Arbeitszeitkonten gegen Lehrermangel Lehrerinnen und Lehrer sollen in Sachsen-Anhalt mehr arbeiten
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16. November 2022, 05:00 Uhr
Lehrkräfte sollen mehr arbeiten und können sich ihre Überstunden gutschreiben lassen – so die Idee hinter den Arbeitskonten, die in Sachsen-Anhalt gegen den Lehrkräftemangel helfen sollen. Der ist mittlerweile so extrem, dass im Schnitt nur neun von zehn geplanten Unterrichtsstunden auch wirklich stattfinden.
- Ab Februar soll es in Sachsen-Anhalt Arbeitszeitkonten für Lehrkräfte geben.
- Die GEW fordert das schon lange, ist aber nicht ganz zufrieden mit dem Vorschlag aus dem Bildungsministerium.
- Denkbar wäre auch eine Verpflichtung zur Mehrarbeit für Lehrkräfte, sagt Bildungsministerin Feußner.
Jede Woche zwei Stunden mehr arbeiten, diese auf dem Arbeitszeitkonto aufschreiben und später auszahlen lassen oder vielleicht früher in Rente gehen oder eine längere Auszeit nehmen: Ab Februar soll das für Sachsen-Anhalts Lehrkräfte möglich sein. Im Moment müssen Überstunden direkt im folgenden Schuljahr vergolten werden, bald gibt es da mehr Spielraum.
Das Ziel: Die Lehrkräfte, die in Sachsen-Anhalt vor den Klassen stehen, sollen mehr arbeiten. Ministerin Eva Feußner von der CDU: "Das heißt, wir wünschen uns, dass die Lehrkräfte freiwillig mehr arbeiten und sich entweder die Stunden auszahlen lassen oder ansammeln. Wenn Mehrarbeit geleistet wird, können wir auch eine bessere Unterrichtsversorgung an den Schulen gewährleisten." Denn die liegt momentan bei 92 Prozent. Das bedeutet, dass nicht genügend Lehrerinnen und Lehrer da sind, um die Stunden zu geben, die laut Lehrplan vorgesehen sind.
Gewerkschaft fordert schon lange Arbeitszeitkonten
Schon vor Jahren hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, kurz GEW, die Einführung von Arbeitszeitkonten gefordert. Mehrarbeit soll so attraktiver werden.
Doch auch wenn die GEW die Arbeitszeitkonten lange gefordert hatte – ganz zufrieden ist die Chefin Eva Gerth nicht. Der gravierendste Kritikpunkt: "Was die Arbeitgeber, die Landesregierung, die SPD, der Finanzminister oder auch die CDU hier nicht verstehen, ist, dass die Beschäftigten ihnen entgegenkommen: Man leistet mehr Arbeit, bekommt diese Arbeit nicht sofort zurück, weder bezahlt noch als Zeitausgleich, sondern stellt diese Arbeit der Landesregierung erstmal zur Verfügung." Das sei ein Entgegenkommen der Beschäftigten – "und das sollte honoriert werden, indem man verhandelt, indem man einen Zuschlag zahlt oder eine Verzinsung". Das Land verzinse Mehrarbeit an anderer Stelle mit 15 Prozent, das finde hier aber nicht statt, bemängelt Gerth.
Mehrarbeit könnte auch zur Verpflichtung werden
Das könnte in Zukunft aber eher das kleinere Problem für die Gewerkschaft und die Lehrkräfte sein, denn selbst eine Verpflichtung zur Mehrarbeit will Bildungsministerin Feußner in der angespannten Lage nicht ausschließen. Man müsse aber erst einmal sehen, wie die Arbeitszeitkonten von den Lehrkräften angenommen würden, wie davon Gebrauch gemacht werde und wie sich die Unterrichtsversorgung in den jeweiligen Schulen verbessere. Denn zunächst einmal steht das freiwillige Arbeitszeitkonto im Landtag von Sachsen-Anhalt zur Debatte.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 16. November 2022 | 06:00 Uhr
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