Auf einem Schild an einem Backsteinhaus steht "Freiwillige Feuerwehr". Davor steht ein Bauzaun.
Weil das alte Gerätehaus der Drohndorfer Feuerwehr einsturzgefährdet ist, musste es gesperrt werden. Bildrechte: MDR/Marko Litzenberg

Ortsteile Freckleben und Drohndorf Aschersleber Feuerwehrstreit vorerst beendet

23. Februar 2017, 15:50 Uhr

Zwei lange Jahre hat die Stadt Aschersleben mit den Ortswehren um den Bau eines Feuerwehrdepots gestritten. Nun entschied der Stadtrat: Die Kameraden aus Freckleben und Drohndorf erhalten jeweils ihr eigenes neues Gerätehaus – zum Missfallen von Oberbürgermeister Andreas Michelmann.

"Wir haben für alle Feuerwehren in allen Ortschaften von Aschersleben gekämpft", sagt der Drohndorfer Wehrleiter Ronny Leidenfrost nach dem Stadtratsbeschluss in Aschersleben am Mittwochabend. Schließlich haben die Stadträte gerade mehrheitlich beschlossen, dass seine Feuerwehr doch ein eigenes neues Feuerwehrdepot bekommen soll. Ein Sieg über zwei Jahre andauernden Streit um das Gerätehaus.

Der Streit schwelt seit zwei Jahren

Die Stadtverwaltung von Aschersleben hatte eigentlich andere Pläne mit den Kameraden aus dem Ortsteil Drohndorf. Sie sollten sich ein Depot mit den Kameraden aus dem Nachbarort Freckleben teilen. Die Stadt wollte zwischen beiden Dörfern – genau in der Mitte – ein gemeinsames Gerätehaus bauen. 1,4 Millionen Euro hatte man dafür veranschlagt. Beide dörflichen Gerätehäuser sind deutlich in die Jahre gekommen, das Drohndorfer wegen Einsturzgefahr sogar gesperrt.

Aber: Für die Drohndorfer Kameraden kommt ein gemeinsames Depot einer Zwangsfusion mit der benachbarten Feuerwehr gleich. Man habe nichts gegen die Frecklebener Kollegen, ganz im Gegenteil, beteuert der Drohndorfer Ronny Leidenfrost. Aber Feuerwehr sei eben mehr als nur löschen und bergen. "Eine Feuerwehr bedeutet auch Identität eines Ortes, genau wie die Kirche", so Leidenfrost. Und diese Identität sahen die Drohndorfer Kameraden in Gefahr, wenn man kein eigenes Gerätehaus mehr habe. "Immer mehr wird uns weggenommen. Was kommt als nächstes? Die Kita?", begründet der Ortswehrleiter die Ablehnung eines gemeinsamen Depots.

Stadtrat fällt Entscheidung: Sieg für die Ortswehren

Rein monetär hätte der Vorschlag der Stadtverwaltung Aschersleben durchaus einen Sinn gehabt: Statt zwei Depots, hätte nur eins gebaut werden müssen, das hätte Baukosten gespart. Auch beim Unterhalt, also Heizung, Wasser, Strom, hätte gespart werden können. Und so hattte man im Rathaus für zwei Depots die Kosten bei 1,9 Millionen ausgemacht. Ein gemeinsames Feuerwehrdepot wäre 500.000 Euro günstiger.

Allerdings hat die Verwaltung die Rechnung ohne die Stadträte gemacht. Denn die folgten mehrheitlich der Argumentation der Drohndorfer Kameraden und einem Antrag von CDU/FDP und SPD/Grünen. Nach über einstündiger Debatte beschlossen sie am Mittwochabend, mit 18 Ja- und 14 Nein-Stimmen, sowohl Drohndorf als auch dem Nachbarort Freckleben jeweils ein Depot zu spendieren.

Drohndorfer Feuerwehr ist kultureller Mittelpunkt

Sabine Herrmann, stellvertretende Ortsbürgermeisterin von Drohndorf, hofft nun, dass ihr Ort bis 2019 ein neues Gerätehaus bekommt. "Die Wehr ist auch kultureller Mittelpunkt unseres Dorfes, unterstützt uns bei Feierlichkeiten und ist auch in der Jugendarbeit sehr aktiv", so Herrmann. Tatäschlich gilt die Drohndorfer Wehr als besonders rührig, 51 Bürger des Dorfes sind Mitglied und damit jeder zehnte Einwohner. Wöchentlich trifft sich die Jugendwehr zu Ausbildungen und Veranstaltungen und übernimmt somit auch die Rolle einer Freizeiteinrichtung. 19 Kinder und Jugendliche kommen regelmäßig.

Aschersleber Oberbürgermeister prüft Veto

Für Ascherslebens Oberbürgermeister Andreas Michelmann (Wählerinitiative) ist die Entscheidung des Stadtrates nur schwer nachvollziehbar. "Hier wurde eine emotionale Entscheidung getroffen, und keine, die auf Sachargumenten beruht", so seine frustrierte Reaktion direkt nach dem Beschluss. Schließlich betrifft das Votum des Stadtrates den Haushalt der gesamten Stadt – und die Mittel seien nun mal knapp. An ihm sei es nun, schiebt er hinterher, zu prüfen ob dieser Beschluss mit der Gemeindeordnung vereinbar sei und ob er Veto gegen den Stadtratsbeschluss einlegt. Eine Woche möchte er sich für diese Entscheidung Zeit lassen. 

Möglicherweise geht der Streit also weiter – die Drohndorfer Kameraden aber sind nach wie vor kampfeslustig. Falls Oberbürgermeister Michelmann Widerspruch einlegen sollte, werde man weiter für das eigene Depot kämpfen, kündigte Ortswehrleiter Ronny Leidenfrost vorsorglich an. Er hoffe allerdings, dass der Oberbürgermeister den Stadtratsbeschluss akzeptiere.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 23.02.2017 | 08.30 Uhr
MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 23.02.2017 | 19:00 Uhr

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