Technik auf der Straße Straßenschäden mit KI entdecken
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23. März 2025, 10:11 Uhr
Herkömmliche Handykameras und künstliche Intelligenz entlasten die Straßenmeisterei im Landkreis Börde. Der Kreis kann so objektiv nachvollziehen, welche Kreisstraße repariert werden muss und wie sich die Reparaturen bewähren. Das Geld effektiv einzusetzen, ist aufgrund klammer Haushaltslage wichtig.
- Mit einer App kartieren Streckenwarte das Straßennetz in der Börde.
- Sticker von Fußballvereinen auf Verkehrsschilder werden häufiger zum Problem.
- Die Zuschüsse des Landes reichen laut Kreis nicht zur Behebung der Schäden.
Das Ruckeln im Transporter von Streckenwart Michael Hoppe wird übertönt vom ständigen Klicken einer Kamera. Es geht über die Landstraße von Uthmöden in Richtung Bülstringen. Schlaglöcher, Risse, Schwellen – gerade nach dem Winter zeigt sich der ein oder andere Schaden auf den Straßen. Hinzu kommen umgefahrene Leitpfosten. Hauptverursacher in der Börde: Lkw-Verkehr und große landwirtschaftliche Maschinen.
Michael Hoppe hat ein handelsübliches Smartphone an seiner Windschutzscheibe montiert und registriert die Schäden praktisch im Vorbeifahren. "Als Mensch bekommt man nicht alles mit und die App macht alle 4 Meter ein Foto. Damit wird dann alles erfasst", sagt er. Für große Straßenschäden steigt Hoppe aus, dokumentiert sie und könnte bei dringenden Fällen sogar die Reparatur-Kolonne sofort per App auf den Schaden hinweisen.
Zuständigkeit für Straßen in Sachsen-Anhalt
- Autobahnen: Zuständig ist die Autobahn GmbH, finanziert durch den Bund
- Bundesstraßen (zB. B1 bei Genthin): zuständig für die Instandhaltung ist der Bund, bzw. wird die Aufgabe auch an das Land Sachsen-Anhalt übertragen
- Landesstraßen (zB. L65 bei Nienburg): zuständig ist das Land Sachsen-Anhalt, bzw. die Landesstraßenbaubehörde
- Kreisstraßen (zB. K1241 bei Güterglück): zuständig sind die Landkreise
- Gemeindestraßen: zuständig sind die Gemeinden
Mit dem gesammelten Bildmaterial geht es in das Amt für Straßenbau und -unterhaltung in Haldensleben. Dort werden die Bilder auf einen Server gespielt und das Programm erstellt eine digitale Karte, ähnlich wie bei Streetview von Google. Mittels künstlicher Intelligenz analysiert das Programm der Firma Vialytics Schäden und bewertet sie nach Dringlichkeit der Reparatur. Neben dem Kreis Börde nutzen etwa auch die Gemeinde Barleben oder die tschechische Hauptstadt Prag dieses Programm.
"Das sind dann auch objektive Daten. Wir können vom Büro aus sehen, wo die Straßen besonders oft beschädigt sind, wie gut die Reparaturen wirken und wo wir als nächstes sanieren müssen", sagt Straßenmeister Frank Holzheuer. "Da kann man auch ganz sachlich dann in den Kreistag gehen und neue Projekte vorschlagen." Das Programm biete zudem weitere Möglichkeiten. So hat der Landkreis Börde auch begonnen, die Bäume entlang der Straßen digital zu kartieren und jede Neupflanzung aufzunehmen. Auch die Pflege des Grüns entlang der Kreisstraßen kann so leichter koordiniert werden.
Fußballsticker werden zunehmend zum Problem
Der Landkreis Börde ist für 600 Kilometer Kreisstraße zuständig – die meisten im Sachsen-Anhalt-Vergleich. Streckenwart Michael Hoppe kümmert sich um ein gutes Drittel davon. Zunehmend bemerkt er Verkehrsschilder mit Fußballstickern. "Man ist selber FCM-Fan, aber das muss nun wirklich nicht sein", meint er. Auch illegal entsorgter Müll ist für ihn keine Besonderheit. "Asbestplatten, Elektrogeräte, Sperrmüll – mich wundert da mittlerweile wenig." Hier kann die App nur bei der Dokumentation helfen, der Rest bleibt Handarbeit.
Straßenwart Hoppe sagt, das Programm hat sich bewährt. Auch Verkehrsdezernent Denis Grube ist überzeugt von der digitalen Straßenkarte. "Wir können hier direkt nachvollziehen, wie sich der Zustand der Straßen entwickelt. Noch ist er weitestgehend gut." Doch immer mehr Straßen rutschen in den roten Bereich. "Wir haben für uns einen dringenden Investitionsbedarf von rund 70 Millionen ausgemacht", sagt Gruber.
Landkreise kürzen die Ausgaben
Dem gegenüber stehen rund 4,1 Millionen Landeszuweisung für den Neubau von Straßen und in etwa nochmal so viel für die Erhaltung. Der Kreis könnte 70 Millionen Euro niemals in einem Jahr verbauen, das ist auch klar. Aber, genau wie andere Landkreise, warnt auch die Börde vor einer zunehmenden Verschlechterung der Infrastruktur.
Für den Landkreis Börde, der sich nur über Landesmittel und die Kreisumlage der Gemeinde finanziert, eine defizitäre Situation. "Zumal die Kosten für Neubau und Instandhaltung heute bei Straßen sind wesentlich erhöht haben, vor allem innerorts wegen den Leitungen. Von Brücken will ich da gar nicht anfangen", sagt Straßenmeister Holzheuer. Kann das Land mehr geben? Es hat selbst zuletzt deutlich bei den Ausgaben für neue Straßen gekürzt. Entlastung könnte aus dem Sondervermögen des Bundes kommen. Nach Ausschreibungen wären in der Börde aber wohl erst Projekte ab 2026 möglich.
MDR (Max Hensch, Max Schörm)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 22. März 2025 | 19:00 Uhr
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