Anschlag von Magdeburg Was der mutmaßliche Täter im Netz verbreitet
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22. Dezember 2024, 11:22 Uhr
Der mutmaßliche Täter nutzte oft die Plattform X und zeigte dort seine Abkehr vom Islam. Seit 2016 trat er in Deutschland gegen das saudische Regime auf und unterstützte saudische Frauen bei der Asylsuche. In den letzten Jahren verdächtigte er deutsche Behörden und Flüchtlingsvereine, Ex-Muslime zu bekämpfen. Er war überzeugt, Deutschland kooperiere mit Saudi-Arabien bei der Islamisierung Europas. Schließlich machte er die gesamte deutsche Gesellschaft verantwortlich.
Inhalt des Artikels:
- "Geschichte begann vor langer Zeit"
- Weiteres Video: Vorwürfe an Ermittler und den Staat
- Vorwürfe gegen Flüchtlingsorganisation
- Elon-Musk-Avatar berichtet von angeblicher Vertuschung sexuellen Missbrauchs saudischer Ex-Muslima
- Mitte Dezember hat Taleb A. ein Interview gegeben
- 2016: Crowdfunding-Kampagnen mit persönlichem Bekenntnis
Der mutmaßliche Täter von Magdeburg, Taleb A., ist seit März 2016 auf Twitter – inzwischen X. Er beschreibt sich in seiner sogenannten Biografie als saudische Militäropposition; behauptet, dass Deutschland saudische Asylsuchende innerhalb und außerhalb Deutschlands jage, um ihr Leben zu zerstören und das Deutschland Europa islamisieren wolle. Diese Kernaussagen ziehen sich durch viele Texte, die im Netz von ihm zu finden sind. Auf Twitter/X ist er sehr aktiv, folgt weit über 1.000 anderen Accounts und hat seit Start seines Accounts im März 2016 121.378 Posts abgesetzt.
Er beschreibt sich als links, teilt aber teilweise rechtsextreme Inhalte sowie Posts von Alice Weidel und bezeugt seine Anerkennung unter anderem für Elon Musk. Der letzte X-Post vor der Tat besteht aus vier Videos mit teils sehr wirren Inhalt. Möglicherweise dienen diese der Begründung der Tat, auf jeden Fall erlauben sie einen tiefen Einblick in seine Gedankenwelt.
"Geschichte begann vor langer Zeit"
Im ersten am Tattag geposteten Video stellt er sich mit vollem Namen vor. Er erzählt, dass er Psychiater sei und in Deutschland in einem staatlichen Krankenhaus arbeite. Wie die Salus GmbH am Samstag bestätigte, war er seit März 2020 als Facharzt für Psychiatrie im Maßregelvollzug Bernburg angestellt und seit Ende Oktober sei er Urlaubs- und krankheitsbedingt nicht mehr im Dienst.
Im Video erzählt er, dass seine Geschichte vor sehr langer Zeit begonnen habe nämlich vor mindestens 2400 Jahren. Im Prinzip stellt er sich in eine Linie mit Sokrates, der von den Athenern wegen seiner Religionskritik getötet worden sei. Die Deutschen sieht er in direkter Nachfolge der Athener, sie verfolgten aktiv und auf kriminelle Weise Islamkritiker - also ihn.
Weiteres Video: Vorwürfe an Ermittler und den Staat
Im zweiten Video behauptet er, Staatsanwaltschaft und Polizei hätte seine Strafanzeige gegen eine Informantin hintertrieben, die Ex-Muslime fertig machen sollte. Die Ermittler hätten seinen Beweis, einen USB-Stick, nicht untersucht und behauptet, er sei verwirrt. Als der USB-Stick zurückgeschickt wurde, sei er aus seinem Briefkasten gestohlen worden.
Auch in diesem Video schweift er ab, vergleicht die USA, in denen die Regierung ihren Bürgern das Tragen einer Waffe ebenso wenig verbieten könne wie die Installation einer Überwachungskamera, die den Briefkasten im Blick hat, mit Deutschland, wo der Staat die Bürger paternalistisch beschütze. Jedoch nicht in seinem Fall, der Stick sei gezielt im Auftrag der Polizei entwendet worden, wofür er die "deutsche Nation, das heißt die deutschen Bürger, für das verantwortlich" hält.
Wenn mir die Gesetze also nicht erlauben, mich selbst zu schützen und die Regierung selbst – statt mich zu schützen – zur Kriminellen wird, die Polizei selbst kriminell ist, dann betrachte ich in diesem Fall die deutsche Nation, betrachte ich die deutschen Bürger als verantwortlich für das, was mir passiert.
Vorwürfe gegen Flüchtlingsorganisation
In einem weiteren Video erhebt er schwere Vorwürfe gegen die Asylorganisation "Atheist Refugee Relief". Er habe fast neun Jahre als Asylaktivist gearbeitet und Asylsuchenden sowie Geflüchteten geholfen und zahllose Meldungen über Verbrechen und verdächtige Aktivitäten dieser Organisation erhalten – im Gegensatz zu null Meldungen über alle anderen Asylorganisationen weltweit.
Unter anderem wirft er Mitarbeitern der Organisation vor, versucht zu haben, saudische Frauen und Mädchen zur Prostitution zu überreden. Es sei eine Organisation, "um gezielt saudische Geflüchtete, besonders Frauen, zu missbrauchen" und um den Anti-Muslim-Aktivismus zu untergraben. Auch das habe er den deutschen Behörden gemeldet, es habe aber "absolut keine ernsthafte Untersuchung" gegeben. "Stattdessen haben die deutschen Behörden sogar einen 'Putsch' gegen mich gestartet, um zu verhindern, dass diese Leute vor Gericht gestellt werden."
Elon-Musk-Avatar berichtet von angeblicher Vertuschung sexuellen Missbrauchs saudischer Ex-Muslima
Beigefügt ist den X-Erklärungen ein Video, das A. am 10. August 2024 veröffentlicht hat. In dem Video lässt er einen per KI gesteuerten Elon Musk seine Geschichte erzählen. Unter anderem beschreibt er die angebliche Vertuschung sexuellen Missbrauchs saudischer Ex-Muslima in Deutschland durch die angeblichen Täter und die staatlichen Behörden. Statt diesen Vorwürfen nachzugehen, sei ein Zivilprozess gegen ihn angestrengt worden – seine Anwälte hätten ebenfalls verhindert, dass er die Ermittlungsakten zu seiner Verteidigung vorbringen konnte, zweimal seien Unterlagen aus seinem Briefkasten gestohlen worden.
Sie wollen in Wahrheit niemanden schützen, sondern die Opfer des linken-islamistischen Bündnisses zum Schweigen bringen. Das ist ihr eigentliches Motiv.
Fazit: Deutsche Regierung, Parlament, Justiz, Polizei seien schuldig. Sie wollen niemanden schützen, sondern die Opfer des linken-islamistischen Bündnisses zum Schweigen bringen. Das sei ihr eigentliches Motiv. Die Politik der offenen Grenzen, die von deutschen Linken vertreten wird, ziele in Wahrheit auf die Islamisierung Europas ab. "Sie öffnen ihre Grenzen für Islamisten, die illegal einreisen, doch sobald es um Ex-Muslime geht, die legal ankommen, unterziehen sie diese einer regelrechten Folter."
Sie sollten jetzt wissen, dass die offene Grenzpolitik der deutschen Linken in Wirklichkeit auf die Islamisierung Europas abzielt. Sie öffnen ihre Grenzen für Islamisten, die illegal einreisen, doch sobald es um Ex-Muslime geht, die legal ankommen, unterziehen sie diese einer regelrechten Folter.
Mitte Dezember hat Taleb A. ein Interview gegeben
In einem Mitte Dezember gegebenen Interview mit der Islamfeindlichen RAIR-Stiftung sagt er, Regierungen setzten Masseneinwanderung als Mittel zur Destabilisierung ein. "Es geht nicht darum, Flüchtlingen zu helfen – es geht darum, westliche Nationen von innen heraus umzustrukturieren." Außerdem behauptet er, die deutschen Behörden gingen heimlich gegen Ex-Muslime vor: "Sie begehen buchstäblich schwere Verbrechen wie sexuellen Missbrauch, sie setzen saudische Ex-Muslime unter Druck, Drogen zu konsumieren, begehen Spendenbetrug, lügen … und all das, um saudische Ex-Muslime nach Saudi-Arabien abzuschieben, wo sie hingerichtet werden sollen."
An vielen Stellen wird klar, dass er sich in Deutschland nicht gesehen und verstanden sieht, im Gegenteil, verfolgt und ausgetrickst. So sagte er in dem Interview, die Stiftung sei die erste, die ihn seit sieben Jahren ernst nehme.
Verschwörungstheoretische Züge werden deutlich. "Es scheint, als gäbe es hinter den Kulissen etwas viel Größeres, als ich jemals vermutet habe." Gehe es um Missstände in Saudi-Arabien, berichteten Journalisten gerne. Aber sobald es um deutsche Akteure und staatliche Stellen gehe, die saudische Ex-Muslime missbrauchen oder zurückschicken wollen, herrsche Schweigen. Er habe sogar Beweise dafür, dass Deutschland aktiv das Leben von saudischen Ex-Muslimen zerstöre – unabhängig davon, ob sie in Deutschland lebten oder nicht. Es betreibe eine Art "verdeckte Operation, um saudische Ex-Muslime zu verfolgen und ihre Existenz zu ruinieren". Er sei überzeugt davon, dass es sich dabei um eine Art 'Geheimpolizei' handle, vergleichbar mit der Gestapo im Dritten Reich – inoffiziell, verstehe sich. "Es wirkt, als ob staatliche deutsche Stellen eine verdeckte Operation haben, um saudische Ex-Muslime überall auf der Welt zu verfolgen."
2016: Crowdfunding-Kampagnen mit persönlichem Bekenntnis
Es gibt einen weiteren Netzfund, zwei Crowdfunding-Kampagnen auf der Plattform indiegogo, die Einblick in seine Geschichte und Gedankenwelt geben. Er wirbt auf indiegogo um Geld für ein Buch. Darin will er Moslems die besten Argumente gegen den Islam liefern, denn: "Man kann die Verfolgung von Frauen in meinen Land nicht beenden, ohne den Menschen zu zeigen, dass es mehr Argumente gegen den Islam als dafür gibt. Wenn man sie ihrem Dogma überlässt, kann man sie nicht einmal davon überzeugen, dass wir Kinderschutzgesetze brauchen."
Auf der Seite finden sich nicht nur Informationen zum Ziel des Projektes, sondern auch persönliche Angaben. In der "Über mich"-Kategorie in seiner Beschreibung schreibt er, er sei ein Psychiater aus Saudi-Arabien, und es sei das erste Mal, dass er öffentlich über seinen Glauben spreche, seit er sich vom Islam abgewandt habe und das der Grund sei, weshalb er in Deutschland politische Zuflucht suche. Er schreibt, dass sich seine Freunde deswegen von ihm abgewandt hätten und der saudische Kulturattaché in Berlin mit Hinrichtung gedroht habe, sollte er nach Saudi-Arabien zurückkehren.
Er hatte zwei Kampagnen auf indiegogo gestartet, für das Buch fand er lediglich vier Unterstützer und eine Zusage von 129 Euro. Für ein weiteres Projekt, die Ex Muslim Academy, bekundete kein einziger Unterstützer Interesse.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 22. Dezember 2024 | 10:00 Uhr