Nach Bildungsgipfel Lehrer in Sachsen-Anhalt sollen ab Mitte März eine Stunde mehr unterrichten
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31. Januar 2023, 20:04 Uhr
Die beim Bildungsgipfel bekannt gewordene Extra-Stunde für Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen-Anhalt wird wohl erst ab Mitte März verpflichtend fällig werden. Mit der Maßnahme soll dem Lehrermangel entgegengewirkt werden. Zuvor sollen nach Angaben von Bildungsministerin Eva Feußner noch Verbände angehört werden. Die Lehrergewerkschaft GEW will eine Klage gegen die Arbeitszeiterhöhung prüfen.
- Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt müssen voraussichtlich ab Mitte März eine Stunde mehr pro Woche unterrichten.
- Bei der Lehrergewerkschaft GEW stoßen die Pläne auf Widerstand – sie will eine Klage prüfen.
- Die Zusatzstunden sollen ausgezahlt oder auf einem Arbeitszeitkonto angesammelt werden können.
Die Pläne einer zusätzlichen Stunde pro Woche für Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen-Anhalt treten noch nicht mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres in Kraft. Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) erklärte am Nachmittag, man gehe davon aus, dass die Regelung "spätestens zum 13. März verpflichtend eingeführt wird". Nachdem zunächst noch Verbände angehört werden sollen, werde das Kabinett die Pläne am 7. März endgültig auf den Weg bringen.
Bis zu 1.000 Stunden können im Block abgebaut werden
Der Unterrichtsbetrieb des zweiten Halbjahrs beginnt in Sachsen-Anhalt am 13. Februar. Bildungsministerin Feußner erklärte, die zusätzlichen Stunden könnten selbstverständlich bereits ab Halbjahresbeginn freiwillig abgeleistet werden.
Kritik kommt von der Lehrergewerkschaft GEW. Sie erklärte, die Pädagoginnen und Pädagogen seien schon jetzt überlastet – eine Zusatz-Stunde sei nicht hinnehmbar. GEW-Landesvorsitzende Eva Gerth sagte MDR SACHSEN-ANHALT, man werde auch eine Klage gegen die Arbeitszeiterhöhung prüfen. Zuvor hatte die Gewerkschaft bereits Proteste gegen die Pläne in Magdeburg und Halle angekündigt.
Die Extra-Stunden sollen nach Angaben von Bildungsministerin Feußner entweder ausgezahlt oder einem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben werden können. Wer sich für das Ansammeln auf dem sogenannten Ausgleichskonto entscheidet, kann die Stunden ab dem Schuljahr 2033/2034 auch im Block abbauen. Hintergrund ist, dass sich Prognosen zufolge die Versorgungssituation ab 2033 entspannen wird. Bisher mussten zusätzliche Arbeitsstunden spätestens im folgenden Schuljahr ausgeglichen werden.
Pädagoginnen und Pädagogen über 62 ausgenommen
Feußner zufolge ist das Arbeitszeitkonto auf 1.000 Stunden begrenzt. "Das entspricht ungefähr einem Schuljahr", sagte die CDU-Politikerin. Sie erklärte, dass man durch die Regelung die Arbeitszeit der Lehrkräfte nicht erhöhe, sondern vielmehr verlagere. Mit der sogenannten Vorgriffsstunde sei man "immer noch im Durchschnitt" der deutschen Bundesländer.
Ausgenommen werden sollen von der Pflicht Lehrkräfte, die über 62 Jahre alt sind. Das betrifft Feußner zufolge rund 2.000 Pädagoginnen und Pädagogen. Auch diejenigen, die eine Behinderung über 50 Prozent haben, müssten die Mehrarbeit nicht leisten. Quereinsteiger seien erst betroffen, wenn sie nicht mehr befristet angestellt sind. Die Pläne sollen vorerst bis zum Schuljahr 2027/28 gelten.
Bei Überversorgung sind Abordnungen geplant
In vergangenen Woche hatte Feußner im Landtag bereits erklärt, dass die geplante Mehrarbeit an gut versorgten Schulen zu einer Überversorgung führen könne. In diesen Fällen werde es Abordnungen von Lehrkräften an schlechter versorgte Schulen geben. Es sei "waghalsig", das zu kritisieren, sagte Feußner. Schließlich habe es im Umkehrschluss auch die Forderung gegeben, den Mangel an Lehrkräften gleichmäßig im Land zu verteilen.
Damit der neue Einsatzort nicht allzu weit entfernt liegt, solle es sogenannte "Kettenabordnungen" geben. Dadurch werden etwa eine Lehrerin oder ein Lehrer aus einer überversorgten Schule im Süden des Landes nicht direkt an eine unversorgte Schule im Norden geschickt. Vielmehr würde er oder sie beispielsweise an eine Schule versetzt, die etwas nördlich des jetzigen Einsatzortes liege. Von der dortigen Schule müsste dann wiederum eine Kollegin oder ein Kollege weiter in den Norden versetzt werden. "Das Prinzip kennt man schon aus der Vergangenheit, das ist nichts Neues", sagte Feußner.
Rund 1.000 fehlende Lehrkräfte im Land
Beim Bildungsgipfel vor knapp zwei Wochen hatte die Landesregierung unter anderem angekündigt, dass Lehrkräfte künftig eine Stunde mehr pro Woche unterrichten sollen. Der Schritt soll dem massiven Unterrichtsausfall durch fehlende Lehrer im Land entgegenwirken. Außerdem erklärte die Landesregierung, dass Lehrkräfte an Grundschulen künftig besser bezahlt werden sollen und Schulen für Nichtpädagogen ein Budget von 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt bekommen sollen.
Für Grundschullehrerinnen bedeutet die Neuregelung 28 statt bislang 27 und bei Sekundarschul- und Gymnasiallehrern 26 statt 25 Stunden Unterricht pro Woche. Nach Angaben von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wird damit der Bundesdurchschnitt erreicht. Die Verpflichtung soll zeitlich befristet sein. Haseloff zufolge kann damit etwa die Hälfte der rund 1.000 fehlenden Lehrer an den Schulen kompensiert werden.
MDR (Felix Fahnert, Roland Jäger), dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 31. Januar 2023 | 19:00 Uhr
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