Porträt Wie der Löschflugzeug-Pilot seinen Job im Harz erlebt

28. August 2023, 13:42 Uhr

Der Landkreis Harz hat Geschichte geschrieben – denn bundesweit hat er als erster ein Löschflugzeug gechartert. Einige Einsätze gab es seitdem auch schon – etwa als Amtshilfe in Brandenburg oder tatsächlich im Harz am Brocken, bei Harzgerode und Blankenburg. Neben dem Flugzeug ist seit nunmehr fünf Monaten auch der polnische und international erfahrende Pilot Maciej Lewandowski in Ballenstedt stationiert. Ein Besuch.

Swen Wudtke
Bildrechte: MDR/Swen Wudtke

Bei einer Tasse Kaffee sitzen Pilot Maciej Lewandowski und sein Mechaniker am Flugplatz in Ballenstedt im Landkreis Harz – nur ein paar Meter vom Löschflugzeug entfernt. Sie besprechen – wie jeden Tag – ihre To-do-Liste, jedenfalls solange nichts dazwischenkommt. Denn immer mit dabei: Der Alarmpieper, den Lewandowski stets um seinen Hals trägt. "Wir müssen jederzeit mit einem Alarm rechnen – von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Da ist keine Chance für Radtouren oder anderen Sport, weil wir in der Pflicht stehen, immer in der Nähe des Flugzeugs zu sein – und im Alarmfall sehr schnell drinsitzen müssen."

Der Pieper gibt weiter keinen Laut von sich – also guckt Lewandowski bei der Flugleitung im Tower vorbei. Man kennt sich inzwischen, tauscht sich über Wetterdaten und Fluginformationen aus, fachsimpelt über allerlei Flugzeuge, die in Ballenstedt vorbeikommen.

Pilot Lewandowski: "Ich mag, anderen Menschen zu helfen"

Maciej Lewandowski und seine "PZL M18B Dromader" sind ein Herz und eine Seele. Jeden Tag kontrolliert und pflegt er die Maschine, die im Einsatz über 2.000 Liter Löschwasser aufnehmen kann. Heute schmeißt er auch den Motor an und lässt ihn mit hoher Drehzahl warmlaufen. "Dient alles den Systemchecks, wenn ich so auf meinem Kamel reite", schmunzelt der 63-Jährige in englischer Sprache, der bereits mit 16 begonnen hatte, seinen Flugschein zu machen.

Maciej Lewandowski ist Pilot aus Leidenschaft, die Begeisterung fürs Fliegen spricht förmlich aus seinen Augen. Doch warum ausgerechnet Löschflugzeug-Pilot? "Ich bin kein Draufgänger", sagt Lewandowski mit bestimmtem Blick und ergänzt: "Ich mag Adrenalin – ich mag, anderen Menschen zu helfen. Und manchmal nenne ich meine Dromader mein fliegendes Büro bei 200 Sachen, wenn ich bei einem Einsatz stundenlang im Cockpit sitze."

Löschflugzeug-Pilot im Harz – ein gefährlicher Job

Die Bilder jüngster Waldbrände – unter anderem der Absturz eines Fire Fighters in Griechenland – gehen ihm sichtlich nahe. Das sei ein gefährlicher Job. Und auch vorm Fliegen im Harz habe er Respekt, auch wenn die Berge nicht ganz so hoch seien. Seine internationale Erfahrung zahle sich hier aus. "Ich habe sechs Einsätze in Portugal geflogen. Das war eine richtig gute Schule, in den Bergen zu fliegen. Das macht das Fliegen im Harz nicht ganz so schwierig für mich."

Und in Ballenstedt – in Deutschland – kramt Lewandoski Stück für Stück Erinnerungen hervor. "Ich habe vor 44 Jahren Deutsch gelernt, aber fast alles vergessen." Hier in seiner Unterkunft habe er die Wände mit deutschen Vokabeln vollgepinnt. Zeigen mag er sie nicht, "das ist meine Privatsphäre." Aber er zeigt sich glücklich, seinen Einsatz in Ballenstedt damit verbinden zu können, sein Deutsch wieder aufzupolieren.

Und wäre der leidenschaftliche Pilot Maciej Lewandowski ein Vogel: "Ich wäre sicherlich ein Kondor – einer der größten Vögel der Welt. Und Du kannst die Stille genießen. Und du fliegst allein mit den Kräften der Natur – mit Thermik und dynamischen Luftströmungen. Der Kondor ist ein hervorragender Segler."

Als Pilot in Dauer-Alarmbereitschaft

Der Pieper an seinem Halsband – heute bleibt er stumm. Aber das kann sich von einer Sekunde auf die andere ändern. Für Maciej Lewandowski also Dauer-Alarmbereitschaft von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Jeden Tag bis zum Ende der Waldbrandsaison Ende September. Dann geht es zurück in seine polnische Heimat. Und vielleicht wird er zur Waldbrandsaison im kommenden Jahr im Harz wieder am Start sein.

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MDR (Swen Wudtke, Johanna Daher)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. August 2023 | 06:30 Uhr

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