Ein Jahr nach Bildungsgipfel Gewerkschaft hält an Kritik an zusätzlicher Unterrichtsstunde fest
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19. Januar 2024, 15:57 Uhr
Ein Jahr nach dem Bildungsgipfel in Sachsen-Anhalt hat die Gewerkschaft GEW ihre Kritik an der zusätzlichen Unterrichtsstunde für Lehrerinnen und Lehrer bekräftigt. Das Bildungsministerium zieht dagegen eine positive Bilanz.
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- Vor einem Jahr wurde eine zusätzliche Unterrichtsstunde pro Woche für Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen-Anhalt beschlossen. Die Gewerkschaft GEW kritisiert diese Entscheidung weiterhin.
- Das Bildungsministerium bewertet die Maßnahme dagegen positiv.
- "Multiprofessionelle Teams" sollen die Lehrkräfte entlasten, sagt das Ministerium.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen-Anhalt hält an ihrer Kritik an der zusätzlichen Unterrichtsstunde für Lehrer fest. Ein Jahr nach dem Bildungsgipfel der Landesregierung teilte die Lehrergewerkschaft mit, die Bilanz falle denkbar schlecht aus. Auf der Habenseite rühme sich die Landesregierung mit einer geringfügig besseren Unterrichtsversorgung an allen Schulen, obwohl diese immer noch weit entfernt von 100 Prozent seien.
Die GEW bemängelt unter anderem, dass die Landesregierung ihre Zusage nicht eingelöst habe, Lehrkräfte und Schulleitungen bei administrativen Aufgaben zu entlasten. "Das Bildungsministerium erwägt nicht etwa eine Entlastung der Lehrkräfte, sondern denkt sich noch zusätzliche Aufgaben aus, wie unter anderem die sogenannte fokussierte Schullaufbahnempfehlung, die zusätzliche Beratungen und Tests schon im dritten Schuljahr und einen eventuellen Probeunterricht vorschreibt. All das führt eher zu noch mehr Ärger und Frust in den Schulen", so Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt.
Bilanz des Bildungsministeriums ist positiv
Das Bildungsministerium Sachsen-Anhalts hat die Zusatzstunde für Lehrerinnen und Lehrer im Land dagegen auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT verteidigt. Man sei sich bewusst, dass die Verpflichtung zu einer zusätzlichen Unterrichtsstunde keine populäre Maßnahme darstelle, hieß es. Allerdings bringe sie in Zeiten, die durch Fachkräftemangel und migrationsbedingt steigende Schülerzahlen beeinflusst seien, einen großen quantitativen Effekt.
Nach Angaben des Ministeriums wurde durch die sogenannte Vorgriffstunde die Unterrichtsversorgung auf 95,1 Prozent erhöht. Ohne die Stunde seien es etwa drei Prozentpunkte weniger. Deshalb werte das Ministerium die Maßnahme als Erfolg sowie "in der gegenwärtigen Situation als richtiges und unverzichtbares Instrument".
Ministerium: Entlastung durch "multiprofessionelle Teams"
Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt würden zudem zunehmend durch "multiprofessionelle Teams" entlastet. Neben 1.250 Lehrkräften auf unbefristeten Stellen seien im Jahr 2023 auch 602 Lehrkräfte auf befristeten Stellen eingestellt worden. Außerdem wurden nach Angaben des Ministeriums rund 340 unbefristete und etwa 50 befristete Pädagogische Mitarbeiter sowie 65 Schulverwaltungsassistenten eingestellt. Auch würden Lehrkräfte von mittlerweile rund 70 Digitalassistenten und -mentoren unterstützt.
Bereits im November 2023 hatte die Landesregierung eine positive Bilanz zur zusätzlichen Unterrichtsstunde gezogen. Das Bildungsministerium bestätigte MDR SACHSEN-ANHALT damals, dass rein rechnerisch 500 zusätzliche Stellen durch die Vorgriffsstunde erreicht worden seien.
Zusatz-Unterrichtsstunde noch bis zum Schuljahr 2027/28 geplant
Seit März 2023 müssen Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen-Anhalt eine zusätzliche Stunde in der Woche unterrichten. Damit will das Land dem Lehrermangel und Unterrichtsausfällen begegnen. Die sogenannte Vorgriffsstunde soll bis zum Schuljahr 2027/28 gelten.
MDR (Karin Roxer, Mario Köhne, Lucas Riemer)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Januar 2024 | 13:00 Uhr
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