld stark. Die Gewerkschaft fordert für die und 170.000 Tarifbeschäftigten unter anderem sieben Prozent mehr Lohn und weitere Urlaubstage bei einer Tariflaufzeit von 12 Monaten. Die Arbeitgeberseite lehnt das bislang ab und will ein Angebot vorlegen. Die nächste Verhandlungsrunde ist für 12./13. Februar geplant.
MDR (Jörg Wunram, Max Schörm, Max Hensch, Sören Thümler, Kalina Bunk, Norma Düsekow, Susanne Liermann, Felix Fahnert, Alisa Sonntag) | Erstmals veröffentlicht am 31.01.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. Februar 2025 | 05:00 Uhr
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