Förderung 30 Jahre AMG: Wie eine Gesellschaft die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt stärken will
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12. Oktober 2024, 08:21 Uhr
Die Agrarmarketinggesellschaft des Landes (AMG) feiert ihr 30-jähriges Bestehen. Aber was macht die überhaupt? Und: Wer profitiert von ihrer Arbeit?
- Die Agrarmarketinggesellschaft unterstützt große und kleine Unternehmen der Landwirtschaft und der Ernährungsbranche.
- Auch ein Unternehmen aus Klötze profitiert von den Angeboten.
- Andere Unternehmen klagen über Schwierigkeiten beim Eigenanteil für Fördermittel.
Die Agrarmarketinggesellschaft (AMG) war vor 30 Jahren allein zu einem Zweck gegründet worden: den großen und kleinen Unternehmen der Landwirtschaft und der Ernährungsbranche mit Marketing-Know-how, Vermarktungsstrategien und Fördermitteln unter die Arme zu greifen. Immerhin ist die Ernährungsbranche nach Angaben der AMG mit etwa 25.000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt. Der Jahresumsatz liegt demnach bei etwa acht Millionen Euro.
Die AMG nimmt für sich in Anspruch, daran durchaus ihren Anteil zu haben: So fördert sie einzelne landwirtschaftliche Nischen wie den Obstbau im Lande. Der Stendaler André Stallbaum vom Obstbauverband Sachsen-Anhalt sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die AMG habe "definitiv ihre Daseinsberechtigung, weil sie Nischen, zu denen halt auch der Obstbau gehört, einfach fördert". Er habe die Mitarbeiter der AMG als Leute erlebt, die nach vorne gehen wollen und gute Ideen haben.
Unterstützung bei Anträgen und Marketing
Kirstin Knufmann führt in Klötze das Unternehmen "Pure Raw". Es stellt vegane Produkte her, viele auf Algen-Basis. Knufmann schätzt an der AMG, dass deren Fachleute nicht nur auf Bitte der Unternehmer reagieren, sondern von sich aus Vorschläge machen: zur Verbesserung des Marketings, für Auftritte in sozialen Medien, für Messe-Auftritte an Gemeinschaftsständen.
Außerdem, lobt Knufmann, würde die AMG den Unternehmen die Fördermittel-Antragstellung abnehmen: Die Nerven und Zeit raubenden Formulare würden von Mitarbeitern der Gesellschaft ausgefüllt, die Unternehmer müssten die Vorlagen nur noch prüfen und unterschreiben. Das entlaste sie immens im täglichen Berufsalltag, so Knufmann.
Kundenfreundlichere Auftritte
Angefangen aber hatte es mit den Grundlagen des Marketings, erinnert sich Wolfgang Zahn, Projektmanager bei der AMG. Landwirte, Direkterzeuger, regionale Vermarkter mussten seiner Meinung nach viel dazulernen in Sachen Präsentation der Erzeugnisse, Umgang mit Kunden, gewinnbringende Vermarktung. So wurden demnach Anbieter beraten, wie sie ihre Stände auf Märkten kundenfreundlicher und ansprechender gestalten könnten, wie sie auf Messen mit Fachpublikum und Besuchern besser ins Gespräch kommen, wie sie im Direktvertrieb ihre eigene Marke entwickeln können.
Wolfgang Zahn schmunzelt, so hätte er innerhalb seiner 23 Jahre bei der AMG etwa 90 Prozent der Betriebe der Ernährungsbranche in Sachsen-Anhalt kennengelernt und den meisten von ihnen auch konkret helfen können.
Für all das muss ein gewisses Budget reichen: In diesem Jahr verfügt die AMG eigenen Angaben zufolge über etwa zwei Millionen Euro, die in diverse Projekte fließen und sich oftmals in vergleichsweise kleine Summen aufteilen. "Wir machen aus einem Euro zehn", ist Projektmanager Zahn stolz.
Regionalkiste und Kulinarischer Stern
Beispiel: Regionalkisten, eine Idee von Wolfgang Zahn. Viele Regionen haben mittlerweile Kisten mit regionalen Produkten. Es gibt unter anderem die Altmark-Kiste, die Börde-Schatz-Kiste, den Saale-Unstrut-Koffer und einige mehr. Kaufen kann man sie zum Beispiel im Netz, aber auch in Läden vor Ort. Sämtliche Regionalkisten-Unternehmungen in Sachsen-Anhalt würden mit 30.000 Euro pro Jahr gefördert, sagt Wolfgang Zahn. Sie generierten aber einen Umsatz von 1,2 Millionen Euro und würden immer beliebter.
Auch der "Kulinarische Stern" Sachsen-Anhalts – eine Auszeichnung für regionale Produkte, die auch den verwaltungsvollen Umgang mit Zutaten würdigen soll – gewinnt seiner Meinung nach an Gewicht. Mit ihm sind bislang mehr als 100 Produkte von gut 70 Unternehmen ausgezeichnet worden.
Die AMG nimmt sich nicht nur vor, die Landwirtschaft zu unterstützen. Sie will sich auch dem Nachwuchs zuwenden: in Schul-Imkereien, beim Pflanzen von Obstbäumen, bei der Schulhof-Aktion "Milch für alle", in diesem Jahr sogar mit laktosefreiem Angebot.
Eigenanteil bei Fördermitteln schwierig zu schultern
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. Zwei Unternehmerinnen in der Altmark beispielsweise, Inhaberinnen kleiner Manufakturen, sagten MDR SACHSEN-ANHALT, grundsätzlich unterstützten sie das Anliegen der AMG, hätten selbst schon Fördermittel von der Gesellschaft bekommen. Es werde allerdings immer schwieriger, den nötigen Eigenanteil zu schultern, zumal auf die ausgereichten Fördergelder auch noch Mehrwertsteuer erhoben werde. Bei den vergleichsweise kleinen Fördersummen würde das für sie den Aufwand der Antragstellung nicht rechtfertigen.
Kirstin Knufmann in Klötze hingegen plant bereits für das kommende Jahr mit der Unterstützung der AMG. Sie will ihr Unternehmen, vor allem was die Verarbeitung von Algen für die tägliche Ernährung betrifft, auf der Biofach präsentieren, der weltweit größten Fachmesse für Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik. Die ist im Februar in Nürnberg geplant. AMG und "Pure Raw" in Klötze sind sich über den Auftritt des Unternehmens bereits einig.
MDR (Katharina Häckl, Moritz Arand)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 11. Oktober 2024 | 19:00 Uhr
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