Zu wenig Druck Diskussion um Löschwasserbereitstellung in Aschersleber Ortsteil Westdorf
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11. August 2023, 07:13 Uhr
Nach dem Brand zweier Wohnhäuser im Aschersleber Ortsteil Westdorf gibt es dort Diskussionen um die Löschwasserbereitstellung. Anwohner hatten beobachtet, dass die Feuerwehr offenbar Schwierigkeiten hatte, eine gut funktionierende Löschwasserversorgung bereitzustellen. Scheinbar kein neues Problem. Und eines, das es auch anderswo gibt. Die Stadt sucht nach Lösungen.
- Als es Mitte Juli im Aschersleber Ortsteil Westdorf brennt, hat die Feuerwehr offensichtlich Probleme mit dem Löschwasser.
- Die Stadt widerspricht Medienberichten, die eine unzureichende Löschwasserversorgung thematisieren.
- Laut Feuerwehrverband ist das Problem lange bekannt, auch eine Risikoanalyse der Stadt weist auf Mängel hin.
An einem Wochenende Mitte Juli hört Jana Elbe in Westdorf Sirenen. In der Einfamilienhaussiedlung stehen gleich zwei Häuser in Flammen. Es ist an diesem Tag heiß und windig. Die Feuerwehr ist schnell mit einer Drehleiter vor Ort. Jana Elbe beobachtet die Löscharbeiten. Sie und ihre Nachbarn sehen: Offenbar ist zu wenig Wasserdruck auf dem Schlauch. "Und dann haben wir uns gefragt: Warum löscht der denn nicht?" Bis dann irgendwer gesagt habe: Das Wasser reicht nicht.
Mehrere Hydranten mit zu wenig Wasserdruck
Die Feuerwehrleute versuchen offenbar, weiter entfernte Hydranten zu nutzen. Aber auch dort reicht der Wasserdruck anscheinend nicht. In einem Einsatzbericht auf Facebook schreibt die Feuerwehr, dass die Hydranten in der Wohnsiedlung nicht genug Löschwasser bereitgestellt hätten. Schließlich bieten Nachbarn Wasser aus ihren Pools an. Tanklöschfahrzeuge aus Nachbargemeinden werden angefordert. Laut des Einsatzberichtes kommt auch ein Spülwagen der Abwasserwirtschaft zur Einsatzstelle.
Das alles sorgt für Diskussionen im Ort. "Sodass auch die Einwohner hier leider sehen mussten, dass die Kameraden sich sehr bemüht haben, aber das Löschwasser nicht ausreichend war", sagt Ortsbürgermeister Martin Quitschalle.
Stadt nennt andere Gründe für Probleme
Die Mitteldeutsche Zeitung berichtet zuerst über die Ereignisse. Wenige Tage nach dem Brand setzt die Stadt ein Statement auf. "In der örtlichen Presse kam es nach dem Brandereignis zu Berichten, die unter anderem eine unzureichende Löschwasserversorgung thematisieren", schreibt die Verwaltung. "Dem ist entschieden zu widersprechen", lässt sich Oberbürgermeister Steffen Amme zitieren.
Die Stadt verweist auf den starken Wind, die hohen Temperaturen und darauf, dass der Brand von zwei Einfamilienhäusern ein außergewöhnliches Schadensereignis darstelle. Die Wasserleitung in der Wohnsiedlung habe eine gängige Größe und Leistung. Die Feuerwehr verfüge über einen Schlauchwagen mit 2.000 Metern Schlauch und Pumpentechnik.
Außerdem verweist die Stadt auf ein regelmäßiges Gutachten zum Brandschutz. Die sogenannte Risikoanalyse. "Auch in der 3. Fortschreibung der Risikoanalyse wurde ermittelt, dass in der Ortslage Westdorf der Grundschutz mit Löschwasser besteht."
Risikoanalyse attestiert Verschlechterung
Aber genau in dieser Risikoanalyse ist auch von Mängeln bei der Löschwasserbereitstellung die Rede. Die Gutachter attestieren eine "zunehmende Verschlechterung der Leistungsfähigkeit" und "zu wenige Hydranten". Eine Kompensation durch Wasserentnahme aus offenem Gewässer sei aufgrund des niedrigen Wasserstandes nur noch bedingt möglich. Für die Löschwasserversorgung sind die Städte zuständig. Die Feuerwehren nutzen im Brandfall häufig das Trinkwassernetz des örtlichen Versorgers.
"Da gibt's Vorschriften, was zur Verfügung stehen muss. Ich kann das nicht verstehen, warum die Stadt sich auf so eine Position begibt. Ist mir völlig unerklärlich", sagt Ortsbürgermeister Quitschalle.
Das Problem sei lange bekannt. Vor vier Jahren habe im Harzweg ein Dachstuhl gebrannt. "Da war das gleiche Problem: zu wenig Löschwasser", sagt Quitschalle. Im vergangenen Jahr habe es bei einem anderen Dachstuhlbrand das gleiche Problem gegeben.
Mögliche Lösungen
In der vergangenen Woche gab es ein Treffen mit Vertretern des Ortschaftsrates, der Feuerwehr Westdorf, der Stadt und dem Trinkwasserversorger Midewa. Danach teilte die Stadt mit, es werde geprüft, wo gegebenenfalls Hydranten nachzusetzen oder zu ersetzen seien. Außerdem sollen Maßnahmen zur Reduzierung des Druckverlustes vorgenommen werden.
Mit der Feuerwehr selbst über die Ereignisse am Tag des Brandes zu sprechen, hat die Stadt MDR SACHSEN-ANHALT nicht gestattet. Wir haben deshalb beim Feuerwehrverband nachgefragt. Probleme mit der Löschwasserbereitstellung gibt es demnach auch anderswo. Städte würden mitunter einfache Löschwasserbehälter nachrüsten. Kai-Uwe Lohse vom Landesfeuerwehrverband sagte: "Im südlichen Teil Sachsen-Anhalts sind sie mir oft vorgekommen, diese flexiblen Löschwasserbehälter, die in einzelnen Ortsteilen von abgelegenen Gemeinden errichtet wurden. Das ist mit Sicherheit eine Lösung."
Anwohner verunsichert
Die Situation sorgt jedenfalls für Verunsicherung in Westdorf. Als sie kurze Zeit nach dem Brand in den Urlaub gefahren sei, habe sie ein paar mehr Sicherungen als sonst herausgedreht, sagt Anwohnerin Jana Elbe.
Beim Hauskauf habe sie darauf geachtet, dass die Straße vernünftig sei, ob es vernünftiges Internet gebe. "Ich hätte beim besten Willen niemals daran gedacht zu schauen, ob wir genug Löschwasser haben", sagt sie. Sie und ihre Nachbarn hoffen, dass nun schnell etwas passiert.
MDR (Tom Gräbe, Fabienne von der Eltz, Cornelia Winkler)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. August 2023 | 19:00 Uhr
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