Finanzieller Druck Nach Aus für Geburtsstation in Halberstadt: Harz schließt Klinik-Rückkauf nicht aus
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31. Januar 2024, 11:40 Uhr
Nach der angekündigten Schließung der Geburtenstation in Halberstadt will der Landkreis Harz die Verträge mit Klinikbetreiber Ameos auf den Prüfstand stellen. Der Landrat schließt nicht aus, die Klinik zurückzukaufen. Unterdessen wird weiter nach Lösungen für werdende Mütter in der Region gesucht.
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- Der Landkreis Harz überlegt, das Krankenhaus in Halberstadt zurückzukaufen, wenn Betreiber Ameos Verträge nicht eingehalten hat. Anlass ist die Schließung der Geburtenstation.
- Ameos verweist auf die angespannte finanzielle Lage und spricht von einer existenziellen Krise.
- Freiberufliche Hebammen könnten die Kreißsäle künftig nutzen. Über diese Lösung diskutiert die Politik vor Ort.
Der Landrat des Landkreises Harz Thomas Balcerowski (CDU) spricht sich dafür aus, die Einhaltung der Verträge des Ameos-Klinikums in Halberstadt zu überprüfen. Er reagiert damit auf die angekündigte Schließung der Geburtenstation. Balcerowski sagte MDR SACHSEN-ANHALT, der Verkauf des Klinikums 2004 an Ameos sei ein kommunalpolitischer Fehler gewesen.
Es sei aus seiner Sicht zu prüfen, inwieweit der Klinikbetreiber Ameos seinen vertraglichen Pflichten nachkomme. "Wenn die Verträge nicht eingehalten werden, mit dem Landkreis Halberstadt, Rechtsnachfolger Landkreis Harz, werden wir versuchen, das Klinikum zurückzubekommen, weil ich glaube, das gehört am Ende eigentlich alles in eine Hand, in die öffentliche Hand", so der Landrat.
Ameos-Geschäftsführer Freddy Eppacher erklärte MDR SACHSEN-ANHALT: "Wir sind in einer existentiellen Krise, die uns alle betrifft. Auch der Landkreis Harz musste Millionen an Liquidität zuschießen für den Krankenhausbetrieb. Und es hilft uns allen nicht, wenn wir uns jetzt miteinander beschäftigen. Die klare Antwort von uns allen gemeinsam muss sein: Krankenhäuser brauchen eine auskömmliche Finanzierung."
Kreißsäle für freiberufliche Hebammen nutzbar?
Die Ameos-Klinik in Halberstadt schließt zu Ende Januar ihre Geburtenstation. Kommunalpolitiker um Oberbürgermeister Daniel Szarata (CDU) würden nun versuchen, eine Lösung zu finden, damit auch weiterhin in den Räumlichkeiten entbunden werden kann. Dazu wird nun die Idee diskutiert, die Kreißsäle für freiberufliche Hebammen bereitzustellen. Landrat Balcerowski begrüßte die Initiative.
Wenn die Verträge nicht eingehalten werden, (...) werden wir versuchen, das Klinikum zurückzubekommen, weil ich glaube, das gehört am Ende eigentlich alles in eine Hand, in die öffentliche Hand.
Über diese Lösung haben Stadt und Klinik am vergangenen Mittwochabend beraten. Szarata erklärte, er wolle den für 1,5 Millionen Euro frisch sanierten Kreißsaal nicht aufgeben. Die Versorgungs-Angebote der Gynäkologie, Kinderheilkunde und Kinderintensivstation in Halberstadt stehen in der aktuellen Spardiskussion nicht zur Debatte.
Nächste Geburtskliniken in Aschersleben, Wernigerode und Magdeburg
Die räumlich nächsten Geburts-Kliniken für Schwangere im Raum Halberstadt sind in Aschersleben, Wernigerode und Magdeburg. Im Dezember 2021 hatte Ameos bereits die Kindermedizin und Geburtshilfe in Schönebeck im Salzlandkreis geschlossen. Damals sei aber Personalmangel der Grund gewesen, so das Unternehmen.
In Sachsen-Anhalt war zuletzt die Zahl der Geburten zurückgegangen. Laut Statistischem Landesamt wurden im Jahr 2023 rund 13.500 Kinder geboren. 2022 waren es noch etwa 14.500.
MDR (Karin Roxer, Maximilian Fürstenberg, Michel Holzberger, André Plaul, Marvin Kalies, Marcel Knop-Schieback, Mario Köhne) | Erstmals veröffentlicht am 24.01.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 30. Januar 2024 | 19:00 Uhr
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