Rückblick Waldbrand auf dem Brocken: Die Entwicklung am Freitag und Samstag

08. September 2024, 14:08 Uhr

Am Brocken im Harz ist ein Waldbrand ausgebrochen. Die Lage ist angespannt. Betroffen ist ein Gebiet am Königsberg. Mehrere Feuerwehren und mehrere Löschflugzeuge sind im Einsatz. 500 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Die Strecke der Brockenbahn ist wegen des Feuers gesperrt. Entwarnung ist nicht in Sicht.

  • Die Polizei ermittelt, warum sich der Brand auf dem Brocken zeitgleich an acht Stellen ausbreitete.
  • Amtliche Gefahrenmeldung: Bürgerinnen und Bürger sollen das Gebiet weiträumig meiden.
  • Der für Sonnabend geplante Brockenlauf fand trotz des Waldbrandes auf einer Alternativstrecke statt.

Eine Flugdrohne steht auf einer Wiese, im Hintergrund Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr. mit Video
Bildrechte: Kai-Uwe Lohse /Kreisbrandmeister Landkreis Harz

Die Löscharbeiten am Brocken im Harz werden voraussichtlich mehrere Tage dauern. Einsatzleiter Immo Kramer sagte am Sonnabend, man plane mit den vorhandenen Kräften die nächsten Tage von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Unterstützt werden die Einsatzkräfte dabei von der Bundeswehr, die mit mehreren Lösch-Hubschraubern vor Ort ist. Jede der Maschinen hat ein Fassungsvermögen von 5.000 Litern Wasser.

Optimismus verbreitete Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse am Samstagnachmittag. Es sei gelungen, "unter dem Einsatz von viel Manpower und auch Technik, das Feuer jetzt zu fixieren. Das heißt, es breitet sich im Moment nicht weiter aus."

Zur der zu erwartenden Dauer des Einsatzes sagte Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse: "Wir rechnen mit mehreren Tagen, hoffen aber, dass mit Änderung der Großwetterlage am Montag hier Schluss ist." Erst dann soll es regnen. Sorgen bereitet der Feuerwehr, dass Glutnester in der Erde neue Brände entfachen könnten.

Lage unter Kontrolle

Lohse sagte am Sonntagabend, das Feuer am höchsten Berg Norddeutschlands sei nach Löscharbeiten am Boden und von der Luft aus zwischenzeitlich unter Kontrolle. Es brenne auf einer Länge von 1.000 Metern, sagte ein Landkreis-Sprecher. Weshalb es zu dem Brand kam, ist noch unklar. Den Angaben zufolge sind ein Hubschrauber, ein Flugzeug sowie rund 150 Einsatzkräfte am Boden im Einsatz.

In den nächsten Stunden ist weitere Verstärkung aus der Luft geplant. Gegenwärtig sei man dabei, die Logistik aufzubauen, da die Hubschrauber und Flugzeuge nicht überall landen könnten. Es ginge zudem darum, das Betanken mit Sprit und Wasser sicherzustellen, sagte Kramer.

Kai-Uwe Lohse, Kreisbrandmeister Harzkreis, im Interview 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min

MDR SACHSEN-ANHALT Sa 07.09.2024 15:04Uhr 00:25 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/harz/audio-waldbrand-brocken-koenigsberg100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Ausweichflughafen in Hasselfelde im Gespräch

Laut Kreisbrandmeister Lohse vom Sonntagabend laufen intensive Gespräche mit der Landesluftfahrtbehörde in Sachsen-Anhalt. "Wir können unter Umständen in Kürze einen Ausweichflughafen in Hasselfelde nutzen", sagte Lohse MDR SACHSEN-ANHALT. Das würde helfen, die Löschflugzeuge noch effektiver einzusetzen: "Wir könnten vom Wasserbetanken bis zum Abwerfen erheblich schneller werden."

Am Brockenmassiv sind seit dem frühen Morgen mehrere Löschflugzeuge und Hubschrauber im Einsatz, darunter ist auch das Löschflugzeug, das der Landkreis Harz extra angeschafft hatte, um bei größeren Waldbränden schnell reagieren zu können. Der aktuelle Brand zeige, wie notwendig das Löschflugzeug sei, sagte der Oberbürgermeister von Wernigerode: "Man braucht Unterstützung aus der Luft. Insofern war das eine gute Investition.

Bildergalerie Der Waldbrand am Brocken im Harz

Blick auf Flammen und Glutnester am Königsberg im Harz unterhalb des Brockens.
Der Waldbrand im Harz breitete sich in der Nacht von Freitag zu Sonnabend weiter aus. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Blick auf Flammen und Glutnester am Königsberg im Harz unterhalb des Brockens.
Der Waldbrand im Harz breitete sich in der Nacht von Freitag zu Sonnabend weiter aus. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Ein Hubschrauber nimmt am Rückhaltebecken am Torfhaus Wasser für die Waldbrandbekämpfung am Brocken auf.
Mehrere Löschfahrzeuge, darunter Flugzeuge und Hubschrauber, sind im Einsatz. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Einsatzkräfte an der Einsatzleitstelle der Feuerwehr in Schierke planen die Waldbrandbekämpfung am Brocken.
Die Einsatzkräfte gehen davon aus, dass die Löscharbeiten mehrere Tage andauern werden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Rauchwolken steigen am Königsberg unterhalb des Brockens auf, aufgenommen vom Wurmberg aus.
Mittlerweile soll eine Fläche von mehr als 20 Hektar betroffen sein. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Ein Hubschrauber wirft Wasser über ein Feuer im Harz unterhalb des Brockens ab.
150 Feuerwehrkräfte aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen sind im Dauereinsatz. Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Matthias Schrader
Ein Kleinlöschflugzeug fliegt über Rauchwolken am Königsberg im Harz unterhalb des Brockens und wirft Wasser ab.
Nach Angaben des Landkreises Harz wurden am Freitag 500 Touristen, Wanderer und Sportler mit Bussen vom Harzgipfel in Sicherheit gebracht. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Ein Kleinlöschflugzeug fliegt über Rauchwolken am Königsberg im Harz unterhalb des Brockens.
Seit Sonnabend gilt eine amtliche Gefahrenmeldung. "Zu ihrer eigenen Sicherheit betreten sie das Gebiet nicht", hieß es. "Meiden sie den Brockenbereich weiträumig." Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Eine dunkle Rauchwolke über einem Wald mit teilweise kahlen Bäumen.
Am Freitagnachmittag war ein Brand nahe der Kesselklippe am Königsberg entdeckt worden. Mittlerweile gibt es laut Feuerwehr acht bestätigte Brandherde, die sich aufgrund des starken Windes weiter ausbreiten. Bildrechte: MDR/Roland Jäger
Rauchwolken steigen am Königsberg unterhalb des Brockens auf, aufgenommen vom Wurmberg aus.
Schnell stiegen Rauchwolken auf. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Rauch steigt auf, als sich Brände im Harz unterhalb des Brockengipfels etwa 30 km (18,6 Meilen) westlich von Wernigerode in Norddeutschland bei Schierke ausbreiten
Und der Waldbrand breitete sich aus. Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Matthias Schrader
Glutnester brennen im Dunkeln am Königsberg.
Die Glutnester waren auch in der Nacht zu Sonntag noch zu sehen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Ein Hubschrauber der Bundeswehr fliegt im Licht der untergehenden Sonne mit einem Wasserbehälter zum Königsberg am Brocken.
Bundeswehr-Hubschrauber unterstützen die Einsatzkräfte vor Ort. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Ein Hubschrauber der Bundeswehr nimmt am Rückhaltebecken am Torfhaus Wasser für die Waldbrandbekämpfung.
Ein Hubschrauber der Bundeswehr nimmt am Schneisee auf dem Wurmberg in Braunlage Wasser für die Waldbrandbekämpfung auf. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Ein Löschflugzeug fliegt über dem Königsberg durch dichte Rauchwolken und wirft dabei Wasser ab.
Auch am Sonntag sollen wieder mehrere Löschflugzeuge im Einsatz sein. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
Ein Hubschrauber ist bei einem Waldbrand am Brocken im Harz im Einsatz.
Acht Hubschrauber waren zwischenzeitlich im Einsatz. Bildrechte: picture alliance/dpa | Swen Pförtner
Bambi Bucket
In sogenannten "Bumbi Buckets" wird das Wasser mit dem Hubschrauber transportiert. Bildrechte: MDR/Michel Holzberger
Alle (18) Bilder anzeigen
Ein Hubschrauber der Bundeswehr nimmt am Rückhaltebecken am Torfhaus Wasser für die Waldbrandbekämpfung.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein

Waldbrand am Brocken im Harz: Lage angespannt

Dass die Lage ist angespannt, sagte auch Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha MDR SACHSEN-ANHALT. Der Wind würde die Löscharbeiten erschweren. Vier Löschflugzeuge und zwei Löschhubschrauber würden regelmäßig Wasser auf die brennende Fläche unterhalb des Gipfels abwerfen.

Der Nationalpark Harz habe mehrere Brandschneisen geschlagen, um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Das Technische Hilfswerk hat aus Holz eine Brücke gebaut, damit Einsatzfahrzeuge näher an den Brandort herankommen. Außerdem seien sich drehende Sprinkleranlagen aufgestellt worden. Die Zusammenarbeit zwischen allen Kräften laufe gut, fasste Kascha bisher den Einsatz zusammen.

In der Nacht hatte sich der Waldbrand weiter ausgebreitet. Das teilte Einsatzleiter Jerry Grunau MDR SACHSEN-ANHALT am Samstagmorgen mit. Mittlerweile könne in dem schwer zugänglichen Gebiet eine Fläche von mehr als 20 Hektar betroffen sein.

Brandbekämpfung aus der Luft – amtliche Gefahrenmeldung

Einsatzleiter Grunau, stellvertretender Stadtwehrleiter von Wernigerode, hatte bereits in der Nacht zu Sonnabend mitgeteilt, dass bei einer Lagebesprechung gegen 6 Uhr das weitere Vorgehen besprochen werden soll. Für Sonnabend seien insgesamt vier Löschflugzeuge und sechs Löschhubschrauber angefordert worden. Die Polizei ermittelt, warum sich der Band zeitgleich an acht Stellen ausbreitete.

Nach Angaben des Landkreises Harz wurden am Freitag 500 Touristen, Wanderer und Sportler mit Bussen vom Harzgipfel in Sicherheit gebracht. Das Gebiet um den Brocken wurde abgesperrt.

Seit Sonnabend gilt eine amtliche Gefahrenmeldung. "Zu ihrer eigenen Sicherheit betreten sie das Gebiet nicht", hieß es. "Meiden sie den Brockenbereich weiträumig." Außerdem sollen Straßen rund um Schierke und den Brocken freigehalten werden.

Mehrere bestätigte Brandherde

Am Freitagnachmittag war ein Brand nahe der Kesselklippe am Königsberg entdeckt worden. Mittlerweile gibt es laut Feuerwehr acht bestätigte Brandherde, die sich aufgrund des starken Windes weiter ausbreiten.

Am Freitagabend waren ein Flugzeug des Harzkreises sowie zwei Maschinen aus Niedersachsen und ein Hubschrauber an den Löscharbeiten beteiligt. Dazu kamen nach Angaben des Landkreises Harz noch rund 100 Feuerwehrleute am Boden.

Wernigerodes Bürgermeister Tobias Kascha sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Freitag, Löschen sei aktuell undenkbar, es gehe erstmal um das Eindämmen. Er beschrieb die Lage als komplizierter als noch bei einem Großbrand an gleicher Stelle vor zwei Jahren.

Im September 2022 war ebenfalls im Bereich Königsberg, unterhalb des Gipfels, ein Feuer ausgebrochen. Damals ging der Einsatz am Brocken über mehrere Tage. Damals wie heute ist das Gebiet weiträumig abgesperrt.

Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha (r.) spricht während einer Pressekonferenz zum Abschluss des Waldbrandes am Brocken im Gerätehaus der Feuerwehr Schierke mit Vertretern der Feuerwehr.
Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha schätzt die Lage komplizierter ein als beim Waldbrand am Brocken vor zwei Jahren. Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein

Brockenbahn ab Drei Annen Hohne gesperrt

Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT betrifft das Feuer ein Areal in der Nähe der Brockenbahn. Dort hatte es in der Vergangenheit schon mehrmals gebrannt.

Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) informierten, dass wegen des Waldbrandes die Strecke zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken gesperrt ist. Es komme zu erheblichen Verzögerungen. Fahrgäste müssten in Busse umsteigen, so die HSB.

Brockenlauf trotz Waldbrand durchgeführt

Der am Samstag geplant Brockenlauf fand trotz des Waldbrandes statt. Das teilte der Veranstalter schon am Freitagabend dem MDR mit. Er widersprach damit anderslautenden Meldungen. Seinen Angaben zufolge waren von den insgesamt vier Läufen die drei kurzen Strecken nicht vom Feuer betroffen. Der 26 Kilometer langen Lauf wurde über eine Alternativstrecke geführt. Der siebenfache Sieger Thomas Kühlmann gewann das Hauptrennen auch in diesem Jahr.

Laut Landeszentrum Wald gilt in vielen Regionen in Sachsen-Anhalt bereits die zweithöchste Warnstufe 4. Im Osten des Landes hat die Waldbrandgefahr sogar die höchste Stufe 5 erreicht. Meteorologen zufolge wird die starke Waldbrandgefahr vorerst nicht abnehmen. Trockenheit und hochsommerliche Temperaturen würden voraussichtlich noch bis zum kommenden Sonntag andauern.

Mehr zum Thema Feuer und Brände in Sachsen-Anhalt

dpa, MDR (Roland Jäger, Hannes Leonard, Michel Holzberger, Oliver Leiste, Daniel George, Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 06. September 2024 | 15:00 Uhr

Mehr aus dem Harz

Mehr aus Sachsen-Anhalt

Eine Grafik zeigt ein Intel Gebäude. 10 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/Intel Corporation / MDR
10 min 17.09.2024 | 01:15 Uhr

Der Chiphersteller Intel hat den geplanten Bau des Werks in Magdeburg auf Eis gelegt. Wir ordnen ein, was die Entscheidung für die Stadt Madgeburg und das Land Sachsen-Anhalt bedeutet.

Di 17.09.2024 01:04Uhr 09:41 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/video-intel-legt-fabrik-magdeburg-auf-eis-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video